Fernsehhersteller schafft Wende nicht Loewe meldet Insolvenz an

Der traditionsreiche Fernseher-Hersteller Loewe meldet Insolvenz an. Das Unternehmen werde am Dienstag Antrag auf Planinsolvenz beim Amtsgericht Coburg stellen, sagte Unternehmenschef Matthias Harsch.

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Das Amtsgericht Coburg habe einem Insolvenzverfahren in Eigenregie zugestimmt, teilte das oberfränkische Unternehmen am Dienstag mit. Loewe-Chef Matthias Harsch hofft nun, bis Ende des Monats einen rettenden Investor zum Einstieg bewegen zu können. Dem Gläubigerausschuss werde ein Sanierungsplan vorgelegt, in dem ein neuer Geldgeber vorgesehen sei, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Loewe leidet seit längerem schwer unter einer Absatzflaute und der harten Konkurrenz von Herstellern wie Samsung und LG Electronics aus Korea. Im ersten Halbjahr war der Umsatz um fast 40 Prozent auf 76,5 Millionen Euro abgesackt.

Die Evolution der Loewe-Produkte
Erster Loewe-FernseherDer erste Loewe-Fernseher kam 1931, acht Jahre nach der Gründung des Unternehmens durch Siegmund und David L. Loewe auf den Markt. Quelle: Loewe AG
Der TV-Hersteller gehört zu den „letzten Mohikanern“ der europäischen Elektronikkonzerne. Das deutsche Traditionsunternehmen lässt im Gegensatz zur Konkurrenz nicht in China fertigen, sondern ausschließlich in Kronach in Oberfranken. Siegmund Loewe (links) und der Physiker Manfred von Ardenne (rechts) arbeiteten eng an bei der Entwicklung neuer Geräte zusammen (1928). Quelle: Loewe AG
Ortsempfänger „OE333“Noch bevor Loewe ins Fernsehgeschäft einstieg, wurde seit 1926 der Loewe Ortsempfänger „OE333“ produziert. Er lief mit einer Dreifachröhre, die der Physiker Ardenne mitentwickelte. Quelle: Loewe AG
„Optaphon“1950 kam dann das „Optaphon“, das erste Kassetten-Tonbandgerät, auf dem Markt. Zwischenzeitlich waren während der Zeit des Nationalsozialismus die Gründungsbrüder aus dem Unternehmen ausgeschieden und in die USA geflohen. Quelle: Loewe AG
„Iris“Im Jahr 1951 stellte Loewe den Fernseher „Iris“ vor. Quelle: Loewe AG
„Optaport“Eine Besonderheit stellte im Jahr 1963 der „Optaport“ dar. Es war der erste tragbare Fernseher überhaupt. Die Bildschirmdiagonale betrug 25 cm und dank eines eingebauten UKW-Moduls konnte man auch Radio hören. Quelle: Loewe AG
„Art 1“Mit dem „Art 1“ führte Loewe im Jahr 1985 eine ganz neue Generation von Fernsehern ein, die unter anderem auf besonders große Lautsprecher setzten und ein völlig neues Designkonzept verfolgten. Quelle: Loewe AG

Harsch hält die Chancen für eine Rettung in letzter Minute für gut. "Wir haben sechs Angebote von Investoren, über die wir in den kommenden vier Wochen entscheiden", sagte der Loewe-Chef. "Es gibt eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir bis Ende Oktober einen neuen Investor haben werden." Das operative Geschäft sei bis etwa Jahresende finanziert. "Ohne Investor ist es natürlich aus." An der Börse flohen die Anleger in Scharen, die Loewe-Aktie sackte um ein Drittel auf 4,10 Euro ab.


Bereits im Sommer drohte den Kronachern, die seit Jahren Verluste schreiben, das Geld auszugehen. Sie beantragten ein Schutzschirmverfahren, um zunächst Ruhe vor den Gläubigern zu haben. Im Zuge der Sanierung verloren mehr als 300 der einst über 1000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Loewe fand in der Zeit zwar mit dem chinesischen Wettbewerber Hisense einen Partner für Technologie und den Vertrieb in Asien. Die Staatsfirma brachte allerdings kein frisches Geld mit. Mit der nun folgenden Planinsolvenz ist Loewe seine Gläubiger los, das Unternehmen formal entschuldet. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Pleite wird dem Erfinder des elektronischen Fernsehens kein Insolvenzverwalter an die Spitze gesetzt. Die Geschäftsführung darf unter den Augen eines Sachwalters selbst versuchen, die Wende zu schaffen.

Der Freistaat Bayern hat Loewe bereits zugesagt, eine Finanzspritze eines neuen Geldgebers mit einer Bürgschaft abzusichern. Altlasten wollte die Landesregierung allerdings nicht finanzieren. Der japanische Wettbewerber Sharp und der frühere Aufsichtsratschef Rainer Hecker haben ihre Anteile von insgesamt knapp der Hälfte bereits gebündelt, um sie schnell einem neuen Investor übertragen zu können, der von einem verpflichtenden Übernahmeangebot befreit ist.

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