Fernbusverkehr Flixbus saugt frisches Kapital auf

Deutschlands Marktführer im Fernbusverkehr braucht Geld für die weitere Expansion. Der US-Investor Silverlake steigt ein und bringt mehrere hundert Millionen Euro mit.

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Flixbus braucht Geld für die Expansion. Quelle: Reuters

Düsseldorf Keine vier Jahre ist der Fernbuspionier Flixbus alt, 1000 Menschen arbeiten inzwischen direkt für ihn, er macht rund 400 Millionen Euro Umsatz, ist mit 90 Prozent absoluter Marktführer. Die drei Flixbusgründer Jochen Engert, Daniel Krauss und André Schwämmlein haben den Markt abgeräumt. Der schärfste Konkurrent Meinfernbus ist geschluckt, Postbus und Deutsche Bahn sind als Wettbewerber ausgestiegen. Jetzt geht es an die Expansion in den europäischen Nachbarländern.

Geschafft hat das Trio das allerdings nicht allein dank seiner Geschäftsidee. Die hatten auch andere. Erfolgsreich sind die Flixbus-Macher besonders in Finanzierungsfragen. Vor zwei Jahren stieß im Zuge der Übernahme von Meinfernbus der US-Finanzier General Atlantik hinzu. Die Kapitalbasis von Flixbus/Meinfernbus stieg von sechs auf über 100 Millionen Euro. Jetzt beteiligt sich mit Silverlake ein zweiter amerikanischer Investor.

Flixbus selbst macht keine Angaben über die Höhe der Finanzspritzen. Silverlake beteiligt sich aber an Unternehmen nur mit Beträgen über 250 Millionen Dollar. Da die anderen Aktionäre von Flixbus General Atlantik, Daimler, Holtzbrinck Ventures und weitere aber nach Informationen des Handelsblatt ihre relativen Beteiligungen halten wollen, dürfte die Kapitalerhöhung diesmal noch weitaus üppiger ausfallen. Die Gesamtfinanzierung des Fernbusunternehmens wird jetzt bei deutlich über einer halben Milliarde Euro liegen. Flixbus selbst macht dazu keine weiteren Angaben.

Gegenüber dem Handelsblatt sagte Schwämmlein, das neue Kapital wird zur Finanzierung der laufenden Auslandexpansion und dem Ausbau der Technologie gebraucht. Flixbus drängt nach Frankreich, Italien, Skandinavien und in mitteleuropäische Länder. Dort werden neue Buspartner verpflichtet und Liniennetze aufgebaut.

Ziel ist es, Ende 2017 rund 100 Millionen Tickets seit dem Start des Unternehmens im Februar 2013 verkauft zu haben. Aktuell sind es seinen Angaben zufolge 60 Millionen Tickets. Deutlich gestiegen ist bereits jetzt der Auslandsanteil. 30 Prozent der Tickets werden in Ländern außerhalb Deutschlands verkauft, vor einem Jahr waren es Unternehmensangaben zufolge erst zehn Prozent.

Seit dem Marktaustritt der Deutschen Bahn im Inlandsreiseverkehr (Berlin Linienbus) und dem Kauf von Postbus durch Flixbus ist hierzulande die Zahl der angebotenen Verbindungen um etwa 30 Prozent gesunken. Das berichtet das Internetportal Fernlinienbusnetz.de. Schwämmlein begründet das auch mit der Bereinigung des eigenen Netzes, Parallelverkehre seien gestrichen und saisonbedingt das Angebot reduziert worden. Im kommenden Jahr sieht Schwämmlein sogar wieder Wachstum im deutschen Markt. Weitere mittelgroße Städte sollen in das Netz eingebunden werden. Dann werden auch wohl Fernbuskunden im mondänen Baden-Baden, das sich selbst „Weltbad im Schwarzwald“ nennt, eine Flixbus-Station bekommen.

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