Elenia Xu steht vor Dutzenden Paaren bunter Pumps. Die meisten hat sie selbst entworfen. Versandfertige Pakete stapeln sich in einer Ecke. Die junge Frau arbeitet bei T-Stage, einem chinesischen Kleinbetrieb für Damenschuhe. In Shanghai kümmern sich Xu und vier Mitarbeiter um Design, Versand und Werbung, produziert wird in Südchina. T-Stage verkauft über die Online-Plattform Taobao: "Ohne sie gäbe es uns nicht", sagt Xu.
Wer auf Taobao "Damenschuhe" in die Suchmaske tippt, landet ab Seite vier bei T-Stage. Wollte Taobao auf die ersten drei Seiten, würde das mehr Geld kosten – das T-Stage nicht hat: Die billigsten Schuhe gibt es für umgerechnet 2,50 Euro, teurere Modelle kosten rund 50 Euro. "Die meisten Leute auf Taobao haben nicht viel Geld", sagt Xu. "Aber modische Schuhe wollen sie trotzdem – selbst in der tiefsten Provinz."
Was Sie über Alibaba wissen müssen
Die relative Unbekanntheit von Alibaba hierzulande täuscht über die Bedeutung des Konzerns in China mit seinen 1,35 Milliarden Einwohnern hinweg. Das Unternehmen mit rund 300 Millionen Kunden und 25.000 Beschäftigten wickelt rund 80 Prozent aller privaten Internet-Einkäufe in der Volksrepublik ab, die dieses Jahr auf ein Volumen von knapp 300 Milliarden Euro anschwellen dürften. Über Alibaba-Portale werden damit weitaus mehr Waren verkauft als bei Amazon und Ebay zusammen. Technologie-Experte Duncan Clark vom Pekinger Beratungsunternehmen BDA fasst es so zusammen: "Alibaba hat faktisch in Alleinregie bestimmt, wie Internet-Handel in China funktioniert."
Quellen: rtr/dpa/Unternehmen
Der Konzern besteht mittlerweile aus einem ganzen Geflecht von Geschäftssparten: Auf dem Marktplatz "Taobao" können Privatpersonen und Kleinunternehmer Waren an ihre Kunden verkaufen. Anstatt wie eBay eine Verkaufsgebühr zu verlangen, müssen Verkäufer auf Taobao für Werbung bezahlen. Dagegen ähnelt die Sparte "Tmall.com" eher Amazon - hier bieten etwa Konzerne wie Nike und Gap ihre Kleidung feil und müssen beim Verkauf eine Kommission zahlen. "Alibaba.com" ist eine der weltgrößten Plattformen für den Handel zwischen Firmen; hinzu kommen noch zahlreiche weitere Töchter. Eine Verbindung zwischen diesen Sparten bildet der Online-Bezahldienst "Alipay", der mit eBays Paypal vergleichbar ist und etwa die Hälfte aller Internet-Zahlungen in China abwickelt.
Trotz seiner gigantischen Größe hält Alibaba das Ende der Fahnenstange noch lange nicht für erreicht. Wie Vizechef Joe Tsai der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, will Alibaba noch zahlreiche andere Branchen umkrempeln. Geplant seien derzeit Expansionen in die Bankenwelt, die Reise- und Unterhaltungsindustrie sowie ins Erziehungswesen. Seinen Vorstellungen zufolge werden die Kunden bald mit Alibaba-Apps für Smartphones in Fonds investieren, Alibaba-Versicherungen für ihre Wohnungen abschließen und virtuelle Alibaba-Kreditkarten für den Internet-Einkauf in den USA einsetzen. "Unsere Vision ist es, ein größerer Bestandteil vom Leben der Menschen zu werden und ihre gesamten Bedürfnisse zu befriedigen", erklärt der Absolvent der US-Eliteuni Yale, der als Chefstratege von Alibaba gilt.
