Kein Ray-Ban im Sortiment? Dazu fehlt den meisten Optikern das Rückgrat, findet Thomas Truckenbrod. „Wenn ich auf Ray-Ban verzichte, versaue ich mir das Geschäft“, sagt der Leipziger Optiker, der zugleich Präsident des Zentralverbandes der Augenoptiker (ZVA) ist. Wenn es eine starke Brillenmarke gibt, ist Truckenbrod sich sicher, dann ist es Ray-Ban. Und das nutze der italienische Mutterkonzern und weltweit größte Brillenhersteller Luxottica aus.
Die Brillen mit dem lässig dahin geschriebenen Ray-Ban-Schriftzug haben Luxottica im elften Jahr hintereinander ein zweistelliges Umsatzplus beschert. Die Marke macht über die Hälfte des Konzernumsatzes aus, der im vergangenen Jahr 7,3 Milliarden Euro betrug. Modelle, die in den 50er und 60er Jahren James Dean und Audrey Hepburn schmückten, sind heute allgegenwärtig. Damit das künftig auch so bleibt, wird Luxottica mit dem Internetriesen Google bei dessen Datenbrille kooperieren. Zwar steht noch kein Marktstart fest, aber die Nachfrage nach dem Google Glass ist bereits riesig.
Eine solche Beliebtheit hätten andere Brillenhersteller gerne, weiß Peter Frankenstein vom Deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris): „Während andere Hersteller mit den Optikern eng kooperieren müssen, damit sie ihre Modelle im Geschäft empfehlen, hat Luxottica es geschafft, dass die Kunden in den Laden kommen und von sich aus nach Ray-Ban verlangen.“
Damit ist die Marke zugleich Segen und Fluch für Optiker: Ray-Ban-Brillen sind zwar Selbstläufer und kurbeln das Geschäft an, aber das versetzt Luxottica in eine Machtposition gegenüber dem Fachhandel. Ein kleiner Laden will nur 25 Brillen abnehmen? Ein Optiker nimmt nur Sonnenbrillen und verzichtet auf Sehbrillen? Beides geht nicht. Wer Ray-Ban führen will, muss Luxottica mindestens 40 Sonnenbrillen und 20 Sehbrillen abnehmen. Wem das nicht gefällt, muss auf Ray-Ban verzichten. Das gilt für alle Geschäfte – unabhängig von ihrer Größe und Lage.
ZVA-Präsident Truckenbrod kritisiert diese Vertriebspolitik: „Als Großkonzern kann ich von einem kleinen Betrieb doch nicht verlangen, eine Menge zu bestellen, bei der er am Ende 30 Brillen wegschmeißen muss“, sagt er. „Da muss ich doch flexibel sein – grad wenn's mir gut geht.“ Doch Luxottica gebe sich unnachgiebig und arrogant, kritisieren viele Optiker.
Luxotticas Deutschland-Chef Christian Grund rechtfertigt das mit der Markenpflege: „Wir haben ein Qualitätsdenken bei unserem Vertrieb.“ Dazu gehört, dass sich Ray-Ban an seinen Verkaufsstellen als Marke inszenieren kann: „Für die Markenpräsentation braucht es eine gewisse Menge. Sie können nicht drei Brillen hinstellen und sagen Sie führen die Marke – denn das tun Sie nicht. Weder bilden Sie dann die Vielfalt unseres Sortiments ab, noch führen Sie unsere Neuheiten.“ Dabei ginge es nicht darum, die Kollektionen komplett darzustellen: Schließlich bringt Luxottica drei mal jährlich neue Ray-Ban-Modelle heraus, und das Sortiment umfasst über 400 verschiedene Fassungen: „60 Brillen jährlich sind daher keine große Quote".
Zunehmende Konkurrenz für deutsche Optiker
Christian Grund zeigt Verständnis für kleine Geschäfte – und wirbt um Verständnis für Luxottica: „Natürlich lohnt es sich nicht, für einen kleinen Anbieter, der nur 80 Sonnenbrillen jährlich verkauft, gleich 40 Sonnenbrillen nur von einer Marke zu bestellen“, sagt der Deutschland-Chef des Unternehmen. „Aber für uns macht es auch keinen Sinn, Verkaufspunkte zu haben, an denen wir unsere Marke nicht angemessen präsentieren können.“ Kurzum: In Geschäften, die sich Ray-Ban nicht leisten können, will die Marke auch nicht vertreten sein. Die Abnahmevorgaben dienen also als Filter.
