Geschäftsführer geht Zwist bei Saturn hat personelle Konsequenzen

Ein Minderheitseigner bei Media-Saturn kritisiert Großaktionär Metro, wie der Konzern „verwaltet“ werde, sucht per Stellenanzeige nach einem genehmen Konzernschef. Die Streithähne bringen die aktuelle Spitze ins Wanken.

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Lässt sich nicht mundtot machen: Der Unternehmer Erich Kellerhals. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Eigner-Zwist bei Media-Saturn sorgt für personelle Turbulenzen an der Spitze von Europas größter Elektronikhandelskette. Media-Saturn-Chef Horst Norberg warf am Dienstag das Handtuch und legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder. „Nach den Ereignissen der vergangenen Tage habe ich Zweifel, dass ich noch den vollen Rückhalt im Gesellschafterkreis genieße“, erklärte Norberg zur Begründung. Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals, der mit Großaktionär Metro seit Jahren um die Macht bei der Kette ringt, hatte bereits mit einer Stellenanzeige einen Nachfolger für Norberg gesucht.

Der Düsseldorfer Handelsriese zog nun die Notbremse - er entsendet sein Vorstandsmitglied Pieter Haas als stellvertretenden Vorsitzenden in die Media-Saturn-Geschäftsführung. Dort soll er formal die Geschäfte leiten, denn einen Media-Saturn-Chef gibt nun nicht mehr. Und die Ernennung eines neuen Chefs birgt Zündstoff: Auf diese Personalie müssten sich die Streithähne Metro und Kellerhals gemeinsam verständigen.

Der Machtkampf zwischen Metro und Kellerhals war erst Ende April erneut eskaliert. Beide lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, Kellerhals hatte in ungewöhnlich scharfer Form Metro und dessen Chef Olaf Koch kritisiert: „Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird“, teilte er mit. „Ich sage bewusst verwaltet, weil von unternehmerischer Führung derzeit keine Rede sein kann.“ Bei Media-Saturn herrsche „Stillstand - und dies leider nicht nur bei Personalentscheidungen“, fügte er auch mit Blick auf die Personalie Norberg hinzu. „Wir halten die diversen Eskapaden von Herrn Kellerhals für ungewöhnlich und schädlich für Media-Saturn“, ließ ein Metro-Sprecher Kellerhals umgehend wissen.

Kellerhals und der Metro-Vorstand ringen seit Jahren um die Macht bei der Kette mit über 56.000 Mitarbeitern, die zuletzt knapp ein Drittel des Metro-Umsatzes erwirtschaftete. Umstritten war unter anderem die Expansionsstrategie von Media-Saturn und die Aufstellung des Online-Geschäfts. Der Zwist beschäftigte auch die Gerichte. Media-Saturn-Mitbegründer Kellerhals hat trotz seiner Beteiligung von rund 22 Prozent umfassende Veto-Rechte. Metro möchte diese aushebeln und hat einen Beirat eingerichtet, der wichtige Weichenstellungen mit Mehrheitsentscheidungen vornehmen soll. Kellerhals sah dies als „Enteignung“. Der Beirat kann indes nicht über die Chef-Personalie entscheiden, in dieser Frage gelten Kellerhals' Vetorechte weiter.

Koch reagierte nun umgehend und schickt Haas in die Media-Saturn-Zentrale nach Ingolstadt. Der 50-jährige Haas, der sich bereits im Metro-Vorstand um Media-Saturn kümmert, solle als Vize-Chef „die notwendige Neupositionierung des Unternehmens weiter intensiv vorantreiben“, teilte Metro mit. Von Kellerhals war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

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