Wie Alibaba zuletzt feststellen musste, schläft die Konkurrenz nicht, sondern holt selbst im Kerngeschäft des Giganten mit großen Schritten auf. So gewann zuletzt etwa JD.com Marktanteile im Online-Handel. Viele Experten halten jedoch das Internet-Unternehmen Tencent Holdings für den wichtigsten Rivalen, weil es bei zukunftsträchtigen mobilen Anwendungen mit seiner App "WeChat" die Nase vorn hat und dazu noch mit JD.com kooperiert. Mit seinen ehrgeizigen Plänen im Finanzsektor hat Alibaba zudem bereits Aufsichtsbehörden und staatliche Banken auf den Plan gerufen. Alibaba bietet etwa doppelt so hohe Zinsen wie den traditionellen Banken erlaubt ist und hat damit faktisch über Nacht den größten Geldmarktfonds des Landes geschaffen. Die Banken limitieren nun im Gegenzug, wieviel Geld ihre Kunden im Internet ausgeben können. Auch die Notenbank erwägt, dem Internet-Banking straffere Zügel anzulegen.
Die wichtigsten Anteilseigner sind das japanische Internet-Unternehmen Softbank mit rund 34 Prozent und Yahoo mit 22,5 Prozent. Konzernchef Jack Ma und Tsai besitzen zusammen etwa zehn Prozent der Firma. Ma gründete das Unternehmen vor 15 Jahren gemeinsam mit 17 weiteren Mitstreitern.
Firmensitz: Hangzhou/Ostchina
Gründung: 1999
Volumen der Transaktionen 2013: 296 Milliarden US-Dollar
Umsatz: 8,46 Milliarden US-Dollar (Geschäftsjahr 2013/14)
Nettoergebnis: 3,72 Milliarden US-Dollar (Geschäftsjahr 2013/14)
Kunden: 279 Millionen Käufer pro Jahr in mehr als 190 Ländern
Aufträge: 14,5 Milliarden pro Jahr
Ausgelieferte Pakete: 6,1 Milliarden pro Jahr
Taobao und die Schwesterplattform Tmall gehören wie der Bezahldienst Alipay zum Internet-Handelskonzern Alibaba. Der hat den chinesischen Alltag so verändert wie kaum ein anderes Unternehmen. Taobao für Privatkunden und Kleinunternehmen ist das erfolgreichste Alibaba-Produkt. Tmall arbeitet wie Amazon: Dort bieten große Markenartikler ihre Produkte an.
Allein im vergangenen Quartal erwirtschaftete Alibaba einen Umsatz von 2,5 Milliarden US-Dollar und einen von Sondereffekten beeinflussten Gewinn von 1,9 Milliarden. Zum Vergleich: Amazon.com machte im letzten Quartal bei einem Umsatz von 19,4 Milliarden einen Verlust von 123 Millionen Dollar.
Wachstumskurs
Nach eigenen Angaben ist Alibaba beim Handelsvolumen schon jetzt größer als Amazon oder Ebay. 2013 wurden auf Alibaba-Plattformen Waren im Wert von 296 Milliarden US-Dollar gehandelt. Vor allem in Asien ist der Online-Händler gut aufgestellt. Das Unternehmen wickelt rund 80 Prozent aller Internet-Einkäufe in der Volksrepublik ab und deckt so den Boom-Markt schlechthin ab. Wächst Chinas E-Commerce-Markt weiter wie bisher, dürfte das Volumen 2020 größer sein als das der USA, Japans, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands zusammen.
Die wichtigsten Bereiche von Alibaba
Die B2C-Plattform bietet seit 2008 Unternehmen die Möglichkeit, Produkte an private Endverbraucher zu verkaufen. Rund 70 000 Marken chinesischer und westlicher Hersteller sind gelistet, im Gegensatz zu Taobao werden dort keine Fälschungen gehandelt. „Tmall kann für ausländische Unternehmen sehr interessant werden, um chinesische Kunden zu erreichen“, sagt der in Peking ansässige Technologieexperte Bill Bishop.
Die Plattform für Privatgeschäfte ist das größte und wichtigste Alibaba-Feld. Sie ging 2003 online und funktioniert ähnlich wie der amerikanische Konkurrent Ebay. Auf Taobao treffen Konsumenten auf andere Konsumenten und Kleinunternehmer, im Gegensatz zu Ebay sind die Preise aber fest. Mitte 2012 waren 500 Millionen Nutzer registriert, damit zählt Taobao zu den 20 am häufigsten besuchten Web-Sites weltweit. 2012 lag das Verkaufsvolumen von Taobao und Tmall zusammen bei umgerechnet rund 125 Milliarden Euro.
