Großauftrag an Boeing Ryanair-Chef stänkert gegen Germanwings

Michael O’Leary bestellt 175 Flugzeuge von Boeing. Damit will der Billigflieger weiter wachsen. Auch in Deutschland, wo Lufthansa die Tochter Germanwings ausbaut. Grund genug für eine Verbalattacke des Ryanair-Chefs.

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Ryanair-Chef Michael O'Leary (links) und der Chef der Boeing Flugzeugsparte Ray Conner scherzen in Paris. Quelle: AFP

Paris Eigentlich hatte er sich geschworen, nie eine Luftfahrtaustellung zu besuchen, sagte Michael O’Leary. Doch irgendwann ist immer das erste Mal. Und so trat der umstrittene Ryanair-Chef bei der weltgrößten Luftfahrtmesse in Le Bourget doch vor die Presse. Gemeinsam mit Ray Conner, dem Chef der Verkehrsflugsparte von Boeing, unterzeichnete der Ire die Verträge zur größten Bestellung einer europäischen Airline beim US-Flugzeugbauer.

Europas größter Billigflieger kauft 175 Maschinen vom Typ 737-800 der nächsten Generation bei Boeing. Die Maschinen haben laut Preisliste einen Gesamtwert von 15,6 Milliarden Dollar (11,7 Milliarden Euro) – davon gehen allerdings noch deutliche Nachlässe ab. Mit der Bestellung will Ryanair seine Flugzeugflotte in den kommenden fünf Jahren auf 400 Maschinen ausbauen. O’Leary will damit die Marke von 100 Millionen Passagieren im Jahr überspringen.

Doch als die Tinte auf den Verträgen getrocknet war und O’Leary neben Boeing-Manager Conner seine übliche Inszenierung für die Fotografen beendet hatte, ließ der Billigflieger-Chef dem Großauftrag einen großspurigen Auftritt folgen. Im Fokus der Häme dabei: Die deutsche und irische Konkurrenz sowie die EU-Kommission. Besonders für die Lufthansa und ihre Billigflug-Tochter Germanwings hatte O’Leary ein paar kräftige Schüsse vor den Bug parat.

Germanwings übernimmt ab Juli alle Deutschland- und Europaflüge außerhalb der Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München von der Mutter. Mit der Aufwertung von Germanwings will Lufthansa-Chef Christoph Franz das Geschäft der Passage außerhalb von Interkontinentalflügen wieder lukrativer machen. Die „neue Germanwings“ ist die Antwort auf die Billigkonkurrenz um Ryanair, Easyjet und Co. in Europa. Im Rahmen des Umbau übernimmt Germanwings auch Maschinen von der Mutter Lufthansa.

„Die malen die Flugzeuge neu an und denken dann: ,So sieht eine Low-Cost-Airline aus‘“, kommentierte O’Leary den Strategiewechsel. Auf mögliche Übernahmepläne in Europa angesprochen, reagierte der Ire mit Ironie. „Wir haben geprüft, die Lufthansa zu übernehmen“, scherzte O’Leary. Doch die Strategie der deutschen Fluggesellschaft sei dann doch ein wenig zu „konfus“.


„Aer Lingus ist eine Micky-Maus-Airline“

Doch nicht nur auf die Lufthansa hatte es O‘Leary abgesehen. Ein Übernahmeversuch von Aer Lingus war im Februar am Veto der EU-Kommission gescheitert. Der Unmut darüber sitzt noch tief. Es war bereits der dritte Versuch, die irische Staatsairline zu schlucken. Ryanair hatte nach der Bekanntgabe der Entscheidung mit einer Klage gedroht – doch O’Leary teilt lieber verbal aus, als vor Gericht zu ziehen.

Aer Lingus sei eine „Micky-Maus-Airline“, so der Manager. Die Entscheidung der EU-Kommission sei „bizarr“. O’Leary fühlt sich von Brüssel benachteiligt: Als die Iberia-Mutter International Airlines Group (IAG) die spanische Billigfluggesellschaft Vueling übernommen habe, habe die Kommission geschlafen.

Für einen hatte der Ryanair-Chef dann doch noch Lob übrig. Dem Langzeitpartner Boeing machte O’Leary Hoffnung, schon bald einen weiteren Großauftrag zu unterschreiben. Er hoffe, dass man sich noch in diesem Jahr auf einen Preis für die neue 737-MAX einigen könne. Der US-Flugzeugbauer hatte erst am Mittwochmorgen angekündigt, die Entwicklung des modernisierten Mittelstreckenjets ein wenig zu beschleunigen. Die erste Maschine soll nun im dritten statt im vierten Quartal 2017 ausgeliefert werden. Erstkunde ist mit der US-Fluggesellschaft Southwest ein anderer Billigflieger.

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