Im März gab sich Nick Hayek, der Sohn des Gründers und CEO der Swatch Group bei der Präsentation der Jahresbilanz für 2015 optimistisch. Zu dem Zeitpunkt rechnete er mit einem Umsatzwachstum in den jeweiligen lokalen Währungen – einzig der Wechselkurs zum starken Franken bereite ihm Sorgen. Nun hat Hayek einige Probleme mehr.
Sechs Tage vor der Präsentation der Halbjahresergebnisse gab die Swatch Group eine Gewinnwarnung für das erste Halbjahr 2016 heraus. Der Börsenkurs fiel am Freitagvormittag um bis zu 14 Prozent.
Hayek macht für die Einbußen beim Umsatz die Terroranschläge in Frankreich und Brüssel mitverantwortlich. Der Tourismus sei beeinträchtigt. Stärker als der Rückgang des Netto-Umsatzes in Höhe von 12 Prozent dürfte die Anleger jedoch der Einbruch des Gewinns von 50 bis 60 Prozent stören.
Hayek begründet dies damit, keine Stellen abbauen zu wollen. Es sei Teil der „langfristigen industriellen Strategie der Swatch Group, die Mitarbeiter nicht als Kostenfaktor zu betrachten, sondern weiter zu beschäftigen“ schreibt die in Biel ansässige Aktiengesellschaft.
Die goldenen Zeiten der Hersteller von Luxusuhren, zu denen die Swatch Group trotz der namensgebenden Marke gehört, sind vorbei. Damals schien das größte Problem noch zu sein, ausreichend Uhrmacher auszubilden.
Die Fédération Suisse Horlogère veröffentlichte im vergangenen Monat Zahlen über die Uhrenexporte der Schweiz. Demnach wurden mit 1,9 Millionen Stück 11,8 Prozent weniger Armbanduhren exportiert als im Vergleichsmonat Mai 2015. Der Umsatz sank auf 1,4 Milliarden Franken.
Der Luxuskonzern Richemont sah sich Anfang des Jahres gezwungen, Lagerbestände von Juwelieren in Hongkong zurückzukaufen. Richemonts CEO Richard Lepeu sprach von einer außergewöhnlichen Maßnahme unter außergewöhnlichen Umständen. Einige der Uhren wurden an Händler in anderen Ländern gegeben. Ältere Modelle, die sich schwer verkaufen ließen, wurden zerlegt und Uhrwerke in anderen Gehäusen wiederverwertet.
Richemont hat im Gegensatz zu der Ankündigung, keine Stellen abbauen zu wollen, 500 Jobs in den Manufakturen gestrichen.
Besonders hart sind die Juweliere in Hong Kong betroffen. Deren Verkäufe von Schweizer Uhren sanken im Mai 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 16,8 Prozent. Dennoch bleibt Hong Kong der größte Markt für Schweizer Uhren vor den USA und Japan. Deutschland liegt mit weniger als der Hälfte auf Platz 6 laut der Fédération Suisse Horlogère.
Wenig gefallen dürfte den Schweizer Exporteuren auch, dass das Segment von Uhren mit einem Preis zwischen 200 und 500 Euro am stärksten nachgibt. Während die Stückzahlen von Uhren zwischen 500 und 3000 Schweizer Franken mit 2,9 Prozent vergleichsweise wenig sanken, ist das Segment darunter um 17,8 Prozent gefallen. Das ist der Preisbereich, in dem sich neben den Smartwatch-Anbietern von Apple bis Samsung auch die Sportuhrenhersteller von Polar über TomTom bis Garmin tummeln.