Güterverkehr auf Rekordniveau Laster hängen Deutsche Bahn ab

Der Güterverkehr in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und befindet sich auf Rekordniveau. Am beliebtesten ist der Transport per Laster. Die Bahn gehört zu den Verlierern - und kritisiert die Politik.

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Der Güterverkehr befindet sich in Deutschland auf Rekordniveau. Am beliebtesten ist der Transport per LKW. Quelle: dpa

Berlin In Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr Güter transportiert als je zuvor - vor allem per Lkw auf der Straße. Dagegen verzeichneten Binnenschiffe sowie die Bahn sogar ein Minus, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Mit insgesamt 4,6 Milliarden Tonnen wurden 1,1 Prozent mehr bewegt als 2015. Es ist das vierte Jahr in Folge mit einem Plus. Grund dafür ist der anhaltende Wirtschaftsaufschwung: Deutschland hat 2016 so viel ex- und importiert wie noch nie. Die Straße verzeichnete mit 3,6 Milliarden Tonnen ein Plus von 1,5 Prozent. Die Bahnen wurden dagegen abgehängt: Hier gab es ein Minus von 1,6 Prozent. Vor allem die Dauerkrise bei der Deutsche-Bahn-Tochter DB Cargo wirkte sich aus. Schienen-Verbände machten die Politik verantwortlich: Der Lkw werde systematisch gegenüber der Schiene bevorzugt.

Das stärkste Wachstum wies 2016 die Luftfracht mit einem Plus von 3,3 Prozent auf. Allerdings werden in Flugzeugen mit 4,5 Millionen Tonnen nur 0,1 Prozent des gesamten Transportvolumens befördert. Im Eisenbahnverkehr schrumpfte die Menge um 1,6 Prozent auf 361 Millionen Tonnen, in der Binnenschifffahrt um 0,8 Prozent auf 220 Millionen Tonnen. Dies lag vor allem am Niedrigwasser der Flüsse zum Jahresende, das Transporte verhinderte. Legt man die Verkehrsleistung zugrunde - also die Zahl der Tonnen kombiniert mit gefahrenen Kilometern - hat der Lastwagen einen Anteil von über 71 Prozent, der der Bahn sackte auf unter 18 Prozent ab.

Der Lobbyverband „Allianz pro Schiene“ sprach von einer schmerzhaften Quittung für die Lkw-freundliche Politik. Die geringere Lkw-Maut, die steigenden Trassenpreise für die Bahnen sowie hohe Abgaben auf Strom wirkten sich aus. Dagegen werde Diesel weiter steuerlich begünstigt. „Ausgerechnet die umwelt- und klimafreundlichen Güterbahnen kämpfen mit einer immer schwieriger werdenden Marktlage“, kritisierte Geschäftsführer Dirk Flege. Dabei sähen Studien für die Güterbahnen einen Marktanteil von bis zu 35 Prozent. Die Schweiz und Österreich bewiesen, dass mehr Güter auf der Schiene möglich seien.

Das Netzwerk europäischer Eisenbahnen (NEE), ein Zusammenschluss von DB-Konkurrenten, sprach von einem Trendbruch mit Ansage. Zwar hätten die eigenen Bahnen noch ein leichtes Wachstum verzeichnet, DB Cargo hingegen sei weiter geschrumpft.

Wer sich frage, warum die Autobahnen immer voller mit Lkw seien, bekomme eine einfache Antwort: „Der Straßentransport ist konkurrenzlos preiswert und wird noch günstiger. Und das ist von der Bundesregierung so gewollt“, sagte NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger. Er forderte wie die Allianz pro Schiene eine Kürzung der Trassenpreise.

DB Cargo, lange praktisch Monopolist bei den Güterbahnen, hat nur noch einen Marktanteil von unter 60 Prozent. Der Umsatz wird laut Bahn-Planung in diesem Jahr weiter sinken. Er würde dann etwa auf dem Niveau von 2010 liegen. Immerhin soll DB Cargo 2017 keinen Verlust mehr ausweisen.

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