Zusammen mit Geschäftsführer Peter Kapitza, der im niedersächsischen Buchholz die Unternehmensberatung CAP betreibt, arbeitet er daran, Hummel auf neue Füße zu stellen. Für den wichtigen US-Markt etwa hat das Duo einen neuen Vertriebspartner an Land gezogen, der auch Anteile am Unternehmen erwarb.
Gnome aus Germany
Neu sortiert hat Kapitza, der 2006 noch für das Medienunternehmen EM.TV die Lizenzrechte an der Fußball-WM in Deutschland vermarktet hatte, auch die Lizenzen an den handbemalten Figuren und den Vorlagen, einem der „strukturellen Probleme“ in den Vorjahren. Mit dazu gehört auch ein Vertrag mit Alfred Hummel, dem Neffen der Zeichnerin. Er verfügt über Lizenzrechte an Werken, die vor ihrer Zeit im Kloster entstanden waren.
Kapitza hofft nun, auch neue Käuferschichten für die Schmunzel-Gnome begeistern zu können, Touristen auf Deutschland-Tour etwa. „Wir müssen zurück in den Fachhandel und dort Präsenz zeigen“, sagt Kapitza. Von 2015 an will er mit dem Rezept zudem China erobern – ausgerechnet im Land der Porzellanhersteller soll die Steinguttruppe Kunden gewinnen. „Handmade in Germany ist in China eine Prestigefrage“, hofft Kapitza, „gerade für die schnell wachsende Mittelschicht.“ Locken will er die Kundschaft mit Einstiegspreisen von knapp 20 Euro. So viel kostet die preiswerteste und mit vier Zentimetern kleinste Figur, ein Lämmchen.
Limitierte Meisterstücke können dagegen schon mal so viel kosten wie ein kleines Auto – bis zu 16 500 Euro. Sonst kosten die bis zu 80 Zentimeter großen Figuren zwischen 139 und 1500 Euro. In Asien, sagt Kapitza, seien vor allem große Figuren ab 1000 Euro gefragt. Dies habe sich bereits in Hongkong gezeigt. Der dortige Distributor gehört zu den größten Vertriebspartnern der Manufaktur.
Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen
China ist der nach Frankreich und den Niederlanden der größte Handelspartner Deutschlands. 2013 wurden Waren im Wert von mehr als 140 Milliarden Euro ausgetauscht. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) geht davon aus, dass China in etwa zehn Jahren zum Handelspartner Nummer eins aufsteigen wird.
Die Exporte nach China summierten sich 2013 auf rund 67 Milliarden Euro. Exportschlager sind Maschinen, Fahrzeuge und chemische Produkte. Für Unternehmen wie Audi ist China bereits der wichtigste Absatzmarkt.
Die Chinesen schickten 2013 Waren im Wert von gut 73 Milliarden Euro hierher und damit etwa viermal so viel wie 2000. Vor allem Computer, Handys und Elektronik liefert der Exportweltmeister nach Deutschland. Weitere Verkaufsschlager sind Bekleidung und elektrische Ausrüstungen.
Mehr als 26,5 Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen bislang in China investiert. Etwa 4000 Firmen sind dort aktiv. Allein 2012 stiegen die deutschen Investitionen in der Volksrepublik um 28,5 Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar. Umgekehrt zieht es immer mehr Chinesen nach Deutschland. 98 Unternehmen siedelten sich 2012 hierzulande neu an - China ist damit Auslandsinvestor Nummer drei, nach den USA und der Schweiz. 2000 Unternehmen sind inzwischen hier ansässig.
Angst vor asiatischen Plagiaten treibt Kapitza nicht um: „Wir mischen die mehr als 100 Farben für die Figuren komplett selbst. Die können nicht so schnell kopiert werden.“ Deshalb steht es für ihn auch außer Frage, woanders als in Rödental zu produzieren. Seit der Insolvenz vor einem Jahr habe er dort bereits 17 neue Mitarbeiter eingestellt, darunter fünf Auszubildende.
Bereits 45.000 Figuren hätten die 60 Mitarbeiter im ersten Jahr unter neuer Leitung gefertigt. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Mit einem Umsatz von vier Millionen Euro liegt Hummel zwar unter dem Niveau vor der Insolvenz, als der Erlös 5,5 Millionen Euro betragen hatte. Doch immerhin schreibe das Mini-Unternehmen wieder schwarze Zahlen – und will weiter wachsen: „Wir wollen 2015 den Vorjahresumsatz weltweit erneut um 25 Prozent steigern“, sagt Kapitza.
Sorgen bereitet den Franken allerdings weiter der Käufernachwuchs. Deshalb will Hummel mit einem Animationsfilm die Figuren zum Leben erwecken. In Hollywood heuerten die Gesellschafter dazu eigens einen Drehbuch-Schreiber an und wollen nun mit ihrem US-Vertriebspartner den Film realisieren. Schmidt-Fischer schwebt eine TV-Serie mit bis zu sechs Folgen vor. Die könnten zunächst auch auf der Internet-Plattform YouTube-Serie laufen, die Gesellschafter beraten darüber noch.
Zur Strategie gehört auch die jüngere Hummel-Generation. Deshalb tingelt Veronika Hummel, die Großnichte der Künstlerin, durch US-Shoppingsender und führt dort die neuesten Kreationen vor. Stilecht im Dirndl, wie es die US-Kunden vermutlich erwarten, sitzt sie im Studio und erzählt von Tante Berta. „Hummelfiguren sind ein emotionales Thema“, meint sie, „wir müssen die Herzen der Menschen berühren.“