Geisterbahn und Glühwein Weihnachtsmärkte mit Kirmesflair

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Schwankende Geschäfte

Rasantes Geschäft - „Salto Mortale“-Betreiber Langenberg auf der Haaner Kirmes Quelle: Dominik Asbach für WirtschaftsWoche

Bereits mit 18 Jahren hatte „Salto Mortale“-Betreiber Langenberg sich selbstständig gemacht. Von seinen Eltern kaufte er zunächst einen „Kinder-Flieger“, bei dem Kinder auf Zirkustieren auf und ab schweben. Zusätzlich investierte er kurze Zeit später in zwei „Greifer“, mit denen Kinder Plüschtiere und anderes Spielzeug aus einer großen verglasten Box angeln können.

Dann wagte er sich an den „Intoxx“, ein einfacheres Überschlagkarussell mit großer Gondel, und bekam dafür seinen ersten Kredit von der Sparkasse. Als die Bilanzen stimmten, verkaufte er den „Intoxx“ und finanzierte mit einem neuen Bankkredit seinen Traum von einem größeren Fahrgeschäft: den „Salto Mortale“.

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Eine Million Euro hat Langenberg vor zwei Jahren investiert, inklusive Musikanlage und Zugmaschine. Wenn er heute von seinem „Salto Mortale“ erzählt, tut er das mit der gleichen Professionalität und Begeisterung, mit der ein junger Gründer sein erfolgreiches Internet-Startup beschreibt. Rund dreieinhalb Minuten dauert eine Fahrt für drei Euro. „Der Umsatz kann in der Stunde zwischen 50 und 500 Euro liegen“, erzählt Langenberg.

Mit stark schwankendem Geschäft haben sie alle zu kämpfen. Schüttet es vom Himmel, wie auf der Herbstkirmes in Köln-Deutz, ist der Platz leer gefegt. Die meisten Schausteller ziehen sich in ihre Wohnwagen zurück, das Riesenrad steht still, die Autoscooter sind geparkt. Auch wenn – wie kürzlich in Haan – die Kirmes einen Nachmittag wegen Sturm schließen muss, gehen wertvolle Einnahmen verloren.

In Familienhand

„Wenn es regnet, denkt man sich, wär’ ich doch lieber normal arbeiten gegangen“, sagt Langenberg. Aber so wirklich kann er sich das nicht vorstellen: „Schausteller sein ist eine Lebenseinstellung. Man fährt 500 Kilometer weiter und kennt jeden wieder“, sagt der Spross einer Schausteller-Familie. Seine Eltern betreiben auf vielen Volksfesten einen Süßwarenstand. Auf rund 30 Veranstaltungen ist Langenberg pro Jahr mit seinem Fahrgeschäft unterwegs – von Hannover bis Friedrichshafen, vielleicht demnächst auch in der Schweiz oder Holland.

Etwa 90 Prozent der Unternehmen – bei denen aktuell nach DSB-Schätzungen gut 45.000 Menschen dauerhaft ihr Brot verdienen plus Saison- und Aushilfskräfte – sind seit mehreren Generationen aktiv. Das Ehepaar Bruch zieht sogar schon in der sechsten Generation von Platz zu Platz. Den „Break Dancer“ haben die Bruchs vor einem Jahr von Williams Tante übernommen. Und Williams Onkel Oscar Bruch zählt mit den Achterbahnen „Alpina Bahn“ und „Spinning Racer“ zu den größten Schaustellerbetrieben Deutschland.

Eine klassische Ausbildung gibt es nicht. Romina Bruch hat wie üblich im elterlichen Betrieb durch Anpacken gelernt: Sie half, seit sie 13 ist, neben der Schule im Autoscooter mit. Zwar ist Urlaub bei den Bruchs selten. „Aber die Familie ist nie weit weg, beim Essen sitzen wir alle zusammen“, sagt Romina Bruch. „Viele probieren einen anderen Job aus, aber kommen bald wieder zurück – da fehlt oft die Action.“

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