Flughafen Kassel Regional-Airport bleibt im Winter ohne Flüge

Der Flughafen Kassel will einfach nicht flügge werden. Im kommenden Winter wird wohl kein einziger Linienflug in Nordhessen abheben. Derweil tobt das politische Intrigenspiel rund um den kriselnden Regionalairport.

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Im kommenden Winter wird es voraussichtlich keine Linienflüge geben. Quelle: dpa

Kassel Vom umstrittenen Regionalflughafen Kassel werden im Winter keine regelmäßigen Ferienflieger mehr starten. Der Flughafen habe in Verhandlungen mit mehreren Fluggesellschaften das geforderte finanzielle Risiko nicht tragen können, sagte Flughafenchef Ralf Schustereder am Donnerstag. Einzelne Sonderflüge sowie Frachtflüge seien aber ganzjährig geplant.

Die von der hessischen Landesregierung geforderte Reduzierung des Defizits von zehn Prozent pro Jahr werde dennoch erreicht, da das Soll für 2015 übererfüllt worden sei. Nach 8,1 Millionen Miesen im Jahr 2014 war das Minus im vergangenen Jahr auf rund 6,1 Millionen Euro zurückgegangen. Im Sommer bietet die Fluggesellschaft Germania noch regelmäßige Flüge nach Kreta, Antalya und Palma de Mallorca an.

Schon seit einiger Zeit läuft das politische Intrigenspiel rund um den Airport auf Hochtouren. Gegen den Flughafenchef Schustereder ermittelt die Staatsanwaltschaft nach einer Anzeige, er habe als Airport-Chef einer früheren Assistentin aus seiner Zeit in Kairo eine Reise nach Deutschland finanziert. Schustereder will sich auf Anfrage nicht zum laufenden Verfahren äußern, aber in Kreisen der hessischen Landesregierung vermutet der eine oder andere eine gezielte Kampagne gegen den Manager.

Denn der hat klargemacht, dass die hochfliegenden Pläne mit dem 2013 eröffneten Flughafen nur noch Makulatur sind. 600.000 Fluggäste sollten in Kassel starten, 2015 waren es gerade einmal 65.000. Viele Regional- und Lokalpolitiker wollen das aber nicht hören. Sie kämpfen für einen Erhalt des Flughafens.

Doch die schwarz-grüne Landesregierung hat sich vorgenommen, den Betrieb 2017 zu evaluieren und Kassel im Zweifel zum einfachen Verkehrslandeplatz zurückzustufen. Ein Sprecher des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer (CDU) bestätigte auf Anfrage, dass eine Entscheidung über die Zukunft des Airports noch vor der Landtagswahl 2018 fallen soll. Mit Investoren werde derzeit aber nicht gesprochen.

Der Flughafen Kassel ist damit für alle Parteien zu einer heiklen Angelegenheit geworden. Für die CDU wäre ein Aus als Regional-Airport ein Gesichtsverlust, war es doch Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der mit ihm im Norden des Landes punkten wollte.

Und Oppositionsführer Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) hat zwar kürzlich nach Bekanntwerden eines Rechnungshofgutachtens, das Fehler bei der Bauvergabe festgestellt hat, mit 50 Fragen den Druck auf die Landesregierung erhöht. Einen Untersuchungsausschuss will aber auch er nicht beantragen, schließlich ist Nordhessen traditionell in der Hand der SPD. Und bei den Grünen wurden jüngst bislang nicht bestätigte Gerüchte gestreut, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir wolle seinen Staatssekretär, der auch Aufsichtsrat des Flughafens ist, loswerden.

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