Image-Analyse "Die Marke Schlecker ist verbrannt"

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"Nichts mehr zu retten"

Schleckers Aufstieg und Fall

Nach den Umsatzeinbrüchen 2009 und 2010 begann Schlecker im Frühjahr 2011 seine Filialen umzubauen - und meldete kurz darauf erste Erfolge. „In den umgebauten Filialen stiegen die Umsätze um rund 30 Prozent“, sagte damals ein Unternehmenssprecher der WirtschaftsWoche. Von Juni an forcierte der Drogeriediscounter den Filialumbau, bis Jahresende sollten „mehrerer hundert Läden“ umgestellt sein, hieß es bei Schlecker.

Der Filialumbau war Kern des rund 230 Millionen Euro teuren Restrukturierungsprogramms. Für Holger Geißler war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr viel zu retten. "Die Modernisierungsversuche bei Schlecker kamen zu spät und sie waren auch nicht nachhaltig. Die TV-Kampagne „For you. Vor Ort“ hat man ihnen nicht abgenommen, wenn gleichzeitig Meldungen über neue Filialschließungen publik wurden."

Schlecker wollte sich mit der groß angelegten Fernsehkampagne wieder stärker als Nahversorger positionieren. Auf dem Land hatte die Drogeriekette für einige Zeit noch Chancen, in den Städten lief die Zeit bereits ab. "Das Dramatische am Fall Schlecker ist, dass die Konkurrenz im Grunde überall direkt um die Ecke war. In den Städten fragte sich der Kunde doch: „Warum soll ich zu Schlecker gehen, wenn ich bei dm oder Rossmann Spaß beim Einkaufen haben kann? Wenn ich nebenan, in einem hellen dm-Drogeriemarkt mit freundlichen Mitarbeitern und attraktivem Payback-System einkaufen kann.“

dm, Rossmann und Müller schweben in anderen Sphären

Die aktuellen Imagewerte von Schlecker, die YouGov ermittelt hat, darf man zurecht als unterirdisch bezeichnen. Erreichbar sind Werte zwischen -100 und +100 BrandIndex-Punkte. Für den BrandIndex werden täglich 2.000 Verbraucher befragt. Mit einem BrandIndex von -39,5 Punkten liegt Schlecker dramatisch unter den äußerst beliebten Marken Rossmann und dm mit aktuell 79,4 bzw. 88,3 Punkten. Müller erreicht zwar nicht die Spitzenwerte von dm und Rossmann, positioniert sich aber mit rund 60 Punkten ebenfalls stark.

Die neue Strategie von Schlecker hat, so YouGov, nicht zu einer Trendwende geführt - die Lage ist aus Markensicht bereits seit längerer Zeit ernst. Etwas besser steht es um die Schlecker-Tochter "Ihr Platz": Die Image-Werte liegen mit rund 10 Punkten im positiven Bereich, jedoch mit großem Abstand zum Wettbewerb.

Unabhängig davon, was aus dem Unternehmen und den Geschäften der Schlecker-Kette wird, sieht Holger Geißler für die Marke Schlecker wenig Überlebenschancen. Geißler: "Die Marke Schlecker als solche ist auf absehbare Zeit verbrannt. Schlecker steht für Skandale, schlecht behandelte Mitarbeiter und schäbige Läden. Bei der Marke Schlecker sehe ich wenig Erhaltenswertes."

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