Hornbach und Praktiker Sturmwarnung im Baumarkt

Wetterkapriolen haben die Umsätze der deutschen Heimwerkerketten eingefroren: Hornbach bibbert, Praktiker drohen Frostschäden.   

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Der Gewinn der Baumarkt-Kette Hornbach sankt im Geschäftsjahr 2012/2013 um mehr als 18 Prozent. Quelle: dapd

Mit dem Werbeslogan „Keiner spürt es so wie Du", trommelt die Baumarktkette Hornbach Heimwerker in ihre Läden. Doch zuletzt folgten immer weniger Kunden dem Ruf: Der lange Winter und das schlechte Frühjahrswetter haben dem Unternehmen die Geschäfte vermiest.  „So einen Einstieg in das neue Geschäftsjahr hatten wir noch nie erlebt“, klagte Aufsichtsratschef Albrecht Hornbach bei der Vorstellung der Bilanz in Frankfurt. Der Baumarkt-Branchenverband bezifferte das Umsatzminus im Monat März mit 24 Prozent. „Im April und Mai war das Wetter so schlecht, dass es gar nicht möglich war, das aufzuholen, was im März verloren gegangen ist“, sagte Hornbach. Im ersten Quartal rechnet Hornbach daher mit einem Umsatzminus  im einstelligen Prozentbereich.  

Angesichts der trüben Lage zum Jahresstart geht der Konzern für das laufende Geschäftsjahr nur noch von einer leichten Umsatzsteigerung  aus.  Das Betriebsergebnis (Ebit) werde in etwa auf oder leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen.

Während für Hornbach die Wetterbedingungen zwar ärgerlich, aber verkraftbar sind, erlebt der angeschlagene Rivale Praktiker die Kapriolen als Sturmflut. Denn verglichen mit den Problemen bei  Praktiker befindet sich Hornbach in einer geradezu komfortablen Situation. 

Die Praktiker-Aktie rangiert mittlerweile auf Pennystock-Niveau.  Wenn sich die Praktiker-Aktionäre morgen zur Hauptversammlung in Hamburg treffen, dürfte es daher wieder hoch her gehen.

Beim Aktionärstreffen im vergangenen Jahr stand gar eine Insolvenz zur Debatte. Nur mit Mühe konnte damals das Überleben des Konzerns gesichert werden – zumindest vorerst. Denn überwunden ist die Krise der Baumarkttruppe  noch lange nicht. Die Aktionäre erwarten von Vorstandschef Armin Burger denn auch klare Worte, wie er den Konzern wieder auf Kurs bringen will und welche Fortschritte die Umstellung zahlreicher Praktiker-Märkte auf die Schwester-Marke Max Bahr macht. 

Praktiker-Aktionäre bangen und hoffen


Grausliche Aussichten für Praktiker: Im ersten Quartal fiel der Konzernumsatz um zehn Prozent. Quelle: dpa

Aus den Zahlen, die das Unternehmen zuletzt veröffentlicht hat, war wenig Besserung erkennbar. Im Gegenteil: „Es war - wie man in meiner österreichischen Wahlheimat sagt - grauslich", sagte Burger auf der Bilanzpressekonferenz mit Blick auf das erste Quartal. Der Konzernumsatz fiel um rund zehn Prozent auf 570 Millionen Euro. Operativ weitete sich der Fehlbetrag von Januar bis März auf 91,7 von 59,1 Millionen Euro aus. Unter dem Strich blieb ein Fehlbetrag von 118 Millionen Euro nach 72 Millionen Euro im Vorjahr. Als Hauptursache war wiederum das Wetter angeführt worden. 

Wie lange der Konzern derlei Verluste verkraftet, ist nach der Nahtoderfahrung im vergangenen Jahr  offen. „Verfehlungen maßgeblicher Parameter gefährden unmittelbar die Zahlungsfähigkeit und den Bestand des Konzerns“, heißt es warnend im Geschäftsbericht. Zudem seien  „alle wesentlichen Vermögensbestandteile an die Kreditgeber und Warenversicherer verpfändet".

Aktionäre dürften denn auch mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung auf das morgige Treffen schauen. Die Aktien des Unternehmens  waren Anfang der Woche bereits um bis zu 11,2 Prozent auf den niedrigsten Kurs seit dem Börsengang im November 2005 eingebrochen, nachdem Analysten der Commerzbank ihr Anlageurteil auf „Verkaufen” gesenkt  und das Kursziel von 1,00 auf 0,80 Euro korrigiert hatten. Das Unternehmen brauche dringend sonniges Wetter und Cash, überschrieb Commerzbank-Analyst Jürgen Elfers seine Studie. Die gesamte Branche in Deutschland leide unter der Kälte und dem Regen. Dies wirke sich negativ auf die Gartensaison aus und drücke auf die Margen von Praktiker.

Einige Marktteilnehmer gehen offenbar davon aus, dass das schlechte Wetter anhält – zumindest für Praktiker. So halten die Hedgefonds Barrington Wilshire und Sothic Capital noch immer umfangreiche Leerverkaufspositionen – sie wetten also darauf, dass der Kurs weiter nachgibt.

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