Außendienstmitarbeiter von Ringfoto, so erzählt Kreft, würden regelmäßig seine Händler abklappern und hätten dabei behauptet, dass Europafoto „aktuell oder in Kürze pleite sei“. Sein Anwalt habe einen Außendienstmitarbeiter bereits abmahnen lassen. Ringfoto bestreitet, aktiv Händler abzuwerben, und auch, diesbezüglich von Europafoto abgemahnt worden zu sein.
Das Abmahnungsschreiben markiert nicht das einzige juristische Geplänkel zwischen den Gruppen. Als Kreft auf einer Messe eine Werbetafel von Ringfoto entdeckte, auf der diese warb, die „größte“ Verbundgruppe zu sein, forderte er Gleich auf, das Schild zu entfernen. Weil dieser sich weigerte und seinerseits gegen Europafotos Werbeslogan ein Verbot erwirkte, setzten die Parteien den Streit vor Gericht fort. Mittlerweile ist der durch einen Vergleich beigelegt. Ringfoto darf nun behaupten „Europas größter Fotoverbund“ zu sein.
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Streit Ende 2015, als der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Europafoto kurzerhand zu Ringfoto wechselte. Europafoto hält eine aktive Abwerbung für möglich, Ringfoto verwahrt sich gegen solche Vorwürfe. Der ehemalige Verwaltungsrat, der selbst ein großer Fotofachhändler in Nordrhein-Westfalen ist, spricht von einer freiwilligen Entscheidung, hält sich über deren Hintergründe jedoch bedeckt.
Für Fotofachhändler wie Dinkel ist der Kampf der Verbundgruppen ein ärgerliches Kuriosum: „Damit der Einzelhandel überlebt, müssen die Großhändler mit einer Stimme sprechen.“ Dass ein gemeinsamer Auftritt der Gruppen den Händlern dienlicher sein könnte, findet auch Kreft, der angibt, dass er sogar seine Hausmessen gern zusammen mit Ringfoto abhalten würde. Dort will man so ein Angebot nicht bekommen haben: „Irgendwann wird es vielleicht zu einer Fusion der beiden Gruppen kommen“, sagt Gleich, „doch mit den derzeit handelnden Akteuren könnte das schwierig werden.“