Haniel-Chef Stephan Gemkow „Wir gehen nicht auf Einhorn-Jagd“

Eine prall gefüllte Kriegskasse, weniger Risiken durch die Aufspaltung des Metro-Konzerns und neue Investments: Was Stephan Gemkow, Chef des Ruhrgebietskonzerns Haniel, jetzt vorhat.    

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Haniel-Chef Stephan Gemkow. Quelle: dpa

Der Metro-Konzern soll in zwei Teile aufgespalten werden. Wird Haniel an beiden Unternehmen beteiligt bleiben?

Stephan Gemkow: Es gibt bei uns keine Pläne, die Beteiligungshöhe zu verändern. Ob das für alle Zeiten so bleibt, kann ich aber heute weder für Metro noch für eine andere Beteiligung von Haniel sagen. Wichtig ist für uns aber, dass durch die geplante Neuordnung des Metro-Konzerns das Klumpenrisiko innerhalb des Haniel-Portfolios sinkt. Aktuell stehen die Metro-Anteile für rund 40 Prozent des gesamten Portfoliowerts. Dieses etwas zu hohe Einzelrisiko für eine Familienholding wie Haniel würde sich damit faktisch auflösen.

Statt Metro tauchen dann zwei Unternehmensnamen in Ihrem Portfolio auf. Wo soll da das Risiko reduziert werden?

Die beiden Konzerne sollen zukünftig beide börsennotiert sein. Aus Sicht insbesondere der amerikanischen Ratingagenturen sinkt insofern sinkt das Risiko erheblich. Zudem können Belastungen des einen Metro-Konzernteils nicht mehr auf die Marktbetrachtung und damit den Aktienkurs des anderen durchschlagen.

Zur Person

Was meinen Sie?

Nehmen Sie die Auseinandersetzung mit Erich Kellerhals, dem Minderheitsgesellschafter von Media-Saturn. Was auch immer Herr Kellerhals in Zukunft tut, es wird zumindest auf den neu entstehenden Lebensmittelkonzern keinen Einfluss mehr haben. Bisher wurde oft der komplette Metro-Konzern in Haftung genommen.

Das klingt so, als käme Ihnen die Metro-Teilung sehr gelegen. Steckt Haniel hinter den Aufspaltungsplänen?

Eine erfolgreiche Idee hat immer viele Väter. Tatsächlich gab es schon vor meiner Zeit bei Haniel immer wieder Planspiele über einen neuen Zuschnitt der Metro. Auch bei Investmentbanken wurde das Thema ausgiebig behandelt. Der aktuelle Vorstoß stammt aber allein vom Vorstand der Metro und nicht von Haniel.

Schwer vorstellbar, dass die Großaktionäre nicht eingeweiht waren.

Wir sind eine Investmentholding und befassen uns laufend mit unserem Portfolio und den Möglichkeiten. Die Pläne von Herrn Koch haben uns nicht völlig unvorbereitet getroffen, aber wir wurden tatsächlich erst kurz vorher informiert.

Ursprünglich wollten Sie verstärkt auf kleinere Beteiligungen setzen, um das Haniel-Portfolio neu auszubalancieren. Hat sich diese Strategie mit der Metro-Aufspaltung erledigt?

Nein. Unsere Kriegskasse ist prall gefüllt. Wir haben momentan rund 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Über Kredite kann der Betrag sogar noch steigen und wir wären ehrlich gesagt ganz froh, wenn wir sinnvolle Anlagemöglichkeiten fänden.

Das Problem ist schlicht, dass viele Übernahmekandidaten, die in unser Raster passen würden, mittlerweile zu teuer sind. Wir sind nicht bereit, jeden Preis zu zahlen.

von Kathrin Witsch, Stephan Happel

Welche Unternehmen sind für Haniel interessant?

Wir suchen nach europäischen und nordamerikanischen Unternehmen, die weltweit aktiv sind, eine starke Marktstellung haben und die wir zum Beispiel über Zukäufe weiter entwickeln können. Zuletzt haben wir etwa das belgische Unternehmen Bekaert Textiles übernommen, den weltweiten Marktführer für die Produktion von Matratzenbezugsstoffen. Durch einen weiteren Zukauf in dem Segment konnten wir die Position von Bekaert sehr schnell ausbauen.

Warum setzen Sie nicht stärker auf digitale Geschäftsmodelle?

Das wollen wir. Wir werden unsere Venture-Capital-Aktivitäten ausbauen und bis zu 50 Millionen Euro in Fonds investieren. Aber wir gehen nicht auf Einhorn-Jagd…

…Sie sprechen von Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden und im Investorenslang gerne als Unicorns bezeichnet werden.

Genau. Einzelinvestments sind in diesem Bereich wie Lotterien: es gibt nur sehr wenige Gewinner. Stattdessen investieren wir lieber in mehrere Fonds, streuen den Einsatz und erhalten nebenbei Einblick in neue Geschäftsmodelle und Arbeitsmethoden.

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