Alipay ist das Online-Bezahlsystem von Alibaba und mit dem Ebay-Ableger Paypal vergleichbar. Ende 2012 waren dort 800 Millionen Nutzer registriert. Wie Paypal hat Alipay eine Treuhand-Funktion und überweist das Geld des Käufers erst an den Verkäufer, wenn die Ware eingetroffen ist. Alipay geht nicht mit Alibaba an die Börse.
Die kommerzielle Handelsplattform ist die älteste Einheit des Konzerns und auf den internationalen Handel ausgerichtet. Sie war von 2007 bis 2012 schon einmal börsennotiert. 2012 waren dort 36,7 Millionen Unternehmen aus 240 Ländern registriert.
Doch das alleine reicht nicht. Das Unternehmen soll wachsen. Schnell und über alle Grenzen hinweg. So will es Chinas reichster Mann: Alibaba-Gründer und Führer Jack Ma. Ein Mega-Börsengang soll dem Visionär und begnadeten Verkäufer das nötige Kleingeld dazu bringen – rund 24 Milliarden Dollar sind angepeilt.
Ma gründete Alibaba 1999 , ihm gehören noch immer 7,4 Prozent des Unternehmens, und er wird von seinen Fans ähnlich verehrt wie zu Lebzeiten Apple-Chef Steve Jobs. Der heute 48-Jährige arbeitete zunächst als Englischlehrer und startete Alibaba mit ein paar Freunden und 60.000 Dollar Kapital in Hangzhou südlich von Shanghai. Sein Vorbild: Ebay.
Der Kampf gegen Ebay
2003 geht Taobao online, um Ebay aus dem Land zu vertreiben. Ma appelliert an patriotische Gefühle und erklärt Ebay den Krieg. Dabei wird sein Hang zu martialischer Sprache sichtbar: Ma vergleicht seine Wachstumsstrategie mit Mao Zedongs Guerilla-Taktik während des Bürgerkriegs 1927 bis 1949. "Ebay ist ein Hai im Ozean, wir sind ein Krokodil im Yangtse", sagt Ma. "Wenn wir im Ozean kämpfen, verlieren wir, aber im Fluss sind wir die Sieger."
Glück an der Börse
Ma wächst während der Kulturrevolution (1966–1976) auf und gehört zu den berüchtigten "Roten Garden", jugendliche Banden, die auf Maos Geheiß das Land terrorisierten. Er wird in dem Glauben erzogen, das Ausland sei böse. Doch in den Achtzigerjahren lernt der Pragmatiker Englisch, spricht in seiner Heimatstadt Hangzhou Ausländer auf der Straße an, arbeitet später als Übersetzer. Kenner beschreiben ihn gar als "xenophil", das Fremde liebend. Seine beiden Kinder studieren heute in den USA.
Beruflich aber agiert der Tai-Chi-Fan, wie es einst Mao in seiner kleinen roten Gebrauchsanweisung für Revolutionäre riet. Er kopiert seine Gegner, wo das opportun ist, aber er passt ihre Ideen den chinesischen Bedingungen an. Drei Beispiele: Weil Chinesen es bunt mögen, wirken die Alibaba-Seiten im Netz für westliche Augen überfrachtet. Und da in China "Guanxi" – persönliche Beziehungen – entscheidend sind für den Erfolg jeden Handelns, können Käufern und Verkäufern auf Alibaba auch chatten.
Zudem müssen Alibaba-Kunden im Gegensatz zu Ebay, wo Vorkasse obligatorisch ist, erst nach Erhalt der Ware bezahlen. "Das war extrem wichtig in einem Umfeld, in dem weniger Vertrauen zwischen Käufern und Verkäufern herrscht als in entwickelten Märkten", sagt Porter Erisman. Der Amerikaner arbeitete von 1999 bis 2008 bei Alibaba. Anders als Ebay versuche Alibaba, den Interessenkonflikt zwischen Käufer und Verkäufer durch Harmonie aufzulösen.
