Hugo Boss Der neue Boss räumt auf

Die Halbjahreszahlen sind bescheiden. Und so stellt Mark Langer, der neue Boss von Hugo Boss, auch weitere harte Einschnitte bei Deutschlands größtem Herrenschneider vor. Weltweit macht er weitere Filialen dicht.

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Eine Tasche des Modelabels Hugo Boss: In vielen Ländern sollen Filialen geschlossen werden. Quelle: dpa

Düsseldorf Der neue Chef des Modekonzerns Hugo Boss handelt offenbar nach folgender Devise: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. „Um mittelfristig wieder profitabel zu wachsen, haben wir auch Entscheidungen getroffen, die zunächst einmal schmerzhaft sind“, kommentiert er die Halbjahreszahlen des Konzerns. Er will seine Sparmaßnahmen fortsetzen und in den kommenden 18 Monaten weltweit um die 20 freistehende Boss-Filialen schließen. Das belastet das Ergebnis.

Langer erwartet daher, dass der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) im laufenden Jahr um 17 bis 23 Prozent sinken werde. Als er die Zahlen für das erste Quartal vorlegt hatte, war er noch von einem Rückgang in einem niedrigen zweistelligen Prozentbereich ausgegangen. Auch das Umsatzziel kassiert er nun doch. Statt eines Wachstums im niedrigen einstelligen Prozentbereich erwartet er im Bestfall eine Stagnation oder sogar ein Minus von drei Prozent.

Diese Einschnitte werden bereits im zweiten Quartal sichtbar. So sank der Umsatz um vier Prozent auf 622 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen Ebitda ging um 13 Prozent auf 108 Millionen Euro zurück. Außerdem belastet die Strategieänderung in den USA den Konzern. Dort litt Hugo Boss unter den Rabattschlachten seiner dortigen Großhändler. Langer hat sich deshalb von der Mehrheit von ihnen getrennt. Daraufhin schmierte der Umsatz in diesem für Hugo Boss so wichtigen Absatzmarkt im zweiten Quartal um 21 Prozent ab.

Die Präsentation der Halbjahreszahlen ist eine Premiere für Mark Langer. Zum ersten Mal legt er Zahlen vor, die er in seiner neuen Rolle als Vorstandschef zu verantworten hat. Der Aufsichtsrat hatte den 47-Jährigen kurz vor der Hauptversammlung am 19. Mai zum neuen Topmanager des Metzinger Konzerns gekürt. Seit Ende Februar war Langer aber bereits als Interimschef eingesprungen.

Denn sein Vorgänger Claus-Dietrich Lahrs war nach vielen Jahren an der Spitze überraschend Ende Februar abgetreten. Er hatte die Öffentlichkeit zuvor mit Gewinnwarnungen schockiert. Lahrs hatte zu ehrgeizige Ziele für die Unternehmenskennzahlen und für den weiteren Ausbau des Filialnetzes ausgegeben. Außerdem wollte er die Positionierung der Marke zum Teil in den Luxusbereich verschieben. Diese Strategie kritisierten Brancheninsider.

Ehe die Entscheidung fiel, den bisherigen Finanzvorstand Mark Langer zum Nachfolger von Lahrs zu küren, vergingen drei Monate. So lange hatte Aufsichtsratschef Michel Perraudin nach einem Kandidaten gesucht. Offenbar war mancher externer Topmanager nicht bereit, für die bevorstehenden Aufräumarbeiten nach Metzingen zu wechseln.


Die Pläne für Deutschlands größten Herrenschneider

So fiel die Wahl auf den erfahrenen Finanzchef, der den Konzern seit mehreren Jahren bestens kennt. Der Aufsichtsrat erhofft sich, dass Langer ohne eine lange Einarbeitungszeit schnell die wichtigen Entscheidungen treffen kann, um Deutschlands größten Herrenschneider wieder auf seinen alten Erfolgskurs zu bringen. Außerdem lassen sich manche Entscheidungen verkürzen, weil Langer als CEO auch seine Aufgaben als CFO behalten hat.

Er muss insbesondere das Vertrauen in den Konzern bei den Aktionären zurückgewinnen. Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen zwölf Monaten von 112,40 auf 52,25 Euro mehr als halbiert. Das gefällt vor allem nicht dem Mehrheitsgesellschafter, der italienischen Familie Marzotto, die rund zehn Prozent der Aktien hält.

Aber auch andere sehen den Absturz kritisch. „Hugo Boss ist eigentlich ein sehr stabiles Unternehmen, momentan aber in schwierigem Fahrwasser, weil konjunkturelle Probleme, die alle in der Branche haben, auf hausgemachte treffen“, sagte Thomas Jökel, der zuständige Fondsmanager von Union Investment, dem Handelsblatt unmittelbar vor der Berufung von Langer.

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