Branchenexperte Stephan Schenk kennt einige Optiker, die sich zusammentun, um sich vorm Luxottica-Diktat zu drücken. „Einer kauft dann für alle ein“, sagt der Chefredakteur des Brancheninformationsdienstes „Markt intern Augenoptik/Optometrie.“ Er glaubt, dass sich Luxottica darüber klar ist, und beide Augen zudrückt. „Man kann der deutschen Niederlassung nur bedingt einen Vorwurf machen. Sie muss letztlich auch nur die Vorgaben aus Italien erfüllen.“ Christian Grund von Luxottica sagt dazu: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.“
Einigen Optikern stößt auf, dass Luxottica seine Brillen im Internet auch direkt verkauft, und auch auf eigenen Einzelhandel setzt. Beides bedeutet zunehmende Konkurrenz für deutsche Optiker. Weltweit betreibt das Unternehmen über 5.500 eigene Verkaufsstellen. Gerade in Nordamerika ist die Firma mit den Ketten Sunglass Hut und Lens Crafters vertreten. In Deutschland betreibt das Unternehmen eigene Ray-Ban-Verkaufsflächen in 16 Karstadt-Filialen.
„Es ist möglich, dass noch der ein oder andere Standort dazu kommt“, sagt Grund. Eine eigene Einzelhandelskette sei jedoch nicht geplant. „Ich habe Verständnis, dass der Fachhandel das mit Sorge betrachtet. Aber man kann nicht erwarten, dass jemand eine Käseglocke über einen hält und vor äußeren Einflüssen schützt. Jeder muss auf dem Markt sein Bestes geben.“
Auch wenn sowas bei vielen Optikern schlecht ankommt, wollen sie auf Ray-Ban doch nicht verzichten. Schließlich fragen ihre Kunden nach der Marke. Sie schwimmt ganz oben mit auf einer Erfolgswelle, die Brillen seit einigen Jahren feiern. Was unter Modejüngern früher allenfalls in Bibliotheken salonfähig war, hat in den vergangenen zehn Jahren die Laufstege erobert. Während Deutschlands Augenoptiker vor zehn Jahren noch 8,4 Millionen Brillenfassungen absetzten, waren es 2012 rund 11,3 Millionen. Zugleich verdienten die Optiker mit 5,2 Milliarden Euro so viel wie nie zuvor.
Zwar gibt es noch keine Branchenzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2013, aber in einer aktuellen Umfrage unter rund 800 ZVA-Mitgliedern bewerten 83 Prozent ihre Situation gut oder befriedigend. Etwa die Hälfte der Optiker geht für 2014 von einem gleich bleibenden Umsatz aus, 44 Prozent erwarten ein Plus.
„Die Brille ist als modisches Accessoire voll anerkannt und wird das auch bleiben“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts (DMI), Gerd Müller-Thomkins. Sie habe sich vor allem Dank dem Retro-Trend der vergangenen Jahre durchgesetzt: Schlagworte, wie „Vintage“, bestimmten die Mode. Was alt, konservativ oder abgenutzt aussah, war in – und damit auch ein solch althergebrachtes Accessoire, wie die Sehbrille. „Das zeigte sich an den Hipstern, die ihr Outfit im Second-Hand-Laden zusammen stellen, oder am Erfolg der sogenannten Nerd-Brille“, sagt Müller-Thomkins.
Wie Ray-Ban wieder entdeckt wurde
Dieser Zeitgeist spielte Ray-Ban in die Hände. Schließlich prägte die ursprünglich vom US-amerikanischen Linsenhersteller Bausch & Lomb gegründete Marke die Brillenmode bis in die 80er Jahre hinein. 1937 hatte die U.S.-Luftwaffe Bausch & Lomb gebeten, eine Sonnenbrille für ihre Piloten zu entwerfen. Herauskam kam das Modell „Aviator“ („Flieger“) mit gewölbten Gläsern in einer Metallfassung. Ihre Funktion, die UV-Strahlen von den Augen der Piloten zu verbannen, führte zum Markennamen Ray-Ban, also „Strahlen-Bann“. Die Fliegerbrille ist bis heute das erfolgreichste Ray-Ban-Modell.
Die andere Stilikone ist die 1952 entworfene „Wayfarer“ mit ihrem dicken, schnittigen Kunststoff-Rahmen. Hollywood entdeckte sie schnell für sich und gab ihr zahlreiche Auftritte in Kultfilmen: 1961 nahm Audrey Hepburn ihr „Frühstück bei Tiffany“ mit einer Wayfarer ein, 1980 rockten die „Blues Brothers“ mit ihr die Bühne und 1983 machte Tom Cruise damit „Lockere Geschäfte“. All das trieb den Mythos Ray-Ban an und prädestinierte die Marke dazu, im Retro-Trend der 2000er wieder entdeckt zu werden – und Geld in die Kassen des heutigen Mutterkonzerns Luxottica zu spülen.
