Pläne für Warenhaus-AG geplatzt Hudson's Bay lehnt Benko-Angebot für Kaufhof ab

Quelle: dpa

Schlappe für René Benko: Der Handelskonzern Hudson’s Bay wird Kaufhof nicht an den Immobilieninvestor verkaufen. Um Kosten zu senken, sollen bei der Warenhauskette zudem rund 400 Stellen wegfallen.

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Der kanadische Handelskonzern Hudson’s Bay (HBC) wird die Warenhauskette Kaufhof nicht an den österreichischen Immobilieninvestor René Benko verkaufen. Darauf haben sich Management und Aufsichtsrat von HBC verständigt. Das berichtet eine mit dem Vorgang betraute Person der WirtschaftsWoche. Die Absage  werde nach einer Sitzung des Aufsichtsrats, die am Nachmittag amerikanischer Ortszeit stattfindet, offiziell verkündet.

Ein Sprecher von HBC wollte dies nicht kommentieren und verwies auf eine ältere Stellungnahme von HBC in der es hieß, man werde das Angebot pflichtgemäß prüfen und sich anschließend äußern. Insider gehen davon aus, dass dies noch heute der Fall sein wird.

Benko hatte erstmals  vor drei Jahren versucht an Kaufhof zu kommen. Der Handelskonzern Metro entschied sich jedoch damals für einen Verkauf an HBC. Seitdem ging es bei Kaufhof rapide bergab. Die Kette kämpft mit Umsatzrückgang und Verlusten. HBC-Europa-Chef Wolfgang Link verhandelt schon seit einigen Wochen mit der Gewerkschaft Verdi über einen neuen Tarifvertrag, der Einschnitte bei den Gehältern vorsieht. Die Führungsriege meint, dass Kaufhof mit der aktuellen Gehaltsstruktur nicht wettbewerbsfähig ist. Konkurrent Karstadt, der zu Benkos Imperium gehört, profitiert von einem Sanierungstarifvertrag und zahlt im Schnitt geringere Löhne an seine Mitarbeiter als Kaufhof.

von Melanie Bergermann, Mario Brück, Henryk Hielscher

Um die Kosten weiter zu senken, sollen bei Kaufhof zudem Jobs in der Zentrale wegfallen. Die angeschlagene Warenhauskette Kaufhof will bis 2020 rund 400 der rund 1600 Arbeitsplätze in der Kölner Konzernzentrale streichen. Der Stellenabbau solle aber sozialverträglich durch natürlich Fluktuation, Übergangsregelungen für ältere Mitarbeiter und Abfindungen erfolgen, kündigte das Unternehmen am Mittwoch an. Es gebe viele Positionen, die doppelt besetzt seien, sagt ein Insider. Dies sei ein Erbe aus der Metro-Zeit.

HBC kann sich hohe Verluste beim Kaufhof nicht länger leisten. Das älteste eingetragene Unternehmen Kanadas steckt selbst tief in der Krise. Nach der Gründung 1670 hat HBC zunächst über Jahrhunderte den Pelzhandel in großen Teilen Nordamerikas beherrscht. Heute bieten die Kanadier allerlei Konsumgüter in Kaufhäusern an, deren Gebäude sie oft selbst besitzen.

Zu HBC gehören die Nobelhäuser Saks Fifth Avenue, deren Outletvariante Saks Off Fifth und eben die deutsche Kette Galeria Kaufhof. Seit zwei Jahren laufen die Geschäfte der Kanadier schlecht. Ein Restrukturierungsprogramm hat kaum etwas bewirkt. Gleichzeitig lasten hohe Schulden auf dem Konzern. HBC hat bereits begonnen sein Tafelsilber zu verkaufen. Eine Immobilie auf der Fifth Avenue in New York ging kürzlich an den Bürovermieter WeWork. Gleichzeitig hat HBC mit Rhone Capital einen Investor gefunden, der für 430 Millionen Euro Vorzugsaktien des Handelskonzerns kauft, die er in Stammaktien wandeln kann.

von Henryk Hielscher, Mario Brück, Melanie Bergermann

Derweil scheint bei Benko alles rund zu laufen. Aus dem Nichts baute der 40-Jährige ein milliardenschweres Immobilienimperium auf, zu dem unter anderem die Luxus-Shoppingpassage das Goldene Quartier und das Fünf-Sterne-Hotel Park Hyatt in Wien und eben seit 2014 Karstadt gehören.

Benko machte den erfahrenen Handelsmanager Stephan Fanderl zum Vorstandschef von Karstadt. Ein Glücksgriff bis dato. Fanderl richtete Karstadt neu aus, strich rund 3000 Stellen und sperrte drei Filialen zu. Parallel etablierte der ehemalige Metro- und Rewe-Kader ein Warensystem, mit dem besonders ertragreiche Produkte identifiziert und die Auswahl besser auf die Bedürfnisse vor Ort angepasst werden kann. Als Benko 2014 übernahm, machte Karstadt vor Zinsen Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 86 Millionen Euro Verlust. 2017 soll das Ebitda nach Informationen der WirtschaftsWoche mit zirka 87 Millionen Euro positiv gewesen sein. Während 2014 noch 30 der damals 82 Häuser Geld verbrannten, ist es heute noch ein Haus, zeigen interne Daten. Erstmals seit Jahren schreibt Karstadt wieder schwarze Zahlen. „Wir haben alle Versprechen gehalten“, heißt es aus der Führungsriege.

Benko hätte im nächsten Schritt gern das geschaffen, woran so viele vor ihm schon gescheitert sind: die Deutsche Warenhaus AG, einen Handelsriese bestehend aus Karstadt und Kaufhof, mit 192 Kaufhäusern in Deutschland und Belgien, 4,9 Milliarden Euro Umsatz und 36.000 Mitarbeitern.

Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass der Österreicher den Plan nun zu den Akten legt. In seinem Umfeld heißt es, Benko setze darauf, dass es bei HBC weiter bergab gehe und die Kanadier irgendwann keine andere Wahl hätten, als zu verkaufen. Wenn es so weit ist, steht er bereit.

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