Kooperation mit Yahoo
Die Taktik bewährt sich, Alibaba holt mit Taobao auf. Endgültig hängt Ma Ebay 2005 ab – mit einem Paukenschlag, der auch aus Maos Buch für den revolutionären Kampf hätte stammen können. Ma verbündet sich mit Yahoo, das US-Internet-Unternehmen investiert eine Milliarde Dollar in Alibaba. Einen Großteil des Geldes steckt Ma in Werbung für chinesische Konsumenten. Das wirkt, Ende 2006 gibt Ebay auf und schließt die chinesische Web-Site. "Die Ebay-Plattform war nicht den lokalen Bedingungen angepasst", kritisiert Erisman.
Der Aufstieg von Alibaba
Chinas größter Online-Händler Alibaba will bei seinem Börsengang in New York alle Rekorde knacken. Ein Überblick.
Quellen: rtr / Unternehmen
Der frühere Englischlehrer Jack Ma gründet Alibaba mit 17 Mitstreitern in seiner Wohnung. Alibaba.com ist die erste Internet-Handelsplattform in China.
Die Firma arbeitet bereits profitabel.
Alibaba startet das Internet-Auktionshaus Taobao sowie das Online-Zahlungssystem Alipay.
Yahoo steigt bei Alibaba ein und zahlt eine Milliarde Dollar für einen 40-Prozent-Anteil. Alibaba übernimmt Yahoo China. Quasi über Nacht ist Alibaba nun in fast allen lukrativen Internetbereichen stark.
Alibaba.com geht am 6. November an die Hongkonger Börse. Die Plattform nimmt dabei 1,5 Milliarden Dollar ein.
Alibaba gründet Ali Finance, einen Ableger, der klassische Dienstleistungen einer Bank anbietet.
Alibaba.com gibt sein Listing an der Börse in Hongkong wieder auf, um den Weg für einen Mega-Börsengang des gesamten Konglomerats in den USA frei zu machen. Yahoo beginnt zudem damit, seinen Anteil an Alibaba zu verringern und hält seit September 2012 nur noch 24 Prozent.
Alibaba ernennt Firmen-Urgestein Jonathan Lu zum Nachfolger von Konzernchef und -Gründer Ma. Ma begleitet sein Unternehmen nur noch als Verwaltungsratschef. Alibaba steigt zudem bei der chinesischen Twitter -Version Weibo ein und verschafft sich damit ein Standbein im rasant wachsenden Markt mit Internet-Netzwerken.
Das chinesische Amazon -Pendant strebt an die New Yorker Börse. Aus einem 18-Mann-Betrieb hat Ma einen Konzern mit rund 25.000 Mitarbeitern und 300 Millionen Kunden geformt.
Nun beherrscht Ma den boomenden Markt. Und kassiert eine Niederlage: 2007 wagt er mit der kommerziellen Handelsplattform Alibaba.com den Schritt an die Börse in Hongkong, 2008 muss Alibaba die eigenen Aktien zurückkaufen, weil mit der Lehman-Pleite eine weltweite Wirtschaftskrise beginnt. 2012 nimmt Ma Alibaba.com schließlich von der Börse.
Jetzt sucht er unter besseren Bedingungen sein Glück an der Börse. Das Unternehmen ist noch bekannter als beim ersten Versuch. "Außerdem hatte Alibaba damals noch mehr Mitbewerber, und der Markt war nicht so ausgereift wie heute", sagt Bill Bishop, Technologie-Experte aus Peking.
Um 120 Prozent jährlich wächst der E-Commerce-Markt seit 2003. Mehr als 60 Prozent der 250 Millionen chinesischen Online-Shopper sind jünger als 30 Jahre, einige haben sich mit Taobao eine Zweitexistenz aufgebaut: Neben ihrem normalen Job handeln sie in kleinen Web-Shops mit Gartenutensilien oder Turnschuhen, manche bieten Übersetzungsdienste an.
Selbst falsche Freunde sind bei Taobao im Angebot. Wenn junge Chinesen aus den Städten zum Frühlingsfest ihre Eltern auf dem Land besuchen, aber auch mit Mitte 20 noch keinen heiratsfähigen Partner vorweisen können, gibt es meist Stress. Um den zu vermeiden, kann man über Taobao einen Partner auf Zeit mieten.