Das italienische Brillenimperium kaufte Ray-Ban 1999 für 640 Millionen US-Dollar von Bausch & Lomb, nachdem die Marke einen Niedergang erlebt hatte. „Zum Übernahmezeitpunkt war Ray-Ban weit vom jetzigen Status entfernt“, sagt Branchenexperte Stephan Schenk. Die großen auffallenden Ray-Ban-Modelle passten laut DMI-Geschäftsführer Gerd Müller-Thomkins schlichtweg nicht mehr in die Zeit: „Gerade Ende der 90er Jahre kam eine neue Nüchternheit in der Mode auf.“
Luxottica wartete nach seiner Ray-Ban-Übernahme jedoch nicht erst auf den sich ändernden Zeitgeist, sondern passte die Marke der Zeit an. „Sie sind mutiger geworden und haben neue Designs auf den Markt gebracht“, sagt Peter Frankenstein vom Herstellerverband Spectaris. „Außerdem haben sie ein gutes Marketing und eine gute Preisklasse von 100 bis 150 Euro.“
Luxottica-Manager Christian Grund ist stolz auf die Leistung des Konzerns: „Es war Luxottica, die aus der größten Brillenmarke, wieder das gemacht hat, was sie ist“, sagt er. „Gerade den modischen Bereich pflegen wir ganz aufmerksam, weil er die Marke ausmacht.“ Außerdem hat Luxottica mit Sehbrillen ein neues Wachstumsfeld für Ray-Ban erschlossen. Mittlerweile machen Sehbrillen in Deutschland fast die Hälfte des Ray-Ban-Geschäfts aus – Tendenz steigend.
Während hier zu Lande vergangenes Jahr der Marken-Umsatz mit Sonnenbrillen um 18 Prozent stieg, waren es bei Sehbrillen ganze 34 Prozent. „Wenn man sich anschaut, dass der Markt für Sehbrillen viel größer ist, als für Sonnenbrillen, dann sehe ich da noch ein großes Potenzial“, sagt Grund. Denn von den 40,1 Millionen Brillenträgern in Deutschland tragen lediglich 14,5 Millionen auch eine Sonnenbrille, also das klassische Ray-Ban-Produkt. Bei den Sehbrillen gibt es also noch einiges aufzuholen.
Ein Spagat zwischen Tradition und Moderne
Auch wenn die Aussichten in Deutschland rosig scheinen, soll sich das internationale Wachstum verlangsamen. Nachdem es für Ray-Ban elf Jahre immer zweistellig aufwärts ging, erwartet Luxottica künftig lediglich ein einstelliges Plus. Das sollen vor allem Schwellenländer wie China einfahren. „Die Zentrale macht lieber vorsichtige Prognosen“, sagt Grund. „Wir wurden allerdings immer wieder überrascht, was doch noch an Wachstum drin war.“
Ray-Ban steht grundsätzlich vor zwei Problemen: Einerseits ist das Wachstum allmählich ausgereizt, andererseits bewegt sich die Modewelt weg vom Retro-Schick. „Ray-Ban hat bereits eine enorme Marktmacht und da künftig noch mehr drauf zu legen, ist schwer“, sagt Stephan Schenk von „Markt intern“. „Außerdem besteht bei allgegenwärtigen Marken immer die Gefahr, dass sie sich abnutzen.“
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Zugleich muss sich Ray-Ban als traditionelle Marke künftig in einer futuristischen Modeströmung behaupten. „Die Hipster-Zeit ist vorbei“, sagt DMI-Geschäftsführer Gerd Müller-Thomkins. „Am Anfang des Jahrtausends orientierte sich die Mode noch an der Vergangenheit, nun schaut sie in die Zukunft.“ Der Stil wird modern, schlicht, zurückhaltend, sportlich und praktisch. „Form follows function“, kommentiert Müller-Thomkins.
Da die Brille eine praktische Funktion erfüllt, wird sie auch weiter als Modeaccessoire angesagt bleiben. Allerdings zeigte sich zuletzt auf der Münchner Fachmesse Opti im Januar, dass der Trend weg geht von den auffälligen Nerd-Brillen. Die Gläser bleiben groß, aber die Ränder werden schmaler und zurückhaltender. Für Ray-Ban bedeutet das künftig ein Spagat zwischen Tradition und Moderne: „Das ist aktuell ein anspruchsvolles Unterfangen für klassische Marken, wie Ray-Ban, die Erwartungen der Stammkunden zu erfüllen und gleichzeitig den Weg in die modische Moderne zu finden“, sagt Gerd Müller-Thomkins.
Christian Grund ist zuversichtlich: „Als größter Brillenhersteller der Welt beobachten wir die Trends ganz genau und können alle Neuheiten bieten, die der Markt verlangt.“ So seien etwa die künftigen Modelle, die sich an die Wayfarer anlehnen, deutlich filigraner als bisher. Mit der künftigen Mitarbeit an Google Glass will sich das Unternehmen außerdem für die Zukunft rüsten. Während Luxottica seine Vormachtstellung ausbauen will, erhofft sich Google modischere Modelle für seine Datenbrille.
Auch Verbandsvertreter Peter Frankenstein traut Ray-Ban zu, sich für die Zukunft gut aufzustellen „Ray-Ban hat einen derartigen Marktanteil. Der Marke wird so schnell kein Konkurrent gefährlich.“ Und daher werden Optiker auch künftig auf Ray-Ban setzen – und dessen Vertriebspolitik akzeptieren.