Hapag-Lloyd und UASC Jansens teurer Traum von 1001 Nacht

Die Container-Reederei UASC, die sich Hapag-Lloyd einverleiben will, schreibt schon jetzt höhere Verluste als gedacht. Die Eigentümer müssen Bargeld nachschießen. Für Hapag-Chef Jansen gibt es dafür heftigen Gegenwind.

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Der Chef von Hapag Lloyd verteidigte auf der Hauptversammlung die Übernahme von UASC. Quelle: dpa

Hamburg Um die Übernahme ihrer Container-Reederei UASC durch den Hamburger Rivalen Hapag-Lloyd nicht platzen zu lassen, müssen die arabischen Eigentümer voraussichtlich noch einmal kräftig Geld in die Hand nehmen. Weil der verlustreichen Schifffahrtsgesellschaft vom Persischen Golf das Eigenkapital schneller dahinschmilzt als erwartet, haben die Verkäufer nach heutigem Stand 33 Millionen US-Dollar nachzuschießen.

Um diese Summe liegt das Eigenkapital von UASC schon jetzt unter der vereinbarten Mindestgrenze von 1,95 Milliarden Dollar. Grund sind die galoppierenden Verluste des Übernahmekandidaten, der 2015 gut 384 Millionen Dollar verlor, im ersten Halbjahr 2016 darüber hinaus noch einmal 201 Millionen Dollar.

Auf der Hauptversammlung am Freitag in Hamburg sorgte die geplante Übernahme deshalb für Skepsis. „UASC hat die schlechteste Marge aller Containerlinien weltweit“, warnte Karlfried von Websky, Aktionärsvertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Auch die Verschuldung, die sich durch die Übernahme auf 8,3 Milliarden Dollar verdoppelt, bereitet den Anteilseignern Sorge. So hat die Ratingagentur Moody's errechnet, dass die Nettoverschuldung nach dem UASC-Zukauf dem Siebenfachen des Betriebsgewinns (Ebitda) entsprechen wird. „Dieses Verhältnis bis 2018 wieder zu halbieren, wie es der Hapag-Lloyd-Vorstand angekündigt hat, halten wir für ein ehrgeiziges Ziel“, glaubt von Websky.

Mit Zustimmung der Hapag-Hauptversammlung soll der von Dubai aus gesteuerte Wettbewerber zum Jahresende auf den Hamburger Konzern verschmolzen werden. Die Altaktionäre von UASC, darunter die Staatsfonds von Saudi Arabien und Katar, erhalten im Gegenzug 28 Prozent an Hapag-Lloyd. Den Zukauf bewertet das mit 540 Millionen Euro.

Hapag-Lloyd-Vorstandschef Rolf Habben Jansen verteidigte die Übernahme auf der Hauptversammlung trotz der Risiken vehement. „Durch die Fusion wird unsere Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert“, sagte er. Mit dem Zusammenschluss festige man langfristig die Marktposition unter den fünf größten Containerreedereien. Ab 2019 stellte er zudem jährliche Synergieeffekte von 435 Millionen Dollar in Aussicht.


Auch in diesem Jahr dürfte es einen Verlust geben

Bis dahin aber müssen sich die Aktionäre, darunter die Stadt Hamburg, der Spediteur Klaus-Michael Kühne und der Reisekonzern Tui, auf eine lange Durststrecke einstellen. In den ersten sechs Monaten nach der geplanten UASC-Übernahme, so hat es Habben Jansen im vergangenen Monat bereits angekündigt, soll es zu einer 400 Millionen Dollar schweren Kapitalerhöhung kommen. Sie wird die hohe Verschuldung von Hapag-Lloyd zwar verringern, den aktuellen Dividendenanspruch – und damit den Aktienwert – aber um ein Fünftel verwässern.

Profitieren wird davon zunächst nur der chilenische Großaktionär CSAV, der seine Container-Reederei Ende 2014 bei Hapag-Lloyd eingebracht hatte. Er will die Kapitalerhöhung nach Handelsblatt-Informationen nutzen, um die durch den UASC-Deal gefährdete Sperrminorität von 25 Prozent zurückzugewinnen.

Doch nicht nur die angekündigte Kapitalerhöhung belastet den Aktienkurs, der aktuell 18 Prozent unter dem Ausgabekurs vom 6. November 2016 liegt. Auch das operative Geschäft von Hapag-Lloyd gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Weil die Überkapazitäten auf den Weltmeeren weiter steigen und die schwindenden Frachtraten unauskömmlich bleiben, strich Habben Jansen kürzlich seine Ertragsziele zusammen.

„Wir erwarten ein deutlich niedrigeres Ebitda und Ebit als im Vorjahr“, wiederholte er am Freitag seine Prognose für 2016. Branchenexperte Parash Jain, Analyst bei HSBC, revidierte vor zwei Wochen seine Konzerneinschätzung. Seither rechnet er für das laufende Jahr mit einem Konzernverlust.

Im Hinblick auf den enttäuschenden Aktienkurs, der sich kaum über der 16-Euro-Marke hält, erinnerte Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an ein früheres Börsenkapitel von Hapag-Lloyd. Schon 1970 hatte sich die Reederei aufs Parkett getraut, 2002 aber den Rückzug angetreten. „Damals gab es pro Aktie 2200 Euro“, bemerkte Unrau. „Davon können wir heute nur noch träumen.“

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