Fünf Tage Streik Französische Lotsen lähmen den Luftverkehr

In Frankreich streiken die Fluglotsen. Am Tag zwei ihres fünftägigen Ausstands zeichnet sich bereits ab: Der Arbeitskampf könnte der bislang größte und schwerste in der europäischen Luftfahrt werden.

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Der fünftägige Streik der Lotsen könnte insgesamt 4000 Flüge ausfallen lassen. Quelle: Reuters

Frankfurt Wer dieser Tage innerhalb von Europa fliegt, sollte besser viel Zeit einplanen. Der Streik der Fluglotsen in Frankreich hat erhebliche Auswirkungen auf den europäischen Luftverkehr. Denn nicht nur die in Frankreich startenden und landenden Flüge sind betroffen, sondern auch Überflüge über das Land.

Die Folge: Auch wer gar nicht Frankreich startet und landet, ist unter Umständen betroffen – etwa mit heftigen Verspätungen. Wer zum Beispiel in den kommenden Tagen von Barcelona nach London will, muss einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen. Der Pilot muss den gesamten französischen Luftraum umfliegen und einen großen Bogen über den Atlantik drehen.

Die dadurch entstehende Verspätung von etwa 50 Minuten ist auf den ersten Blick vielleicht noch verkraftbar. Das Problem: Das Flugzeug wird schon verspätet in Barcelona starten, denn es musste schon auf dem Hinweg den französischen Luftraum umfliegen – dieses Mal über Deutschland. Am Ende eines Tages kann sich dadurch eine Verspätung von bis zu fünf Stunden aufbauen.

Hinzu kommen die Flüge, die komplett gestrichen werden. So wurden die Airlines aufgefordert, ihr Angebot an Flügen in Frankreich um ein Viertel zu reduzieren. Am Montag waren es 400, an diesem Dienstag kommen wohl 600 Flüge hinzu, die nicht stattfinden. Da die Fluglotsen bis Freitag streiken wollen, könnte sich die Zahl der ausgefallen Flüge auf dann 4000 summieren – neuer Rekord für einen Lotsenstreik in Europa.

Kein Wunder also, dass man beim Europäischen Airline-Verband A4E mächtig angefressen ist. „Wir können nicht zulassen, dass eine kleine Gruppe von 15.000 Fluglotsen in Europa die Rechte von Millionen europäischer Reisende beeinträchtigt“, schimpft Thomas Reynaert, Geschäftsführer des Verbandes. Zwischen 2010 und 2016 habe es in Europa 217 Arbeitsniederlegungen durch Fluglotsen gegeben, der Schaden summiere sich seit 2011auf zwölf Milliarden Euro.

So mancher Airline-Chef plädiert angesichts der Dauerstreiks für radikale Lösungen. Denn auch bei einem anderen wichtigen Projekt, einem einheitlichen europäischen Luftraum, der die Flugwege deutlich verkürzen würde, geht es nicht voran. Michael O’Leary, Chef der irischen Billig-Fluggesellschaft Ryanair, fordert deshalb, dass sich die Flugsicherungen eines Landes auch in anderen Ländern um die Übernahme der Luftverkehrssteuerung bewerben können: „Wir müssen die nationalen Flugsicherungen aufbrechen und Wettbewerb erlauben.“.

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