Die Auslistung von 160 verschiedenen Nestlé-Produkten von Wagner-Pizza bis Nescafé bei Edeka sorgt für Wirbel. Der mächtigste deutsche Händler Edeka will so beim weltgrößten Konsumgüterkonzern bessere Konditionen durchdrücken.
Denn Gianluigi Ferrari hat laut dem Branchenblatt „Lebensmittel Zeitung“ eine brisante Vergangenheit. Der Manager arbeitete nämlich sieben Jahre für die konkurrierende Einkaufsgemeinschaft Cooperic, der unter anderem Rewe angehört.
Mit Ferrari waren drei Cooperic-Partner zu Agecore gewechselt, als sich das Bündnis mit 140 Milliarden Euro Außenumsatz vor drei Jahren formierte. Die Branche spekuliert daher, dass Ferrari bestens über die Konditionen der Konkurrenz informiert ist – und überall dort Nachbesserungen fordert, wo das Edeka-Bündnis gegenüber dem Rewe-Verbund schlechter gestellt ist. Schon vor zwei Jahren soll er solche Verbesserungen gefordert haben – sogar rückwirkend.
Laut „Lebensmittel Zeitung“ geht es auch im Fall Nestlé um den Vergleich mit der Konkurrenz. Die Auslistung der genau 163 Produkte begründet Edeka gegenüber seinen Kaufleuten demnach mit zu wenig Entgegenkommen von Nestlé trotz gepflegter langer Partnerschaft. Weder Edeka noch Nestlé wollten den Streit auf Anfrage kommentieren.
Die großen europäischen Supermärkte setzen auf solche Allianzen für den internationalen Einkauf, um ihre Verhandlungsmacht gegenüber den Herstellern auszubauen. Denn anders als die multinationalen Produzenten agieren die meisten Supermarktketten vor allem national.
Nestlé macht mit dem europäischen Agecore-Bündnis immerhin geschätzte zehn Prozent seines Europaumsatzes. Allein Edeka soll für mehr als ein Prozent des Weltumsatzes von Nestlé sorgen.
Der 50-jährige Italiener Ferrari dürfte mit dem drastischen Schritt seinen Ruf als harter Verhandler zementieren. Dabei kennt er die Lebensmittelbranche auch von der anderen Seite: Fünf Jahre arbeitete er beim Nudelproduzenten Barilla. Davor verhandelte er für den deutschen Metro-Konzern.