Gründung von Eat First Lieferdienst statt Aktienhandel

Immer das gleiche Essen und Nachts im Büro nur noch Fast-Food – der Aktienhändler Rahul Parekh hatte genug davon. Er kündigte bei Goldman Sachs und begründete das Unternehmen Eat First mit, das frisch gekochtes liefert.

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Frische Küche statt fettigem Fast-Food: Um den neuartigen Lieferservice Eat First mitzugründen, kündigte Rahul Parekh seinen Job bei Goldman Sachs. Kunden sollen Menschen wie der ehemalige Aktienhändler sein, die auch beispielsweise spät im Büro noch etwas vernünftiges essen möchten. Quelle: dpa

London Rahul Parekh war durchaus lange Arbeitsstunden und späte Feierabende gewohnt, als er noch als Executive Director für den Handel von Aktien-Derivaten bei Goldman Sachs Group Inc. in London arbeitete. Womit er aber nie zurechtkam: Die wenigen Essens-Optionen nach Einbruch der Dunkelheit.

„Ich erinnere mich, wie ich bei Goldman Sachs zu später Stunde arbeitete, und in der Nähe war einfach nichts mehr offen“, erzählt er im Interview mit Bloomberg. „Man bestellt sich etwas bei einem der Lieferdienste - und wartet am Ende teils eine bis eineinhalb Stunden auf etwas Fettiges, das mir keinesfalls gesund zu sein schien.“

Wohl nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat er in diesem Jahr bei Goldman Sachs gekündigt und EatFirst mitgegründet. Der Essens-Lieferdienst kocht selbst frische Speisen und verspricht, sie innerhalb von 15 Minuten nach Bestellung im Londoner Finanzbezirk auszuliefern.

Eat First folgt in den Fußstapfen von Just Eat Plc - einem Online-Bestelldienst, dessen Aktien seit April an der Börse gehandelt werden. Just Eat war 2001 in Dänemark gestartet. Fünf Jahre später expandierte die Firma nach Großbritannien. Heute kommt Just Eat Plc auf einen Marktwert von 1,6 Mrd. Pfund, was umgerechnet rund 2 Mrd. Euro sind.

Eat First, das Startup des Ex-Goldman-Bankers, wird von der Berliner Rocket Internet AG gestützt. Die Firma investiert in Unternehmen mit Internet-Bezug.

Derzeit bietet Eat First täglich zwei verschiedene Gerichte an, eines davon ist vegetarisch. Das Menü wechselt jeden Tag. Und die Speisen werden in einer Küche in der Nähe des Londoner Finanzbezirks zubereitet. Zur Auswahl standen unlängst Massaman- Curry und Hühnchen-Jambalaya. Jedes Gericht ist für 7 Pfund (8,80 Euro) zu haben.

Der 28-jährige Parekh wurde in Manchester geboren, als Sohn einer Familie, die ursprünglich aus Indien stammte. Während der Zeit bei Goldman habe er jede Woche bei denselben Restaurants gegessen, was ziemlich langweilig gewesen sei. „Das wollten wir mit Eat First wirklich ändern. Sodass Leute eine ausgewogene Ernährung haben können.“

Natalie Berg, globale Analyse-Direktorin bei dem Londoner Marktforscher Planet Retail Ltd., sagt, dass der Trend hin zu gesundem, schnellem Essen zwar nicht neu ist - allerdings würde derzeit die Technologie einiges ändern.

„Essens-Auslieferungen waren in der Vergangenheit auf Pizza und anderes Fast-Food begrenzt, ohne hochwertige Optionen“, erklärt die Expertin gegenüber Bloomberg News. „Aber Technologie ändert das. Es gibt die Chance, einen sehr lukrativen Markt für Büro-Speisen anzuzapfen. Was an Eat First interessant ist, ist, dass es auf Einfachheit basiert - nur zwei verschiedene Gerichte pro Tag.“ Das helfe, die Kosten niedrig zu halten und sich stärker auf die Qualität zu konzentrieren.

Eat First hält zudem die Kosten gering, indem Küche und Auslieferungs-Fahrräder gemietet werden.

Doch die entscheidende Frage ist, war die neue Firma es wert, den Job bei Goldman aufzugeben?

„Ich habe fantastische Erfahrungen bei Goldman gemacht. Doch alles, was wir jetzt machen, hat große Auswirkungen auf die Zukunft des Unternehmens“, sagt Parekh gegenüber Bloomberg News. „Es ist etwas anderes, für eine Organisation wie Goldman Sachs zu arbeiten, wo man sich wie ein kleines Rädchen in einer gigantischen Maschine fühlen kann.“

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