Henkel Zähes Wachstum beim Persil-Hersteller

Die Zahlen zum Halbjahr offenbaren: Der neue Henkel-Chef Hans Van Bylen kann sich von der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern nicht abkoppeln. Trotzdem gibt es eine Sparte, die Hoffnung macht.

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Das geringe operative Wachstum bleibt Henkels strategisches Hauptproblem. Quelle: dpa

Hamburg Zähes Wachstum beim Düsseldorfer Persil-Hersteller Henkel: Vor allem in den Schwellenländern kann sich der Dax-Konzern den schwachen Märkten nicht entziehen. Der neue Vorstandschef Hans Van Bylen senkte am Donnerstagmorgen die Jahresprognose für diese Regionen: Er erwartet nun, dass sich die reifen Märkte beim Umsatz 2016 stärker entwickeln werden als die eigentlichen Wachstumsmärkte.

Die Zahlen zum zweiten Quartal bringen jedoch auch eine positive Überraschung: Beim Gewinn prognostiziert Henkel nun für das Gesamtjahr ein höheres Plus. Die bereinigte operative Marge werde über 16,5 Prozent steigen, teilte Henkel mit – zuvor hatte der Konzern mit etwa 16,5 Prozent gerechnet.

Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das recht geringe operative Wachstum Henkels strategisches Hauptproblem bleibt. Schon Van Bylens Vorgänger Kasper Rorsted, der zu Adidas wechselte, musste sein strategisches Mittelfrist-Ziel kassieren, 2016 einen Umsatz von 20 Milliarden Euro zu erzielen. Der Umsatz werde 2016 nur zwischen zwei und vier Prozent zulegen, bestätigte Henkel am Donnerstag – nach 18 Milliarden Euro im Vorjahr.

Wachstum ist allerdings durch Zukäufe zu erwarten – zunächst allerdings ebenfalls auf den reifen Märkten. Henkel hat bereits im Juni angekündigt, den amerikanischen Waschmittelhersteller The Sun für 3,2 Milliarden Euro zu kaufen. Die so zugekauften 1,4 Milliarden Euro Umsatz sind in den aktuellen Zahlen noch nicht enthalten.

Im Detail sank von April bis Juni sank der Umsatz wegen negativer Wechselkurseffekte um 0,9 Prozent auf 4,654 Milliarden Euro, wie der Hersteller von Klebstoff, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetik mitteilte. Bereinigt um Wechselkurseffekte und Zukäufe stand ein Plus von 3,2 Prozent in den Büchern. Der bereinigte operative Ertrag (Ebit) legte um 6,6 Prozent auf 819 Millionen Euro zu, die bereinigte Umsatzrendite stieg auf 17,6 Prozent, der Überschuss nach Anteilen Dritter kletterte auf 561 (Vorjahr: 521) Millionen Euro. Analysten hatten einen Umsatz von 4,672 Milliarden Euro und ein bereinigtes Ebit von 786 Millionen Euro erwartet.

Die Wachstumsschwäche liegt im Trend der Branche – von dem Henkel eigentlich gehofft hatte, sich abkoppeln zu können. „Viele große Konsumgüterkonzerne haben ihre Rendite in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, sind aber wachstumsschwach“, sagte Deloitte-Partner Andreas Bauer dem Handelsblatt. „Organisch sind in der Branche derzeit nur zweieinhalb bis dreieinhalb Prozent Wachstum üblich – so viel wie das globale Wirtschaftswachstum.“ Größeres Wachstum sei in der Branche derzeit nur über Zukäufe möglich. „Wir sehen eine Belebung auf dem weltweiten M&A-Markt bei Konsumgütern“, bestätigte EY-Partner Thomas Harms.

Hoffnung macht derzeit bei Henkel vor allem die Entwicklung der Waschmittelsparte, die besonders stark bei der Profitabilität zugelegt hat. Das bringt Hoffnung, dass das Experiment, Persil in Nordamerika einzuführen, gelingen könnte. Allerdings: Eine konkrete Wachstumszahl für die Sparte in Nordamerika blieb der Konzern noch schuldig.

Wie Konzernchef Van Bylen, bis Jahresbeginn verantwortlich für die Kosmetiksparte um Schwarzkopf, Henkel zu mehr Wachstum führen will, wird er im November verraten. Dann stellt er seine erste Mehrjahresstrategie vor. Eine grundlegende Korrektur des Kurses wird allerdings in der Branche nicht erwartet.

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