Die Freiheit zu Handeln
"Während E-Commerce in den USA oder Deutschland den Markt nur verändert hat, gab es in China eine regelrechte Revolution", sagt Mas ehemaliger Mitarbeiter Erisman. "Taobao hat jungen Menschen die Chance eröffnet, selbst Unternehmer zu werden." In China, wo es keine Meinungsfreiheit und nur geringe persönliche Entfaltungsmöglichkeiten gebe, werde das als Freiheit empfunden. Wie bei Kevin Wang, 23, und Xinfang Ding, 22.
Web-Designer Wang und die Journalistin Ding produzieren Podcasts, in denen sie humorvoll Nachrichten kommentieren – eine Art Harald-Schmidt-Show auf Chinesisch. Die zwei haben im Web fast 100.000 Fans. "Immer wieder bekamen wir Anfragen nach alten Podcasts. Also verkaufen wir die Aufnahmen auf USB-Sticks", erklärt Wang sein Geschäftsmodell. Knapp zehn Euro kostet das Paket. In ihren Jobs verdienen die jungen Leute umgerechnet je 500 bis 620 Euro. Ihr Taobao-Shop aber spült monatlich zusätzlich rund 1.200 Euro in die gemeinsame Kasse. Sie haben Pläne: Davon wollen sie später ein Studio kaufen.
Noch ist Alibaba auf den chinesischen Markt beschränkt. Ins Ausland liefert der Online-Shop nicht, "außerhalb Chinas kann ja kaum einer die Schriftzeichen lesen", sagt Schuh-Designerin Xu. Mit einer englischen Taobao-Version könnte sich das ändern. Amazon und Ebay fürchten, dass Ma das beim Börsengang eingesammelte Kapital nutzt, um erst Schwellenländer und dann westliche Märkte zu erobern.
Der Anfang ist gemacht. Im Mai kaufte Alibaba sich bei Sina.Weibo ein, der chinesischen Variante von Twitter. 47 Millionen User verschicken dort täglich Kurznachrichten. Alibaba hat Zugriff auf ihre Nutzerdaten und kann sich damit besser im mobilen E-Commerce-Markt positionieren.
Chinesisches Twitter
Zuvor hatte Ma die Plattformen Vendio und Auctiva übernommen. Mithilfe der Online-Dienstleister können kleine Händler sich und ihre Produkte besser auf Online-Marktplätzen präsentieren. Dadurch hat Alibaba schon heute direkten Kontakt zu vielen unabhängigen US-Händlern und Einblick in deren Aktivitäten, was bei Amazon und Ebay ebenfalls für Unbehagen sorgt. Zudem will Ma mit einem eigenen Fonds für Startup-Investitionen demnächst auch im Silicon Valley mitmischen.
In ihren wichtigsten westlichen Heimatmärkten müssen die beiden Internet-Ikonen aber wohl dennoch nicht so bald mit Konkurrenz aus China rechnen. Denn auch bei seiner Expansion in neue Märkte verhält sich Ma wie Mao, der zur Förderung der Weltrevolution zuerst Widerstandsbewegungen in Asien, Afrika oder Mittel- und Südamerika unterstützte. Alibaba dürfte so in Schwellenländer wie Indien oder Indonesien vordringen. "Ein deutsches oder spanisches Taobao wird es so bald nicht geben", sagt Analyst Bishop.
2013 zog sich Gründer Ma aus der Unternehmensführung zurückgezogen. "Es ist, weil ich sehe, dass jüngere Leute bei Alibaba bessere und genialere Träume haben als ich, und sie eher dazu in der Lage sind, eine Zukunft nach ihren Vorstellungen zu errichten", sagte Ma beim Stabwechsel. Seitdem ist er Chairman, die operativen Geschäfte führt Jonathan Lu, der 2000 zu Alibaba kam und Alipay aufbaute. Doch Mas Einfluss ist ungebrochen, seine Unternehmensanteile hält er weiter und er steht dem Verwaltungsrat beratend zur Seite.
Der Erfolg von Alibaba hat dem zweifachen Vater Ma zu einigem Reichtum verholfen. Mit seinem Privatvermögen (21,8 Milliarden Dollar) ist Ma laut Schätzungen der reichste Chinese. Weltweit belegt er immerhin Platz 35. Von Platz 1 ist er allerdings noch weit entfernt. Den belegt Microsoft-Gründer mit Bill mit 84,5 Milliarden.