HDE-Chef Sanktjohanser "Der Online-Handel steuert auf neue Rekorde im Weihnachtsgeschäft zu"

Josef Sanktjohanser. Quelle: imago/Gerhard Leber

Der Präsident des Handelsverbandes Deutschland, Josef Sanktjohanser, rechnet mit 94,5 Milliarden Euro Umsatz im Weihnachtsgeschäft und wirbt für eine Neuregelung der Sonntagsöffnung.

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WirtschaftsWoche: Herr Sanktjohanser, haben Sie schon Ihre Weihnachtsgeschenke gekauft? 
Herr Josef Sanktjohanser: Dieses Jahr bin ich tatsächlich etwas früher dran und habe schon alle Präsente besorgt.

Dann zählen Sie zu einer Randgruppe. Viele Händler klagen, dass das Weihnachtsgeschäft  eher schleppend verläuft. 
Das Weihnachtsgeschäft lief gut an, in der vergangenen Woche gab es dann einen Durchhänger. Jetzt hoffen wir auf den Schlussspurt. Wenn das Wetter mitspielt und es in den Städten winterlich, aber nicht allzu nass ist, wäre das optimal, dann könnte es in den Geschäften noch einmal richtig brummen. Insgesamt gehen wir weiter von einem Umsatzwachstum von rund drei Prozent auf insgesamt rund 94,5 Milliarden Euro im diesjährigen Weihnachtsgeschäft  aus. 

Welchen Anteil hat das Online-Geschäft daran? 
Der Online-Handel steuert mit zweistelligen Wachstumsraten auf neue Rekorde im Weihnachtsgeschäft aber auch im Gesamtjahr zu. Auch in den kommenden Jahren wird E-Commerce sicher ein Treiber der Branche bleiben, aber gleichzeitig zu erheblichen Veränderungen im stationären Handel führen. Wir sehen schon heute, dass die Besucherfrequenzen in den Innenstädten zurückgehen, die Städte verlieren an Bedeutung, teils steigt der Leerstand.

Daran würden auch mehr verkaufsoffene Sonntage wenig ändern, die der HDE gerade vehement fordert.
Natürlich sind verkaufsoffene Sonntage nicht die Antwort auf das Internet und kein Allheilmittel, um den stationären Handel zu retten. Sie bringen aber Frequenz in die Städte, sind ein Imagefaktor und ein Baustein, um für mehr Chancengleichheit zwischen Internetanbietern und traditionellen Einzelhändlern zu sorgen. Im Übrigen wird uns ja gerne unterstellt, eine völlige Liberalisierung anzustreben. Das ist falsch. Es geht nicht darum, jeden Sonntag zum normalen Einkaufstag zu machen.  

Sondern?
Wir brauchen bundesweit einheitliche, rechtssichere und vor allem einfachere Regelungen, damit der gegenwärtige Flickenteppich beseitigt wird. In einer Stadt darf geöffnet werden, in der Nachbargemeinde nicht. Das ist viel zu kleinteilig, unübersichtlich und bürokratisch. Und unsere Kunden möchten besondere Einkaufserlebnisse. Daher muss es doch möglich sein, für einige Sonntage im Jahr eine einheitliche Lösung zu finden. 

Zur Person

Was schlagen Sie vor?
Wir möchten, dass Einzelhändler die Möglichkeit erhalten, an sechs bis acht Sonntagen im Jahr ihre Geschäfte zwischen 13.00 Uhr und 18.00 Uhr zu öffnen. Konkret entscheiden müssen dann die Kaufleute vor Ort, welche Sonntage dazu attraktiv sind.

Selbst innerhalb Ihres Verbandes  ist die Forderung umstritten. Gibt es überhaupt Bedarf für zusätzliche Sonntagsöffnungen? 
In einer Befragung hat sich die Mehrheit der Händler für mehr verkaufsoffene Sonntage ausgesprochen. Ob es einen Bedarf gibt, wird sich dann zeigen. Ich finde, das sollten am Ende die Kunden entscheiden.

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