Düsseldorf Die Pannenserie an Deutschlands jüngstem Flughafen geht weiter. Nach dem ersten Charterflug soll nun auch der erste Linienflug gestrichen werden. Gegenüber der Luftfahrt-Nachrichtenseite Aerotelegraph bestätigte eine Flughafensprecherin, dass der für den 2. Mai geplante Flug von Croatia Airline nach Split ausfallen wird. Der Grund ist wieder Passagiermangel. Es ist ein weiterer Rückschlag für den Provinz-Airport – und Wasser auf den Mühlen der Kritiker. Schon der erste reguläre Flug nach Antalya war ausfallen, weil nur sechs Passagiere gebucht hatten.
Der hessische Grünen-Vorsitzende Tarek Al-Wazir hatte schon zur Eröffnung im April seine Zweifel geäußert, dass der Flughafen erfolgreich betrieben werden kann. „Wir befürchten, dass zusätzlich zum verschwendeten Steuergeld der Vergangenheit in Zukunft auch noch die jährlichen Defizite aus Steuergeld gedeckt werden müssen“, sagte Wazir im Interview mit Handelsblatt Online.
Im Landeshaushalt sind im Jahr 2013 rund 4,5 Millionen Euro eingestellt, um die Verluste auszugleichen. „Verluste haben wir von vornherein eingeplant“, sagt Finanzminister Schäfer. In den Ausbau des Flughafens hatte die öffentliche Hand bereits 271 Millionen Euro investiert. Bis 2020 soll der Flughafen seine operativen Kosten wieder einfliegen, dafür müssen mehr als 600.000 Passagiere in Kassel starten.
Danach sieht es derzeit nicht aus. Der größte Kunde Rewe Touristik hat die Flüge auf die Kanaren-Insel Fuerteventura gestrichen, die Flüge nach Mallorca finden nur noch einmal pro Woche statt. Trotzdem bleiben die Verantwortlichen gelassen. Die Buchungszahlen für den Sommer würden stimmen. Außerdem müsse sich das Umfeld erst an die neuen Buchungsmöglichkeiten gewöhnen.
Obwohl der Flughafen in einem harten Wettbewerb mit den Nachbarflughäfen in Paderborn, Dortmund, Erfurt, Hannover, Frankfurt, Münster und Osnabrück steht, wollen die Betreiber zunächst auf Billigflieger verzichten. Dabei stagniert der Markt: Am nur 71 Kilometer entfernten Flughafen Paderborn sanken die Passagierzahlen 2012 um zehn Prozent.
Gewinne sind so erst einmal nicht zu erwarten. Das wissen auch Betreiber. „Wer hat gesagt, dass ein Flughafen eine schwarze Zahl braucht? Mit der gleichen Logik müssten wir den gesamten Bahnverkehr stilllegen“, hatte Maria Muller schon zur Eröffnung gegenüber dem Handelsblatt betont. Die volkswirtschaftlich positiven Folgen seien wichtiger als das betriebswirtschaftliche Ergebnis.