Doch Ikea genießt einen hohen Vertrauensvorsprung, die Kunden kennen die Möbelstücke genau. Auch Home24 setzt deshalb verstärkt auf eigene Marken. Zwölf Kollektionen hat das Unternehmen in nicht mal einem Jahr auf den Markt gebracht: Vom Schranksystem Smood bis zum Boxspring-Bett Kinx. Gerade erst hat Home24 deshalb den Konkurrenten FashionforHome übernommen, der früher ebenfalls zu einem Teil Rocket Internet gehörte. Mit günstigen Designermöbeln soll FashionforHome das Marken-Portfolio von Home24 noch erweitern.
Vielleicht ein noch größerer Vorteil sind jedoch die sieben Ladenräume, die FashionforHome im deutschsprachigen Raum betreibt. Der große Treiber für den Kauf seien die Showrooms nicht gewesen, beteuert Cipolla immer wieder. „Das ist eine spannende Möglichkeit. Wir können uns durchaus vorstellen, dort bald unsere Eigenmarken auszustellen.“ Dann könnten die Kunden die Boxspringbetten auch endlich Probe liegen, bevor sie es kaufen.
Dass einmal das Kinx-Bett so bekannt wird wie das Billy-Regal oder der Pax-Schrank ist eher unwahrscheinlich. „Um die Produkte wirklich bei den Konsumenten bekannt zu machen, müsste Home24 hohe Werbeinvestitionen vornehmen“, sagt Onlinehandels-Forscher Kai Hudetz. Für seine eigene Matratze Smood wirbt Home24 immerhin mit einem Fernseh-Spot, doch sonst fehlt es an großen Werbekampagnen.
Über 1200 Mitarbeiter hat das Start-up, der Großteil davon sitzt im Berliner Großraumbüro an langen Tischreihen und starrt auf die Computerbildschirme. Cipollas Büro liegt an der linken Seite des Raumes, er teilt es sich mit sieben anderen Kollegen. Tische, Laptops, an der Garderobe hängt zwischen den Jacken ein einzelnes Hemd. „Das teilen wir uns auch“, sagt Cipolla und lacht. Eine Reserve für wichtige Termine, wenn Liefranten kommen, oder Investoren.
Erst im Sommer sammelte Home24 bei seinen Investoren 120 Millionen Euro ein. Das Unternehmen ist damit fast eine Milliarde Euro wert, obwohl es weiter Verluste schreibt. Im ersten Halbjahr lag der Verlust mit 37,3 Millionen Euro sogar noch über dem des Vorjahreszeitraum. Spricht man ihn darauf an, Cipolla wiederholt das Mantra eines jeden Start-up- Unternehmers: Man müsse eine Balance finden zwischen Wachstum und Profitabilität. Home24 setzt weiter auf das Wachstum – und auf Angriff. „Ich habe keinen Zweifel, dass sich der Möbelhandel immer mehr von offline nach online verlagert“, sagt Cipolla. „Die Fahrt in die Vorstadt wird meiner Meinung nach in den kommenden Jahren der Vergangenheit angehören."
Vor Jahren schon hat Cipolla überlegt, seine Kunden mit eingeschweißten Hot Dogs zu jeder Lieferung zu überraschen, mit einer Karte dazu. „Damit fehlt auch der letzte Grund, zu Ikea zu gehen“, sollte drauf stehen. Viel schlechter als dort hätten die Hot Dogs auch nicht sein können, scherzt Cipolla. „Aber wir haben die Idee schnell wieder verworfen."