Jörg Funder "Die Schlecker-Sanierung ist eine Herkulesaufgabe"

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Wer als Investor in Frage kommt

Schlecker strebt nun eine Planinsolvenz an, um den Konzern zu sanieren. Welche Überlebenschancen hat  Schlecker dabei?

Prinzipiell muss man Schlecker erst einmal Respekt zollen, das Instrument der Planinsolvenz zu nutzen. Das Instrument der Planinsolvenz räumt Schlecker spezielle Sanierungsmöglichkeiten ein. So können Verträge unabhängig von ihrer Laufzeit binnen drei Monaten gekündigt werden, Stellenstreichungen sind einfacher möglich. Die Sanierung von Schlecker ist jedoch eine Herkulesaufgabe. Ob Schlecker angesichts der Herausforderungen und des Wettbewerbs in der Branche langfristig wettbewerbsfähig werden kann und zudem zukünftigen Investoren eine angemessene Verzinsung ihres Kapitals versprochen werden kann, wird sehr schwer sein. Eines scheint jedoch festzustehen: wenn, dann haben wir einen komplett neuen Schlecker, in neuen Strukturen und mit wesentlich weniger Filialen.

Welche Probleme müssen der Insolvenzverwalter und das Management nun zuerst angehen?

Ich denke die Anstrengungen des Managements laufen zuerst darauf die Gläubiger und Richter für den Sanierungsplan und für die Zustimmung zur Sanierung in Eigenverwaltung zu gewinnen. Gelingt ihnen dies, hat der Insolvenzverwalter eine eher untergeordnete Rolle. Er ist nur Sachwalter, der die Einhaltung der Regularien des Insolvenzplanverfahrens überprüft.

Und anschließend?

Als erstes gilt es die Zahlungsfähigkeit des Konzerns wiederherzustellen. Typischerweise werden Management und Sachwalter eine Optimierung des Betriebskapitals (Working Capital) vornehmen, um den Finanzmittelzufluss zu erhöhen. Desweiteren müssen die Umsätze abgesichert werden. Entsprechende Verkaufsförderungsmaßnahmen und Kommunikationskampagnen um das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit herzustellen müssen umgesetzt werden.

Kurzfristig würden auch Sortimente zu überarbeiten sein, um hier erste Schwerpunkte zu setzen und Ertragspotentiale aus dem Einkauf zu heben. Typisch sind hier auch Forderungen nach Sanierungsbeiträgen von Lieferantenseite. Eher mittelfristig bis langfristig muss auch ein zukunftsfähiges Format gefunden werden. Die enorme Herausforderung besteht hierbei nicht nur darin, sich gegen starke, erfolgreiche Wettbewerber zu behaupten, sondern im immensen Finanzbedarf und der fehlenden Managementkapazität zur Umstellung des Filialnetzes.

Den Finanzbedarf könnten wohl nur externe Investoren decken. Wer kommt dafür infrage? 

Ich bin davon überzeugt, dass Schlecker beim Ausmaß der anstehenden Restrukturierungsmaßnahmen wenn überhaupt im Dunstkreis erfahrener Distressed Investoren und Private Equity Unternehmen fündig wird. Vorteilhaft an dieser Investorenspezies ist, dass sie viel Restrukturierungskompetenz mitbringen.

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