Fressnapf-Gründer Torsten Toeller So tickt der stille Milliardär

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Keine Zufälle in Toellers Karriere

Er ist ständig unterwegs, kaum daheim. Darunter leiden Freundschaften, seine Kinder und seine Ehe. Seine zweite Ehefrau lernt Toeller kennen, als er vorübergehend in einer 45-Quadratmeter-Wohnung in einem Apartmenthaus in Düsseldorf wohnt. Nebenan zieht eine Architektin ein, die für den TÜV Rheinland als Bausachverständige arbeitet: seine spätere Frau Manuela. Gefunkt hat es dann an einem Samstagmorgen, von Balkon zu Balkon.

Ansonsten spielen Zufälle in Toellers Karriere kaum eine Rolle. Alles ist geplant, hart erarbeitet. In der deutschen Handelslandschaft ist er bestens vernetzt, ist mit allen möglichen Branchenpreisen prämiert. Er bekommt mittlerweile die besten Mitarbeiter. Wie etwa Folkert Schultz, einen ehemaligen Metro-Manager, der ihm als Stratege im Family Office beim Aufbau seiner vielfältigen Beteiligungen berät.

So ist Toeller über die Hamburger Investorengruppe Genui Partners nicht nur bei Fashionette, sondern auch bei Mymuesli, beim Profi-Köche-Dienstleister GastroHero oder beim Jeans-Label Closed beteiligt. Zu den Genui-Geldgebern gehören Andreas Jacobs, Erbe aus der milliardenschweren Kaffeedynastie, sowie Detlev Meyer, der Millionen mit den Textilläden Street One und Cecil machte und dem heute der Weinhändler Hawesko und Jacques’ Wein-Depot gehören.

Um Technologie- oder Medizintechnikunternehmen schon in der Gründungsphase zu begleiten, investierte Toeller in Fonds wie Capnamic oder SHS Medtech. .„Wir investieren seltener direkt in Unternehmen, zunehmend in Immobilien, Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds“, erklärt Schultz. „Jetzt wurde es Zeit, auch geografisch breiter zu streuen.“ Und so fließt ein Teil von Toellers Erspartem nun auch in die Fonds der Silicon Valley Bank in Santa Clara in Kalifornien oder von Private Advisors aus Richmond in Virginia.

Mit seiner Firma Headquarter hat Toeller fünf Studentenwohnheime gebaut. Eigentlich wollte er die Immobilien in Frankfurt, Münster, Dresden und Darmstadt als „Tafelsilber im Bestand halten“. Aber er musste einsehen, dass die Studi-Buden zwar lukrativ sind, aber eben auch schwieriger und anders zu verwalten sind als normale Wohnungen. „Mal ehrlich: Viele Studenten heutzutage, die rocken dir die Bude leider schon gehörig runter“, lacht Toeller. Mitte vergangenen Jahres verkaufte er die 1000 Wohnungen an die britische Global Student Accommodation. „Bei dem Angebot konnten wir einfach nicht Nein sagen.“

Doch Toeller fand flugs ein neues Betätigungsfeld. Als Investor erhielt er im Frühjahr den Zuschlag für den Bau des Mercator One am Duisburger Hauptbahnhof. Knapp 30 Millionen wird Toeller in das Gebäude mit über 7000 Quadratmeter Bürofläche und Gastronomie investieren. Loslegen will er jetzt möglichst schnell, eine hohe Vorvermietung hält er nicht für erforderlich: „Wir bauen das Ding jetzt einfach.“ Typisch Toeller. Der ehemalige Segler lehnt nun entspannt über der Brüstung der Düsseldorfer Dachterrasse. Sein Coaching bei Fashionette ist beendet, am Abend trifft er sich noch mit Freunden in Köln, dann geht die Urlaubsplanung in die heiße Phase. „Dahinten kommt er“, sagt Toeller plötzlich und zeigt auf einen knallorangen McLaren, der 100 Meter entfernt an einer Ampel röhrt. Ein Mitarbeiter hat das 500-PS-Geschoss auf dem Gelände des Abschleppdienstes ausgelöst und sucht einen Parkplatz.

Aber orange? Warum so auffällig? „Also ich mag ja Orange, das schon. Aber ich hätte mir diese Farbe nicht bestellt“, erklärt Toeller. Der Wagen sei halt so von jemand anderem bestellt und dann nicht bezahlt worden. „Dadurch habe ich den Wagen deutlich billiger bekommen“, lächelt Toeller verschmitzt. Und egal, ob bei seinem McLaren, dem Porsche Turbo oder der BMW-Familienkutsche x5: Er habe einfach kein gutes Gefühl dabei, wenn er sich in ein neu gekauftes Auto setze, den Schlüssel einmal rumdrehe und dann schon einen Wertverlust von Zigtausenden Euro habe. „Da kommt mein Händlergen durch – ich weiß, wie hart ich für mein Geld arbeiten muss.“

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