Fleischkonsum Verbraucher müssen mehr für Schweinefleisch zahlen

Nach den Krisenjahren 2014 und 2015 für die Landwirte haben die Schlachtpreise wieder angezogen. Verbraucher müssen mehr für ihr Kottelet zahlen. Einen großen Anteil daran trägt China.

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Der Preis der in Deutschland am meisten konsumierten Fleischsorte steigt. Quelle: dpa

Damme Verbraucher müssen für Schweinefleisch tiefer in die Tasche greifen. Die Preise seien im August 2017 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen, sagte Thomas Els von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn. Schweinefleisch sei nach wie vor die am meisten konsumierte Fleischsorte in Deutschland. 60 Prozent – das sind 600.000 Tonnen – der nachgefragten Rohfleischmenge komme vom Schwein, mehr als Hähnchenfleisch und Rindfleisch zusammen. Im Schnitt koste ein Kilo Schweinekottelet 5,58 Euro, und ein Kilo Filet 10,28 Euro.

Über die gestiegenen Preise freuen sich vor allem die Schweinehalter: Schon seit einigen Wochen liege der Kilopreis bei etwa 1,70 Euro, sagt Matthias Quaing, Marktexperte der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz in Damme (Kreis Vechta). „Mehr oder weniger seit den gesamten Sommerferien haben wir einen stabilen Preis gehabt“, sagt Quaing.

Ein kostendeckender Preis liege bei etwa 1,60 Euro pro Kilo. Aber nach wie vor spürten die Betriebe die Krisenjahre 2014 und 2015, mit Durchschnittspreisen um die 1,38 Euro. Bei den meisten Betrieben müssten erst die Löcher aus dieser Absatzkrise gestopft werden.

Vor allem die Nachfrage aus dem Export habe zu einem guten Preisniveau geführt, sagt Quaing. „Was im ersten Halbjahr 2017 die Preise nach oben gezogen hat, war die gute Nachfrage aus China“, sagt Quaing. Die Nachfrage nach Schweinefleisch im Inland sei rückläufig.

Wie groß dieser Rückgang sei, darüber gebe es unterschiedliche Angaben. Einige Statistiken gingen von bis zu sieben Prozent Nachfragerückgang im Vergleich zum Vorjahr aus. „Tatsache ist: Die Nachfrage nach Schweinefleisch geht zurück, vor allem bei Frischfleisch“, sagte Quaing. Dafür nehme die Bedeutung von zubereiteter Ware zu. Die Leute griffen eher zu Produkten, die weniger Zubereitungszeit erforderten.

Die Sommerferien als Grillsaison würden sich auf die Erzeugerpreise nur wenig auswirken, sagte Quaing. Eigentlich fange die Grill-Zeit schon im April an, wenn die Einzelhändler ihr Sortiment umstellten. „Da sind die Preise gut angezogen, auch um die Pfingstfeiertage herum, da hatten wir auch schon einmal 1,81 Euro pro Kilo.“ Das liege aber auch daran, dass zu dieser Zeit das Angebot an Schweinen im Jahresverlauf am niedrigsten sei. Der Grund sei der Fruchtbarkeitszyklus der Tiere. Zu den Sommerferien seien die Preise wieder heruntergegangen, weil mit der Reisezeit auch die Nachfrage sinke.

Laut Statistischem Bundesamt gab es zum Stichtag 3. Mai 2017 27,1 Millionen Schweine in Deutschland. Im Vergleich zum November 2016 sank der Schweinebestand um 1 Prozent, die Zahl der Mastschweine ging um 3,5 Prozent auf 11,8 Millionen Tiere zurück. Stärker als der Bestand an Schweinen ging die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung zurück, sie sank um 2,7 Prozent auf 23.800. Hier waren vor allem die Zuchtsauenhalter betroffen, deren Zahl in dem Zeitraum um 4,3 Prozent abnahm und im Mai nur noch 8400 Betriebe betrug.

In Süddeutschland, mit im Durchschnitt eher kleineren Betriebsgrößen, hätten mehr Landwirte die Schweinehaltung aufgegeben als in anderen Regionen Deutschlands. Damit verlagere sich die Tierproduktion immer mehr in den Nordwesten Deutschlands, „obwohl wir hier schon eine so große Tierdichte haben“, sagt Quaing.

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