Hugo Boss Der Modekonzern sucht den Weg aus der Krise

Seite 2/3

Keine Rabattschlachten mehr

Bei Macy’s führt Hugo Boss acht Flächen innerhalb des Einkaufstempels in Eigenregie. Das Modell soll US-weit Schule machen und den üblichen Verkauf über den Großhandel ablösen.
Man wolle die Hoheit über seine Marke zurückerlangen, heißt es dazu aus Metzingen. Und damit auch den Einfluss auf den Verkaufspreis. Durch die Preisnachlässe hat Boss in den USA zwar mehr Hemden verkauft, die Marge sank jedoch von 22,4 auf 20,4 Prozent. Nun soll Profit wichtiger als Masse sein. Im zweiten Quartal ging der US-Umsatz auch als Folge der Rabattabstinenz um 21 Prozent zurück.

Dauerhaft dürfte es für Boss schwer werden, sich dem Preisdruck zu entziehen. „US-Kunden suchen bevorzugt nach guten Deals. Rabatte sind sie schlicht gewöhnt“, sagt die New Yorker Modedozentin und Branchenexpertin Veronica Manlow. Nur wenigen Marken gelänge es, Originalpreise durchzusetzen. „Das sind Designer, die eine klare Botschaft und ein klares Image haben.“ Das gehe Hugo Boss in den USA ab. „Kaum jemand weiß, wofür die Marke steht“, kritisiert Manlow. Sie würde die Herkunft der Hemden und Hosen stärker betonen. Deutsche Produkte stünden für Qualität und anspruchsvolles Design. „Nicht nur Autokonzerne können mit diesen Attributen werben, sondern auch die Modeindustrie.“

Höhere Preise lassen sich in den USA ohnehin nur allmählich durchsetzen. Kaufhäuser wie der Outlet-Spezialist Saks Off 5th sitzen auf großen Mengen von Waren. Zu welchem Preis sie diese verkaufen, entscheiden sie selbst. In Woodbury, eine knappe Autostunde nördlich von Manhattan, gibt es im Hugo-Boss-Shop selbst Teile der neuesten Kollektion zum Schnäppchenpreis. Auf ohnehin reduzierte Poloshirts, Hemden und Krawatten gibt es im Schnitt weitere 30 Prozent Preisnachlass. Eine Ausnahme sei das nicht, berichtet die Verkäuferin.

Mehr Umsatz im Onlineshop

Läden eröffnen! Das stand im Modehandel in den vergangenen Jahren ganz oben auf der Agenda. Die Strategie ist nicht nur bei Boss gescheitert. Auch bei s.Oliver, Esprit und Tom Tailor ist die Ladenblase geplatzt. Der Damenmodefilialist Gerry Weber engagierte vor wenigen Monaten sogar einen professionellen „Abmieter“, der den Westfalen bei der Schließung von mehr als 100 Läden helfen soll. In Zukunft wird vor allem die Digitalisierung des Geschäftsmodells über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Boss-Chef Langer will die Läden viel stärker mit dem Onlinegeschäft vernetzen. Bisher konnten sich Kunden im Netz bestellte Anzüge, Hemden und Krawatten nur nach Hause liefern lassen. Genutzt haben sie das Angebot kaum, der Anteil der Klamotten, die Boss über das Netz verkauft, liegt bei weniger als fünf Prozent. Um das zu ändern, hat Langer Anfang Mai die komplette Auftragsabwicklung des europäischen Onlinegeschäfts von Arvato in die eigenen Hände genommen. So sollen sich Onlineshop und Ladengeschäft besser verknüpfen lassen, heißt es aus Metzingen. Kunden können sich Kleidung künftig auch in den nächsten Boss-Laden liefern lassen, sie dort anprobieren, sich vom Personal beraten lassen und gegebenenfalls auch gleich zurückgeben.

Die britische Luxusmarke Burberry hat dieses Click & Collect genannte Prinzip schon vor drei Jahren etabliert. Auch Textil- und Modeketten wie Breuninger, Hirmer, Kaufhof Galeria und Karstadt bieten ihren Kunden diesen Service an. Gegenüber diesen Wettbewerbern und reinen Internetkonzernen wie Zalando und Amazon will Boss mit den eigenen Läden nicht zurückfallen. Die Vernetzung hat deshalb höchste Priorität bei der Digitalstrategie.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%