Kaffeekapseln Wie Nespresso die Konkurrenz zerquetscht

Der Kampf um die Kaffeekapseln wird heißer: Nestlé hat seine Kaffeeautomaten umgestellt. Die neuen Modelle öffnen nur noch original Nespressokapseln vorschriftsmäßig. Billige Konkurrenzprodukte werden zerquetscht.

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Kaffee in der Kapsel
Der Siegeszug der Kaffeekapselsysteme ist ungebrochen. Vor allem der Marktführer Nespresso konnte mit der Palette an bunten Kapseln die Verbraucher überzeugen. Wurden 2005 in Deutschland etwa 400 Tonnen Kaffee in Kapseln verkauft, waren es 2010 bereits 5100. Alle führenden Produzenten bieten inzwischen Systeme an, zuletzt kam in Deutschland die italienische Marke Illy mit ihrem Iperespresso hinzu. Quelle: dapd
Der Vorzug der Kapselmaschinen gegenüber klassischen Siebträgern ist die spielend leichte Bedienung, der geringere Stromverbrauch und die geringere Größe der Maschinen; zudem kann das Kaffeemehl nicht oxidieren. Die Nachteile: ein deutlich höherer Kilopreis des Kaffees von mindestens 37 Euro, die geringere Vielfalt an Bohnen und die nicht kompatiblen Systeme. Die Kunden müssen sich für eine Marke entscheiden, die Kapseln der Anbieter passen nicht in die Maschinen anderer Anbieter. 4 Kaffeesysteme im Vergleich: Quelle: dpa
IllyPreis der Maschinen: 155 bis 500 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 42 bis 45 CentVielfalt der Sorten: Vier Espressoröstungen, davon eine entkoffeinierteBesonderheiten: Die Kunststoffkapseln werden über die gelbe Tonne entsorgt Quelle: Presse
CafissimoPreis der Maschinen: 49 bis 89 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 25 bis 40 CentVielfalt der Sorten: Neun Röstungen für Espresso bis Caffè Crema für große TassenBesonderheiten: Neben den Standartröstungen regelmäßig Editionen für kurze Zeit Quelle: Presse
TassimoPreis der Maschinen: 110 bis 200 EuroPreis pro Kapsel: 30 bis 33 Cent (für die Kaffeevarianten)Vielfalt der Sorten: 26 Kaffees von Jacobs Krönung bis Café Hag. Dazu Tees, Schokoladen und MilchkaffeeBesonderheiten: Sehr große Auswahl an Heißgetränken bis hin zum Milchschaum Quelle: Presse
NespressoPreis der Maschinen: 100 bis 500 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 35 bis 42 CentVielfalt der Sorten: 16 Röstungen, zusätzlich regelmäßig SondereditionenBesonderheiten: Große Geräteauswahl verschiedener Hersteller Quelle: Presse

Alle lieben Kapselkaffee. Oder zumindest Kaffeepads: Jedenfalls hat das Geschäft mit portioniertem Kaffee in Westeuropa Wachstumsraten von nahezu 20 Prozent. 2016 könnte es ein Drittel des Kaffee-Marktes ausmachen, wie Roland Weening, Marketingchef für Kaffee bei Mondelez sagt. Mondelez ist der US-Konkurrent von Nestlé, dem Hersteller der Nespresso-Kaffeeautomaten, für die George Clooney wirbt. Nespresso hat mit seinem Kapselsystem den Kaffeemarkt revolutioniert und erzielte im vergangenen Jahr 4,4 Milliarden Franken (3,6 Milliarden Euro) Umsatz. Gegen Unternehmen wie Ethical Coffee und den Schweizer Einzelhändler Denner, die billigere Konkurrenz-Kapseln für das Nespresso-System auf den Markt brachten, ging der in Vevey am Genfersee ansässige Konzern gerichtlich vor - bisher allerdings ohne Erfolg. Billigere Konkurrenzprodukte zu den "Nespresso"-Kaffeekapseln dürfen weiterhin mit dem Hinweis angepriesen werden, dass sie für diese Maschine geeignet sind.

Seit dem im Juni diesen Jahres auch noch die Patente abgelaufen sind, kämpft Netlé mit Nachahmern. In der Schweiz bietet Aldi Nespresso-kompatible Kapseln an, in Deutschland steht Douwe Egberts mit einer Kapselversion von Senseo in den Regalen und auch Mondelez will in Deutschland, der Schweiz und Österreich Kaffeekapseln für das Nespresso-System lancieren. "Wir erwarten ein sehr starkes Wachstum durch diese spezielle Markteinführung", sagte Weening von Mondelez. Jetzt hat sich die Marke Nespresso etwas Neues einfallen lassen, um sich der lästigen Konkurrenz zu entledigen: Sie verändert ihre Automaten. Die Nadel, die die Kaffeekapseln aufpiekst, ist nun so fein, dass sie nur noch Original Nespresso-Kapseln öffnet - alle anderen werden zerquetscht.

Die Schweizer Zeitung "SonntagsBlick" hat die neuen Modelle U, Pixie und Inissia getestet und festgestellt: Mit Fremdkapseln kommt aus dem Automaten nur noch eine trübe Brühe, aber eben kein Kaffee - von Espresso & Co. ganz zu schweigen. "Besonders schlecht funktionieren die Jacobs-Kapseln des US-Herstellers Mondelez mit den neuen Nespresso-Maschinen. Bei sechs von zehn Versuchen wurde die Kapsel zerdrückt", heißt es in dem Bericht. "Nespresso zielt mit der Änderung ganz klar auf Mondelez ab", sagt ein Brancheninsider gegenüber der Zeitung. Seit Juli diese neuen "Injektoren" im Einsatz, wie Nespresso bestätigt. Dies sei "Teil einer Weiterentwicklung" des Kapselsystems. Und wer künftig fremde Kapseln in einer Nespresso-Maschine verwendet, muss Reparaturen selber zahlen. "In unseren Maschinen-Garantien ist explizit erwähnt, dass Beschädigungen, die vom Gebrauch fremder Kapseln verursacht wurden, nicht in der Garantieleistung inbegriffen sind", sagt Pascal Hottinger, Chef Nespresso Schweiz, gegenüber der Schweizer Handelszeitung. Ein Schelm, der Nespresso Abzocke unterstellt.

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