Gerry Weber, Halle/Westfalen
Der Bekleidungshersteller ist Marktführer in Deutschland bei Mode für Frauen um die 50. Mit der Modekette Hallhuber, die der SDax-Konzern Ende 2014 übernahm, konnte er bei jüngeren Kundinnen punkten.
Problem: Vorstandschef Ralf Weber muss ausbügeln, was Vater Gerhard in den letzten Jahren seiner Amtszeit verbockt hat. Im Übermaß hatte dieser eigene Läden eröffnet, bis die sich gegenseitig Kunden abjagten. Parallel dazu beging er den Fehler, die Händler zu vernachlässigen, die Gerry-Weber-Kleidung neben anderen Marken verkaufen. Das Design litt und kam bei vielen Kundinnen nicht mehr an. Der Umsatz stieg zwar dank der Hallhuber-Übernahme von 850 auf 920 Millionen Euro. Doch die Gewinne brachen zweistellig ein. Die Aktie, die Anfang 2015 noch bei rund 35 Euro notierte, stürzte auf 11 Euro und flog aus dem MDax.
Strategie: Ralf Weber, der Anfang 2015 die Firmenleitung von seinem Vater übernahm, räumt die Fehler ein: „Wir haben unser Filialnetz zu schnell ausgebaut, unsere Organisation ist zu komplex.“ Deshalb schließt er rund 100 Filialen und verkleinert die Verwaltung. Insgesamt wird das Umbauprogramm 460 Stellen in den Läden, 200 in der Zentrale in Halle in Westfalen und 50 Jobs im Ausland kosten. So sollen jährlich 20 bis 25 Millionen Euro eingespart werden. Das neue Logistikzentrum soll 20 bis 25 Prozent Vertriebskosten sparen, bei aktuellen Stückzahlen wären das acht bis zehn Millionen Euro jährlich. Neue Designer sollen die Kollektion modischer machen.
Prognose: Die Marke hat noch einen guten Ruf. Allerdings müssen jüngere Kundinnen nachwachsen, und zwar nicht nur mithilfe von Hallhuber, sondern auch bei Gerry Weber selbst.
Tom Tailor, Hamburg
Das Modeunternehmen ging 2010 an die Börse. 2012 übernahm Tom Tailor die Damenmodekette Bonita. Zwei Jahre später stieg die chinesische Fosun-Gruppe ein, sie hält jetzt 29,5 Prozent.
Problem: Gewinnwarnung, Kurssturz, Abstieg aus dem SDax – 2015 war für die Hamburger eine Katastrophe. Dabei war 2014 das erfolgreichste Geschäftsjahr der Firmengeschichte. Und so hatte das Management zu stark aufs Tempo gedrückt und weit über 100 neue Läden eröffnet. Doch dann gab es Probleme mit der Marke Bonita für Damen über 40, bei der Kundinnen Design und Qualität bemängelten. Hinzu kamen Anlaufprobleme bei einem neuen Logistiklager. Dadurch konnte die Gruppe nur eingeschränkt liefern. „Das hat uns mit rund sieben Millionen Euro belastet“, sagte Finanzvorstand Axel Rebien, der Ende Juni abgelöst wird. Während der Umsatz 2015 von 932 auf 956 Millionen Euro zulegte, brach der Gewinn regelrecht weg – von elf Millionen Euro im Vorjahr auf verschwindende 100.000 Euro.
Strategie: Bis 2018 hat sich Tom Tailor ein weitreichendes Umbauprogramm vorgenommen. Zum einen sollen die Sachkosten gedrückt werden, etwa bei Mieten und in der Logistik, zum anderen Stellen gestrichen werden. Dabei fallen zunächst 100 der insgesamt 7000 Jobs im In- und Ausland weg. Die Schließung von 73 Filialen (59 Bonita, 14 Tom Tailor) sei ausgemacht, heißt es, weitere würden in den kommenden Jahren folgen. Das soll Einsparungen von 20 Millionen Euro bringen. Gleichzeitig gibt es Einschnitte bei den Kollektionen. Eine erst kürzlich lancierte, extrem modische Männerlinie sowie die Sportswear-Marke Polo Team werden eingestellt. Im Vertrieb beschleunigen die Hamburger den Ausbau des Onlineangebotes. So ist Tom Tailor gerade über den chinesischen Onlineriesen JD.com mit einem Shop in China gestartet und hat die Zusammenarbeit mit Zalando erweitert. Mit zwei ehemaligen Gerry-Weber-Managern soll Bonita modischer gemacht und die Artikelzahl verringert werden.
Prognose: Das mittelpreisige Modesegment bleibt hart umkämpft. Einstellung von Teilkollektionen und Schließung von Läden öffnen Kapazitäten für das Kerngeschäft. Analysten von GSC Research rechnen damit, dass die Maßnahmen 2017 Wirkung zeigen.