Galeria Kaufhof Wie Benko die Übernahme stemmen will

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Arbeitsplätze in Gefahr

Wer als Finanzier hinter der Stiftung steht, hält Benko geheim. Ein Signa-Sprecher versicherte, es handele sich um einen seriösen Investor, der aber nicht genannt werden wolle.

Anlass für Fragen bietet auf den ersten Blick auch die Kapitalerhöhung der Signa Prime Anfang Oktober. „Um die erfolgreiche Wachstumsstrategie des Unternehmens nachhaltig verfolgen und das Portfolio an außergewöhnlichen Immobilien ausbauen zu können“, erklärt das Unternehmen in einer Mitteilung, sei das Aktionärskapital des Unternehmens um eine Milliarde auf über vier Milliarden Euro erhöht worden.

Bei einigen Bankern und im Umfeld von Benko hatte die Mitteilung den Eindruck erweckt, der Signa-Familie fließe eine Milliarde frisches Kapital in bar zu. Das aber stimmt so nicht ganz. Zunächst einmal handelt es sich im Kern nicht um eine Barkapital-, sondern um eine Sachkapitalerhöhung. Die Signa Prime übernimmt die Anteile an vier GmbHs und gibt dafür Aktien im Gegenwert von rund einer Milliarde Euro aus.

Eine dieser Gesellschaften, die an die Prime gehen, soll Aktien im Gegenwert von rund 330 Millionen Euro wert sein. Sie bringt Anteile an Immobiliengesellschaften mit. Bisheriger Eigentümer: eine Stiftung von Benkos Familie und die Signa Holding. Gut ein Drittel der Kapitalerhöhung fließt also nicht in Cash, sondern in Form von Immobilien.

Die zweite Gesellschaft bringt eine Forderung gegen ihre Gesellschafter in Höhe von knapp 600 Millionen Euro mit zur Signa Prime, die noch in diesem Jahr beglichen werden soll. Der Gesellschafter ist mit einem Anteil von 95 Prozent eine Tochter der Signa Holding.

Ein Signa-Sprecher erklärt, dass die Verbindlichkeit teilweise an externe Investoren weitergereicht worden sei, unter anderem an den Bauunternehmer Haselsteiner. Das heißt aber auch: Die Kapitalerhöhung verbleibt zum Teil bei der Signa Holding, also in der Familie.

Schreckensszenario für Mitarbeiter

Benko bietet nun drei Milliarden Euro für Kaufhof, inklusive der Immobilien. Auf den Häusern lasten gut 1,4 Milliarden Euro Schulden, die vom Kaufpreis abzuziehen wären. Es bliebe ein Betrag von mehr als eine Milliarde Euro übrig. Die Raiffeisen Zentralbank in Österreich hat zugesagt, 700 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Zusage für die Finanzierung steht unter dem Vorbehalt einer Kreditprüfung, heißt es.

Die US-Kanzlei Skadden und die Beratungsgesellschaft Evercore begleiten die Transaktion. „Die würden sich dafür nicht hergeben, wenn Benko nicht nachgewiesen hätte, dass er den Deal bezahlen kann“, sagt ein Handelsexperte. Aus dem Signa-Umfeld ist zu hören, dass eine Due Dilligence binnen zwei Wochen machbar sei. Vor zwei Jahren, als Signa den Kaufhof schon einmal übernehmen wollte, hätten sie schließlich „alles schon mal geprüft“. Von Signa-Seite ließe sich der Deal bis Weihnachten besiegeln.

Die Deutsche Warenhaus AG ist zum Greifen nah – ein Schreckensszenario für die Mitarbeiter: „Ich rechne damit, dass eine Fusion mindestens jeden vierten der insgesamt rund 36 000 Arbeitsplätze kosten wird“, sagt Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Ein Insider hält die Zahlen für zu hoch gegriffen, räumt aber ein, dass es Sparpotenzial beim Personal gibt.

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