Gerry Weber Der Modehändler mistet aus

Der Modekonzern Gerry Weber schrammt knapp an einem Verlust vorbei. Trotzdem gibt sich Chef Ralf Weber optimistisch. Er kommt mit seinem Sanierungsprogramm voran – und rund 50 weitere Filialen schließen.

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Der Modehändler will weitere Filialen schließen. Quelle: dpa

Der angeschlagene Modekonzern Gerry Weber rechnet mit unverändert schwierigen Marktbedingungen. Vorstandschef Ralf Weber kündigte am Donnerstag für das seit November laufende Geschäftsjahr 2016/17 stagnierende operative Gewinne von zehn bis 20 Millionen Euro an. Außerdem rechnet er mit einem um zwei bis vier Prozent sinkenden Umsatz. Der war im vergangenen Geschäftsjahr schon um gut zwei Prozent auf 900 Millionen Euro gesunken.

Weber sagte dem Handelsblatt, dass das Spar- und Effizienzprogramm FIT4GROWTH „wie geplant erst im nächsten Geschäftsjahr zur vollen Kostensenkung von 20 bis 25 Millionen Euro führen“ werde. Um das Ziel zu erreichen hat er in der Firmenzentrale rund 200 Stellen gestrichen und in den eigenen Gerry-Weber-Läden „etwas weniger als die geplanten 450 Stellen“,  wie er sagte.

Einen drastischen Schnitt macht der 53-Jährige beim Filialnetz. „Im eigenen Retail werden wir bis Mitte dieses Jahres 103 von 662 eigenen Stores geschlossen haben“, sagte der Vorstandschef. Die meisten davon entfallen auf die Marke Gerry Weber und nur wenige auf die anderen Marken Samoon und Taifun. Es trifft mit Dreiviertel aller Schließungen vor allem den deutschen Markt.

Doch damit ist es jedoch noch nicht genug. Weber kündigte an, dass „sich nach wie vor zirka 50 Stores auf einer Beobachtungsliste“ befinden. Außerdem verhandelt er mit Vermietern, um Mieten von Läden zu reduzieren und Verträge zu verlängern, auch für die Marke Hallhuber, die er vor zwei Jahren hinzukaufte.

Das große Aufräumen ist wichtig, denn im vergangenen Geschäftsjahr 2015/16 hatte das Unternehmen nur einen operativen Gewinn von knapp 14 Millionen Euro erzielt. Beim Jahresüberschuss schrammte der Konzern mit 0,5 Millionen Euro nur knapp an einem Verlust vorbei. Deshalb sinkt die Dividende von 0,40 auf 0,25 Cent je Aktie.

Ralf Weber hat vor einem Jahr das große Spar- und Effizienz-Program FI4GROWTH gestartet. Damit will er die Kosten senken, Abläufe im Unternehmen beschleunigen und das Vertriebsnetz stutzen. Denn vor allem das überdimensionierte Filialnetz macht dem Modeunternehmen aus Ostwestfalen zu schaffen.

Gerhard Weber, Unternehmensgründer und Vater von Ralf Weber, hatte in den Erfolgsjahren immer mehr eigene Läden und Verkaufsflächen bei Handelspartnern eröffnet. Er folgte einem Trend, der die ganze Modebranche erfasste: beim Verkauf auf eigene Markenläden zu setzen.

Außerdem macht dem Modeunternehmen zu schaffen, dass viele Stammkundinnen der Marke Gerry Weber nicht mehr so treu sind wie früher. Sie wollen sich jünger kleiden und kaufen vielleicht auch mal ein Teil bei Zara von der spanischen Inditex-Holding oder von anderen trendigen Marken.

Auch Weber muss darauf reagieren. So hat er im vergangenen Jahr die neue Linie „Talkabout“ gestartet. Er sei mit dem Start „sehr zufrieden“ und kündigte an: „Wir werden sie dieses Jahr von 30 auf 120 bis 150 Shop-in-Shop-Läden ausbauen.“ So will er die junge Mode künftig auch bei renommierten Kunden wie Peek&Cloppenburg in Hamburg und Engelhorn in München verkaufen.

Mit diesen vielen Schritten will er im nächsten Jahr „einen signifikanten Ergebnisanstieg“ schaffen. Langfristig peilt er „eine zweistellige Ebit-Marge an“.

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