Handelsstreit Was hinter dem Nestlé-Boykott durch Edeka steht

Ein Einkauf bei Edeka Quelle: dpa

Edeka boykottiert eine Reihe von Nestlé-Produkten. Hinter dem Streit steht ein europäisches Einkaufsbündnis – und dessen aggressiver Chef.

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Die Auslistung von 160 verschiedenen Nestlé-Produkten von Wagner-Pizza bis Nescafé bei Edeka sorgt für Wirbel. Der mächtigste deutsche Händler Edeka will so beim weltgrößten Konsumgüterkonzern bessere Konditionen durchdrücken.

Hinter Edeka steht eine breitere Allianz: der europäische Einkaufsverbund Agecore mit Partnern wie Intermarche und Coop Schweiz. Dass Nestlé nun um seine Umsatzpläne in Europa bangen muss, führt die Branche auch auf Insiderwissen des obersten Agecore-Verhandlers zurück.

Denn Gianluigi Ferrari hat laut dem Branchenblatt „Lebensmittel Zeitung“ eine brisante Vergangenheit. Der Manager arbeitete nämlich sieben Jahre für die konkurrierende Einkaufsgemeinschaft Cooperic, der unter anderem Rewe angehört.

Mit Ferrari waren drei Cooperic-Partner zu Agecore gewechselt, als sich das Bündnis mit 140 Milliarden Euro Außenumsatz vor drei Jahren formierte. Die Branche spekuliert daher, dass Ferrari bestens über die Konditionen der Konkurrenz informiert ist – und überall dort Nachbesserungen fordert, wo das Edeka-Bündnis gegenüber dem Rewe-Verbund schlechter gestellt ist. Schon vor zwei Jahren soll er solche Verbesserungen gefordert haben – sogar rückwirkend. 

Deutschlands größte Lebensmittelhändler
Gute Zeiten für LebensmittelhändlerDie Lebensmittelhändler können größtenteils auf ein gutes Jahr zurückblicken. Bis auf wenige Ausnahmen verbuchten alle Unternehmen ein Umsatzwachstum - manche sogar im zweistelligen Bereich. Der Gesamtumsatz der zehn umsatzstärksten Händler in Deutschland lag bei rund 210 Milliarden Euro. Wobei ein Viertel davon allein auf den ersten Platz entfällt.Quelle: TradeDimensions, Lebensmittelhandel Deutschland 2014 Quelle: dpa
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Laut „Lebensmittel Zeitung“ geht es auch im Fall Nestlé um den Vergleich mit der Konkurrenz. Die Auslistung der genau 163 Produkte begründet Edeka gegenüber seinen Kaufleuten demnach mit zu wenig Entgegenkommen von Nestlé trotz gepflegter langer Partnerschaft. Weder Edeka noch Nestlé wollten den Streit auf Anfrage kommentieren.

Die großen europäischen Supermärkte setzen auf solche Allianzen für den internationalen Einkauf, um ihre Verhandlungsmacht gegenüber den Herstellern auszubauen. Denn anders als die multinationalen Produzenten agieren die meisten Supermarktketten vor allem national. 

Nestlé macht mit dem europäischen Agecore-Bündnis immerhin geschätzte zehn Prozent seines Europaumsatzes. Allein Edeka soll für mehr als ein Prozent des Weltumsatzes von Nestlé sorgen. 

Der 50-jährige Italiener Ferrari dürfte mit dem drastischen Schritt seinen Ruf als harter Verhandler zementieren. Dabei kennt er die Lebensmittelbranche auch von der anderen Seite: Fünf Jahre arbeitete er beim Nudelproduzenten Barilla. Davor verhandelte er für den deutschen Metro-Konzern.

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