Insolvenz Weniger Firmenpleiten in Deutschland

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist erneut zurück gegangen - und damit auf dem tiefsten Stand seit 1999. Trotzdem steigt die Höhe der Gläubigerforderungen.

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Die Zahl der Firmenpleiten ist auf einem Tiefstand. Quelle: dpa

Trotz der sinkenden Zahl von Firmenpleiten drohen Gläubigern höhere Verluste. Im ersten Halbjahr summierten sich ihre Forderungen auf rund 16,5 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es nur 8,9 Milliarden Euro. Die deutliche Zunahme sei darauf zurückzuführen, dass mehr größere Unternehmen aufgeben mussten, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch erklärte. Dabei sank die Zahl der Insolvenzen in den ersten sechs Monaten insgesamt um 4,8 Prozent auf 10.999. Für das Gesamtjahr 2016 zeichnet sich damit der siebte Rückgang in Folge ab, wodurch die Zahl der Firmenpleiten auf den tiefsten Stand seit Beginn dieser Statistik 1999 zurückgehen würde.

"Wir beobachten in den letzten Monaten eine zunehmende Zahl von Großinsolvenzen, insbesondere im Textileinzelhandel", sagte der Vorsitzende des Insolvenzverwalterverbandes VID, Christoph Niering. Strenesse, Wöhrl, die Steilmann-Gruppe, Promod und zuletzt SinnLeffers stünden für den Umbruch in der Modebranche und dem Einzelhandel. "Hiervon sind nicht nur deutlich mehr als Zehntausend Arbeitnehmer, sondern auch Gläubiger mit deutlich höheren Forderungen betroffen." Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht in Sicht.

Der Branche setzt der immer beliebter werdende Internet-Handel zu. So ist das Berliner Unternehmen Zalando innerhalb weniger Jahre zu Europas größtem Online-Modehändler aufgestiegen. Der Einzelhandelsverband HDE schätzt, das bis 2020 etwa 50.000 Standorte im klassischen Einzelhandel verschwinden könnten.

Insgesamt aber dürfte der Trend zu sinkenden Firmenpleiten anhalten. "Niedrige Zinsen und eine weiterhin stabile Konjunkturlage spiegeln sich in niedrigen Insolvenzzahlen", sagte Niering. "Nahezu alle Branchen können hiervon profitieren."

Die meisten Pleiten gab es von Januar bis Juni im Handel mit 1994 Fällen, gefolgt von der Baubranche (1899) sowie freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern (1254). Außer von Unternehmen gingen auch 39.228 Insolvenzanträge von Verbrauchern ein, was einem Rückgang von 2,7 Prozent entspricht.

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