Während sich das Kundenrestaurant in Hofheim-Wallau mit Mittagsgästen füllt, präsentierte Deutschlandchef Betzel am Mittwoch nebenan in einem Besprechungsraum im Seitentrakt der Zentrale die Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr.
Die Kernbotschaft: Der Möbelkonzern bleibt auf Rekordfahrt. Der Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2014/2015 stieg in Deutschland um 7,7 Prozent auf 4,435 Milliarden Euro. Und die hauseigenen Restaurants dürften einiges dazu beigetragen haben, das Unternehmen auf Wachstumskurs zu halten. 204 Millionen Euro Umsatz hat Ikea Deutschland 2014/15 im Food-Bereich erzielt, 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Damit war das Geschäftsfeld sogar wichtiger als der Online-Handel, der 189,6 Millionen Euro Umsatz einspielte.
Tatsächlich dürfte der Food-Effekt sogar noch größer sein, denn der Anziehungsgrad der Gastro-Abteilungen ist kaum zu überschätzen. Neben Köttbullar genießen, Softeis und die Ikea-Mandeltorte aus der Tiefkühltruhe bei vielen Kunden einen Kult- und Suchtstatus, der allein schon die samstägliche Fahrt ins Möbelhaus rechtfertigt und Ikea nebenbei als eine Art "Ausflugsziel" für die Familie positioniert. "Uns ist es wichtig, den Menschen die zu uns kommen, einen schönen Tag zu bereiten", sagt Betzel dazu.
Der Möbelkauf wird offenbar als wenig nervig empfunden, wenn anschließend eine kalorische Belohnung winkt. Nicht minder wichtig: Das Image der Tiefpreisgerichte strahlt auf das Gesamtkunstwerk Ikea ab. Während beim Kauf einer Schrankwand mangels Erfahrungswerten kaum ein Kunde beurteilen kann, ob ein Preis günstig oder teuer ist, gibt es bei Lebensmitteln eine klarere Preiswahrnehmung.
Die Folge: Wer etwa bei Ikea einen Kaffee für 50 Cent oder den Kinderteller Bio-Pasta für einen Euro ordert, überträgt das Schnäppchen-Gefühl womöglich auch auf die Kernprodukte.
Subventionierte Köttbullar also als Lockstoff für den späteren Kallax-Kauf? Im Gespräch mit der Schweizer "Handelszeitung" widersprach jüngst Ikeas weltweiter Food-Chef Michael La Cour. "Wir legen kein Geld drauf beim Food", so La Cour. "Jedes Gericht, jeder Artikel muss für sich selber rentabel sein." Es habe oft Überlegungen gegeben, die Ikea-Kassenschlager auch über Supermärkte und Discounter zu verkaufen, so La Cour.
Allerdings habe man sich stets dagegen entschieden. "Wenn die Leute Köttbullar wollen, müssen sie zu uns kommen." Gerade in Zeiten des E-Commerce helfe das, "Kunden in die Läden zu bringen."