Flughafen-Streik in Berlin Verdi wirft Ryanair Einsatz von „Streikbrechern“ vor

Hat Ryanair den Ausstand des Bodenpersonals in Berlin mit ausländischen „Streikbrechern“ sabotiert? Die Gewerkschaft Verdi sieht die Sicherheit der Passagiere bedroht und will das Luftfahrtbundesamt einschalten.

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Marketingchef Kenny Jacobs sprach von einer Schande, dass die Gewerkschaft Berlin als „Geisel“ nehme. Quelle: dpa

Berlin Im Tarifkonflikt des Bodenpersonals an den Berliner Flughäfen gibt es bis einschließlich Sonntag keine weiteren Streiks. Dafür bricht zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem irischen Billigflieger Ryanair ein neuer Graben auf. Verdi wirft Ryanair vor, ausländische „Streikbrecher“ einzusetzen. Die Fluggesellschaft fertige einen kleinen Teil der Flüge mit eigenem Personal ab und schaffe so ein Sicherheitsrisiko.

„Dazu hat die Fluggesellschaft Personal aus dem Ausland eingeflogen, das jetzt ohne Sicherheitsüberprüfung mit schnell ausgestellten Tagesausweisen auf dem Schönefelder Vorfeld tätig ist“, erklärte Verdi-Streikleiter Enrico Rümker. Verdi sehe dadurch die Sicherheit der Passagiere bedroht und werde die Tätigkeit von Fremdarbeitskräften beim Luftfahrtbundesamt anzeigen. Man überlege zudem, den Beginn neuer Streiks nicht mehr vorab anzukündigen, um die Praxis zu unterbinden.

Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs bestätigte den Einsatz. Man habe aber nur „vollständig qualifiziertes und autorisiertes Bodenpersonal“ eingesetzt, um die Störungen für Passagiere zu minimieren. Er sprach von einer Schande, dass die Gewerkschaft Berlin als „Geisel“ nehme, und forderte die Bundesregierung zum Einschreiten auf.

Die Gewerkschaft hatte zuvor angekündigt, der seit Montag laufende Arbeitskampf werde wie geplant Mittwochfrüh gegen 5 Uhr beendet. Anschließend werde sich der Betrieb in Tegel und Schönefeld schrittweise normalisieren. „Wir haben uns zu dieser Streikpause entschlossen, um den Arbeitgebern eine weitere Nachdenkpause zu gewähren“, sagte Rümker. Nur mit einem verbesserten Angebot der Arbeitgeber könne der verschärfte Konflikt beigelegt werden. Die Arbeitgeber schlugen ihrerseits eine Schlichtung vor und signalisierten, dass es vorerst keine neue Offerte gebe.

Freitag, Montag und Dienstag fielen insgesamt rund 1900 Flüge aus. Zehntausende Passagiere waren betroffen. „Permanente Streiks und verhärtete Fronten sind keinem länger zumutbar“, sagte ein Sprecher der Arbeitgeber. „Die Positionen liegen derzeit extrem weit auseinander.“ Deshalb sei eine Schlichtung der einzige Weg, um eine für beide Seiten vertretbare Lösung zu finden.

Verdi gab sich zurückhaltend. „Ich muss das erst einmal bewerten“, sagte Rümker in einer ersten Reaktion zu Reuters. „Das Problem ist: Wir haben keine Schlichtungsvereinbarung.“ Unklar sei, ob zu dem Vorschlag auch ein "substanziell verbessertes Angebot" gehöre. Auf die Frage, ob die Arbeitgeber planen, eine solche Offerte vorzulegen, sagte der Arbeitgeber-Sprecher: „Nein, erst einmal nicht.“

Verdi fordert für die rund 2000 Mitarbeiter des Bodenpersonals eine Erhöhung des Stundenlohns um einen Euro auf zwölf Euro und einen Tarifvertrag mit einjähriger Laufzeit. Die Arbeitgeberseite bietet eine Erhöhung des gesamten Lohnvolumens von acht Prozent über drei Jahre an. Verdi-Bundesvorstand Christine Behle verwies auf einen Tarifabschluss vom Montag am Stuttgarter Flughafen, wo das Bodenpersonal – je nach Lohngruppe – künftig bis zu 15,2 Prozent mehr Einkommen bekommt. „Was an anderen Standorten erreicht wurde, muss auch in Berlin möglich sein“, betonte Behle.

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