Hugo Boss-Chef Claus-Dietrich Lahrs "Führende Marke für gehobene Anzüge"

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"Im Schnitt kauft jeder Kunde mehr als zwei Produkte"

Wie bringen Sie das dem Händler bei, der gern Ihre Marke verkaufen will, aber nicht in eigene Boss-Flächen investieren kann?

Wir sagen unseren Händlern: Lasst uns über die Art der Präsentation reden. Wir erzielen höhere Umsätze, wenn wir für uns allein sind und nicht neben Eigenmarken des Fachhandels oder Marken, die vom Preisniveau unter uns liegen. Davon profitiert am Ende auch der Handel, weil er mit uns zusammen wächst. Deshalb wollen wir auch in Deutschland mehr eigene Flächen bewirtschaften, also Shop-in-Shop-Systeme betreiben, bei denen wir uns um das komplette Warenmanagement kümmern, also Mieter auf der Fläche des Kaufhausbetreibers sind. Das tun wir schon in den Karstadt-Premiumhäusern, bei Saks Fifth Avenue in den USA oder El Corte Ingles in Spanien. Die Zahl der von uns kontrollierten Shop-in-Shops macht inzwischen gut 40 Prozent unserer mehr als 1000 eigenen Verkaufsflächen weltweit aus.

Und wenn der Händler nicht mitspielt?

Es gibt Händler, die das Geschäft lieber selbst betreiben wollen. Eine hochwertige Markenpräsentation ist dann für uns Voraussetzung.

Aber mit eigenen Flächen wachsen auch die finanzielle Belastung für Boss und das Risiko, wenn Kollektionen floppen?

Vor fünf, sechs Jahren lag unser Umsatzverhältnis bei 75 Prozent Großhandel gegenüber 25 Prozent Eigenfläche. Heute sind es 60 Prozent in eigenen Läden gegenüber knapp 40 Prozent mit Partnern. Wir haben noch nie so viel in unseren eigenen Handel investiert: Allein 2013 war es mit 113 Millionen Euro ein Rekord. Gleichzeitig haben wir unsere Profitabilität erheblich gestärkt. In den kommenden Jahren wollen wir 80 Prozent unseres Umsatzes in eigenen Läden machen.

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Kauft also der einzelne Kunde mehr und teurer ein bei Boss als früher?

Ja, im Schnitt kauft jeder Kunde mehr als zwei Produkte bei uns. Das ist im Branchenvergleich ein sehr guter Wert. Gleichzeitig gibt er mehr Geld aus. In den USA etwa liegen wir beim Pro-Kopf-Einkauf bei circa 400 US-Dollar. Der Wert fiel früher um einiges niedriger aus.

Was trägt dazu die neue Damenkollektion bei, für die Sie den US-Designer Jason Wu angeheuert haben?

Wir haben mit Jason jemanden an Bord, der ein sehr gutes Gespür hat für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Designanspruch und Verkäuflichkeit. Das zahlt sich aus. Wir haben in unseren Flagship-Stores wie etwa in New York, Hongkong und Stuttgart bereits ganze Etagen exklusiv für Damen gestaltet und präsentieren schon im Eingang Damenschuhe und Taschen.

So kleiden Sie sich richtig

Was hat das gebracht?

In diesen Läden erzielen wir bereits bis zu 40 Prozent unseres Umsatzes mit Damenmode, während ihr Anteil am Gesamtumsatz erst bei gut elf Prozent liegt, das ist ein sehr gutes Zeichen. Natürlich hängt der Umsatzanteil immer davon ab, wie schnell unsere Herrenmode wächst. Aber wenn das so weitergeht, dürfte der Damenanteil zweistellig wachsen.

Der Konzernumsatz stieg zuletzt um vier Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Geht das so weiter, dürften Sie Ihr Ziel von drei Milliarden Euro 2015 aber kaum schaffen?

Doch, davon gehen wir weiter aus. Neben dem Damen- wächst auch das Herrensegment sehr dynamisch. Auch der Umsatz mit Accessoires steigt. Außerdem stellt sich die Gesamtwirtschaft freundlicher dar, China etwa bleibt für uns eine der großen Wachstumschancen. Im Moment entwickelt sich auch Europa sehr erfreulich, in den USA sehen wir nach einem schwierigen Jahresstart regelmäßige Verbesserungen beim Umsatz. Insofern halten wir fest an dem Ziel. Und bei drei Milliarden Euro hören wir ja nicht auf und gehen nach Hause. Wenn wir die Zahl übersprungen haben, nehmen wir uns das nächste Ziel vor.

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