Flüge gestrichen Neue Rückschläge für Kassel-Calden

Deutschlands jüngster Flughafen sucht weiter nach Passagieren. Nun musste auch der erste Linienflug gestrichen werden. Die Verantwortlichen halten trotzdem an ihren optimistischen Zielen fest.

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Auch nach der Eröffnung herrscht in Kassel-Calden meistens gähnende Leere. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Pannenserie an Deutschlands jüngstem Flughafen geht weiter. Nach dem ersten Charterflug soll nun auch der erste Linienflug gestrichen werden. Gegenüber der Luftfahrt-Nachrichtenseite Aerotelegraph bestätigte eine Flughafensprecherin, dass der für den 2. Mai geplante Flug von Croatia Airline nach Split ausfallen wird. Der Grund ist wieder Passagiermangel. Es ist ein weiterer Rückschlag für den Provinz-Airport – und Wasser auf den Mühlen der Kritiker. Schon der erste reguläre Flug nach Antalya war ausfallen, weil nur sechs Passagiere gebucht hatten.

Der hessische Grünen-Vorsitzende Tarek Al-Wazir hatte schon zur Eröffnung im April seine Zweifel geäußert, dass der Flughafen erfolgreich betrieben werden kann. „Wir befürchten, dass zusätzlich zum verschwendeten Steuergeld der Vergangenheit in Zukunft auch noch die jährlichen Defizite aus Steuergeld gedeckt werden müssen“, sagte Wazir im Interview mit Handelsblatt Online.

Schrumpfende und wachsende Flughäfen
Kassel-CaldenAb November 2013 bis Frühjahr 2014 soll es in Kassel-Calden keine Linienflüge mehr geben. Das berichtet hr-online. Verhandlungen über Flüge nach Ägypten seinen gescheitert, die ab Februar geplanten wöchentliche Flüge auf die Kanaren stünden auf der Kippe. Das Medium bezieht sich dabei auf Calden-Geschäftsführerin Maria Anna Muller. Der Regionalflughafen wurden am 4. April 2013 eröffnet. Die Kritik war von Anfang an groß, denn der Airport gilt als vollkommen überflüssig.Auf anderen deutschen Flughäfen herrscht dagegen ein regelrechter Überfluss an Passagieren... Quelle: dpa
+ 1: Karlsruhe/Baden-BadenDer Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hat 2012 in Deutschland prozentual die meisten Passagiere hinzugewonnen. 15,4 Prozent Fluggäste mehr zählte der Baden-Airport, der in Rheinmünster-Söllingen steht. Insgesamt kam der Flughafen auf 1,28 Millionen Passagiere. Auf dem Baden-Airport werden auch immer mehr Fluggäste für außereuropäische Verbindungen abgefertigt.Quelle: Flughafen-Verband ADV Quelle: dpa/dpaweb
+ 2: Leipzig/HalleSegen für die Landebahn des Flughafens Leipzig/Halle (Archivbild): In 2012 hat der Airport seine Passagierzahl um 13,9 Prozent gesteigert. Damit schafft es Leipzig/Halle über die Zwei-Millionen-Marke. 2,09 Millionen Fluggäste landeten oder hoben dort ab. Der Flughafen ist vor allem als Drehkreuz für das Logistikunternehmen DHL bekannt. Quelle: dpa
+ 3: Berlin-TegelEigentlich sollte der Flughafen Berlin-Tegel in 2012 geschlossen werden. Stattdessen setzte er zu neuen Höhenflügen an: Das Passagierplus betrug 7,4 Prozent, 18,15 Millionen Fluggäste konnte der Airport begrüßen. Grund war der mehrfach verschobene Start des neuen Hauptstadtflughafens. Das größte Wachstum verzeichnete Tegel bei Interkontinental-Flügen. Quelle: dpa
+ 4: DortmundNicht nur BVB-Trainer Jürgen Klopp fliegt ab Dortmund: Der Flughafen im Ruhrgebiet verzeichnete 2012 ein Passagierplus von 4,6 Prozent. 1,9 Millionen Fluggäste hatte der Airport. Quelle: dpa
+ 5: DüsseldorfDüsseldorf ist nicht nur einer der größten deutschen Flughäfen, sondern auch einer der am stärksten wachsenden. 2,4 Prozent betrug der Zuwachs bei den Passagieren in 2012. Insgesamt wurden 20,81 Millionen Fluggäste abgefertigt. Interkontinental-Flüge waren mit einem Plus von 11,4 Prozent der Wachstumstreiber des Flughafens in Nordrhein-Westfalen. Quelle: dpa
+ 6: FrankfurtDer mit Abstand größte Flughafen der Republik wächst weiter. Mit einem Zuwachs von 1,7 Prozent lag Frankfurt über dem durchschnittlichen Wachstum von 1,1 Prozent. 57,27 Millionen Passagiere flogen ab, nach oder über den Frankfurter Airport, der nur im innerdeutschen Flugverkehr Einbußen hinnehmen musste. Quelle: AP

Im Landeshaushalt sind im Jahr 2013 rund 4,5 Millionen Euro eingestellt, um die Verluste auszugleichen. „Verluste haben wir von vornherein eingeplant“, sagt Finanzminister Schäfer. In den Ausbau des Flughafens hatte die öffentliche Hand bereits 271 Millionen Euro investiert. Bis 2020 soll der Flughafen seine operativen Kosten wieder einfliegen, dafür müssen mehr als 600.000 Passagiere in Kassel starten.

Danach sieht es derzeit nicht aus. Der größte Kunde Rewe Touristik hat die Flüge auf die Kanaren-Insel Fuerteventura gestrichen, die Flüge nach Mallorca finden nur noch einmal pro Woche statt. Trotzdem bleiben die Verantwortlichen gelassen. Die Buchungszahlen für den Sommer würden stimmen. Außerdem müsse sich das Umfeld erst an die neuen Buchungsmöglichkeiten gewöhnen.

Obwohl der Flughafen in einem harten Wettbewerb mit den Nachbarflughäfen in Paderborn, Dortmund, Erfurt, Hannover, Frankfurt, Münster und Osnabrück steht, wollen die Betreiber zunächst auf Billigflieger verzichten. Dabei stagniert der Markt: Am nur 71 Kilometer entfernten Flughafen Paderborn sanken die Passagierzahlen 2012 um zehn Prozent.

Gewinne sind so erst einmal nicht zu erwarten. Das wissen auch Betreiber. „Wer hat gesagt, dass ein Flughafen eine schwarze Zahl braucht? Mit der gleichen Logik müssten wir den gesamten Bahnverkehr stilllegen“, hatte Maria Muller schon zur Eröffnung gegenüber dem Handelsblatt betont. Die volkswirtschaftlich positiven Folgen seien wichtiger als das betriebswirtschaftliche Ergebnis.

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