Kaiser’s Tengelmann Das Fusionsdrama mit Edeka

Seite 2/4

Der Kampf um die Ministererlaubnis

Durch die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann will Mosa sein Reich weiter vergrößern. Doch lässt sich der Coup durchsetzen?

Bereits mehrfach ist Edeka mit dem Kartellamt aneinandergerasselt. Der Kauf des Tengelmann-Discounters Plus 2008 geriet zum Stückwerk, nachdem die Wettbewerbshüter den Verkauf einzelner Filialblöcke an die Konkurrenz durchsetzten. Diesmal soll es anders laufen.

Drei Tage nach der Übernahmeankündigung berichtet die „Lebensmittelzeitung“, Mosas und Haubs Anwälte würden bereits darüber nachdenken, eine Sondergenehmigung bei Bundeswirtschaftsminister Gabriel zu beantragen, sollte das Kartellamt mauern.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Gleichzeitig wendet sich der Edeka-Chef per Brief an Abgeordnete des Deutschen Bundestages, um ein paar „Anmerkungen zu den aktuellen Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“ loszuwerden. Wettbewerbliche Bedenken des Kartellamtes gingen „an der Realität des Lebensmitteleinzelhandels vorbei“, rügt Mosa darin. Das „Amt wird den Notwendigkeiten der Marktteilnehmer und der Verbraucher nicht gerecht“, schreibt der Edeka-Chef und schließt seine Attacke „mit freundlichen Grüßen“.

Mülheim, 12. März 2015: Tengelmann-Chef „Charly“ Haub erscheint in Jeans und Sneakers zum alljährlichen E-Commerce-Event seiner Unternehmensgruppe. Eine Drohne steigt in den blauen Himmel über der Zentrale, ein Tesla steht für Probefahrten bereit. Später bittet Haub seine betagte Mutter Helga auf die Bühne, um mit ihr vor rund 400 Onlinehändlern, Unternehmern und Investoren über die digitale Zukunft zu parlieren.

Das Supermarktgeschäft bereitet der Familie indes immer weniger Vergnügen. Die Hinweise verdichten sich, dass das Kartellamt den Deal kassieren wird. Ein paar Wochen später ist es so weit: Die Wettbewerbshüter untersagen den Verkauf an Edeka. Der würde langfristig zu einer „erheblichen Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen auf zahlreichen, ohnehin stark konzentrierten regionalen Märkten führen“, erklärt Kartellamtschef Mundt. Er hätte den „Fall gerne anders gelöst“.

So wäre ein Teilverkauf an Edeka durchaus möglich gewesen. Bis zu 170 der 451 Märkte hätte Edeka übernehmen können. Aber der Konzern wollte nicht. „Ich habe selten einen Fusionsfall gesehen, in dem wir so weit auseinandergelegen haben und es so schwierig war zusammenzukommen“, sagt Mundt.

Handelsexperten sind weniger über die Untersagung verblüfft als über die Chuzpe der Handelsfürsten. Hatten Mosa und Haub wirklich geglaubt, der Deal ginge ohne Kompromisse durch? Oder spekulieren sie auf ein Machtwort von Gabriel?

Was weder Konkurrenten noch Beobachter zu diesem Zeitpunkt wissen: Der Wirtschaftsminister ist bereits involviert. Noch vor der Anmeldung der Übernahme hatten Mosa und Haub Gabriel über ihre Pläne informiert. Im November 2014 gab es zudem ein Telefonat zwischen Haub und dem Minister.

Offiziell wird Gabriel erst Ende April 2015 Teil des Verfahrens: Edeka und Tengelmann beantragen die Ministererlaubnis. Auf 102 Seiten dröseln sie auf, warum der Deal nicht nur ihren eigenen Interesse, sondern dem Gemeinwohl dient. Ihr wichtigstes Argument: Nur die Gesamtübernahme sichere alle Jobs. Die Alternative dazu sei „eine Filetierung und damit verbunden der Verlust von mehr als der Hälfte der 16.000 Arbeitsplätze“, heißt es in dem Antrag.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%