Haben Sie schon auf Ihren Kontostand geschaut? Wenn nicht, holen Sie das nach. Denn er könnte sich positiv verändert haben. Dann nämlich, wenn Sie zu den Beschäftigten gehören, die von ihrem Arbeitgeber ein Weihnachtsgeld erhalten. Das wird meistens mit dem November-Gehalt ausgezahlt.
Über ein Weihnachtsgeld können sich in diesem Jahr mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer freuen – rund 14 Millionen sind es nach Schätzungen von Experten. Genauere Zahlen gibt es nicht. „In Unternehmen mit Tarifvertrag sind es 70 Prozent und in Unternehmen ohne Tarifvertrag 42 Prozent“, sagte Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das hat eine Umfrage seiner Einrichtung ergeben.
Es gibt aber Unterschiede zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands. Während im Westen knapp 60 Prozent Weihnachtsgeld bekommen, sind in es in Ostdeutschland lediglich rund 40 Prozent, zeigen Zahlen des WSI-Tarifarchivs. Teilweise sind die unterschiedlichen Zahlungen auch in Tarifverträgen festgeschrieben.
Die gute Nachricht: Viele Arbeitnehmer erhalten 2012 eine größere Sonderzahlung als im Vorjahr. Bei rund sieben Millionen Beschäftigten überweisen die Arbeitgeber mehr Geld. Grund dafür sind die höheren Tarifabschlüsse in zahlreichen Branchen, wie die Böckler-Stiftung herausgefunden hat.
Da das Weihnachtsgeld in den meisten Tarifverträgen prozentual vom Bruttogehalt gezahlt wird, erhöht sich mit den Tarifabschlüssen also auch die Sonderzahlung. Zahltag für Arbeitgeber! In vielen Fällen können sich die Arbeitnehmer über das sogenannte 13. Monatsgehalt freuen. Es gibt volle 100 Prozent eines Brutto-Monatsgehalts obendrauf.
Die Zahlung ist quer durch alle Branchen üblich. Energieunternehmen wie EnBW zahlen es, die Deutsche Bank und die Commerzbank oder auch die Deutsche Post. Chemieunternehmen wie BASF und Bayer zahlen als „Jahresleistung“ immerhin noch 95 Prozent des Bruttogehalts, bei den Autobauern Daimler und Opel gibt es nicht mehr als 55 Prozent.
Tradierte Gehaltsbestandteile abgeschafft
Zum Teil wird die Zahlung auch über das Jahr verteilt. Die Mitarbeiter des Bodenpersonals der Lufthansa erhalten die Hälfte des 13. Monatsgehalts mit der November-Vergütung, im Frühjahr gibt es die andere Hälfte als Urlaubsgeld. Piloten und Flugbegleiter erhalten ihr Weihnachtsgeld das ganze Jahr über – die Auszahlung wird auf zwölf Monate verteilt. Mit dem November-Gehalt haben sie also nicht mehr Geld auf dem Konto als sonst am Monatsende.
Doch genau darauf hofft der Einzelhandel. Vor allem weil die Branche im Oktober nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom Freitag preisbereinigt 2,8 Prozent weniger umsetzte. Eine überraschende Umsatzdelle. Spätestens an diesem Wochenende soll es daher richtig brummen in Deutschlands Innenstädten. Dem Weihnachtsgeld sei Dank.
„Der Handel profitiert davon, weil zur Weihnachtszeit viele Arbeitnehmer mit dem zusätzlichen Geld Geschenke einkaufen gehen oder sich selbst etwas gönnen“, heißt es vom Handelsverband Deutschland (HDE). „Alle Indikatoren sind positiv, selbst das Wetter scheint mitzuspielen, es wird winterlicher“, sagte HDE-Geschäftsführer Kai Falk. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) rechnet aber allenfalls mit einer leichten Steigerung der Umsätze im Weihnachtsgeschäft – trotz der höheren Zahlungen beim Weihnachtsgeld.
45 Prozent der Arbeitnehmer haben ohnehin nicht mehr Geld als sonst nach der monatlichen Lohn- oder Gehaltsüberweisung. Unter den Unternehmen, die ihren Beschäftigten keine Sonderzahlung gönnen, sind auch einige große Arbeitgeber. Zum Beispiel der Sportartikelhersteller Adidas. „Adidas hat sich bereits vor Jahren gegen Weihnachtsgeschenke und -karten entschieden“, erklärt das Unternehmen. Stattdessen würden soziale Projekte unterstützt.
Das Softwareunternehmen SAP hat „schon seit längerem tradierte Gehaltsbestandteile wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld abgeschafft“, wie der Konzern Handelsblatt Online mitteilt. Im Gegenzug hat SAP aber ein Programm zur Erfolgsbeteiligung ins Leben gerufen.
„Zielgröße ist bei Erreichen des Unternehmenserfolges ein Monatsgehalt pro Mitarbeiter“, so SAP. Dazu gebe es individuelle variable Gehaltsbestandteile, die abhängig von der Leistung gezahlt würden. Dann gibt es mehr Geld – nicht nur zu Weihnachten.