Gibson-Gitarren Der König der Klampfen

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Ohne teure Zwischenhändler

Mehr als Saiten
GitarrenSaiteninstrumente sind das größte Geschäftsfeld. Am bekanntesten sind die klassischen elektrischen Gitarren ohne Klangkörper - wie die Les Paul... Quelle: Presse
...sowie die leichten Hard-Rock-Gitarren Flying V... Quelle: Presse
...und SG, die Gibson auch in Sammlereditionen mit ungewöhnlichen Farben und Hölzern baut. Quelle: Presse
Dazu kommen Instrumente wie die halbakustische ESS-335 mit einem kleinen Klangkörper. Quelle: Presse
Über die Jahre sind fast ein Dutzend anderer Gitarrenfirmen dazu gekommen. Darunter die preiswerte Marke Epiphone, die wild designten Kramer oder die aufwendigen Valley Arts. Quelle: Presse
Dazu kommen akustische Instrumente wie Mastertone Banjos... Quelle: Presse
...und Dobro, die vor allem in der Country- und Bluegrass-Musik genutzt werden.

Anschließend kaufte Gibson wie zuvor der ebenso legendäre Gitarrenbauer Fender andere Not leidende Unternehmen der Branche. „Wir wollten groß genug sein für einen weltweiten Vertrieb“, so der Chef-Gitarrist, „so konnten wir ohne teure Zwischenhändler direkt an Musikhäuser verkaufen und bekamen ungefiltert deren Meinung zu unseren Produkten.“

Zum inzwischen gut 100 Marken starken Portfolio zählen Gitarren- und Klavierbauer sowie Hersteller von Elektronik und DJ-Zubehör (siehe unten). Juszkiewicz verzichtete aber darauf, die Fertigung zu zentralisieren: „Wie ein Steakfan erkennt, wenn der Falsche sein T-Bone gegrillt hat, merkt ein Gibson-Gitarrist, wenn sein Instrument aus einer anderen Fabrik kommt.“ Stattdessen beschränkt sich Gibson darauf, neue Technologien allen Töchtern zugänglich zu machen.

Die gibt es reichlich, vor allem aus Deutschland. So verbaut Gibson als Erster die selbststimmenden Mechaniken der Hamburger Tronical Components. Dank der Plek-Maschinen von A+D Gitarrentechnologie platziert er die Bünde und Saitenhöhe präziser als jeder andere. Dazu macht ein Kälteschock von mehr als minus 200 Grad die Bünde deutlich widerstandsfähiger als üblich.

Eigener Premiumbereich

Gleichzeitig baute Juszkiewicz seinen eigenen Premiumbereich auf. „Wie bei Wein oder Autos gibt es auch bei Gitarren Sammler, die haben wollen, was nicht jeder hat – egal, was es kostet“, so der Gibson-Chef. Weil Liebhaber oft mehrere Hunderttausend Dollar für seltene oder von Rockgrößen wie Keith Richards von den Rolling Stones gespielte Gitarren zahlen, baut Gibson ausgefallene Modelle. Dazu zählen zum Beispiel die Double Diamond Serie zum 120. Geburtstag für bis zu 40 000 Dollar oder speziell nach Kundenwünschen konstruierte Einzelstücke, die auch mal mehr als 100.000 Dollar kosten können und bei denen häufig bis zu einem Drittel des Preises als Gewinn in der Kasse bleibt.

Weil der Instrumentenbau aber trotz aller Anstrengungen immer weniger wächst, will Juszkiewicz den Glanz der Legende nutzen und Gibson zur Lifestyle-Marke ausbauen. „Wir werden Marktführer bei allem, was mit Musik zu tun hat“, formuliert er sein ehrgeiziges Ziel. „Mit Instrumenten erreichen wir einen von 20 Menschen, mit Musik alle 20“, sagt Juszkiewicz.

Beteiligung an Onkyo

Dafür hat sich Gibson im vorigen Jahr am japanischen Hi-Fi-Hersteller Onkyo beteiligt: Neben Stereoanlagen für Autos sollen künftig bessere und vor allem auf die persönlichen Bedürfnisse der Hörer abgestimmte Systeme angeboten werden. Mit der neuen Technik soll Musik wieder zu einem Gemeinschaftsevent werden – statt zu einem Erlebnis, das jeder für sich unter einem Kopfhörer genießt. Dazu will Gibson auch die Plattenfirmen an Bord holen. „Bis jetzt arbeiten die Branchen nebeneinander her, obwohl sie doch alle die gleichen Kunden haben“, sagt Juszkiewicz.

Noch sind vor allem seine bisherigen Partner aus dem Instrumentenhandel skeptisch, ob das neue Konzept am Ende aufgeht oder ob der Gitarren-Guru sich mit seinem Anspruch verzettelt. „Henry hat viele legendäre Marken, etwa die Slingerland-Schlagzeuge, verschlissen, weil er mit seiner Ungeduld und der Abneigung gegen Details zu schnell zu viel auf einmal will“, so ein Geschäftspartner. „Doch am Ende ist es für unsere Branche wohl besser, einer schießt mal über das Ziel hinaus, als dass wie bei anderen Herstellern risikoscheue Controller nur den Ist-Zustand immer weiter optimieren.“

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