Kaiser's Tengelmann "Die Gespräche über die Zukunft von Kaiser's Tengelmann sind gescheitert"

Die Gespräche über die Zukunft der angeschlagenen Supermarktkette Kaiser's Tengelmann sind gescheitert. Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub rechnet mit dem Verlust einer „großen Zahl“ von Arbeitsplätzen.

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Das Bangen für die Mitarbeiter geht weiter. Quelle: dpa

Die Hoffnung bei vielen der 15.500 Angestellten der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann war groß. Durch eine überraschende Einigung zwischen den Streit-Parteien schien es möglich, die angedrohte Zerschlagung zu verhindern. Nun sind die Verhandlungen zwischen Tengelmann und Edeka auf der einen sowie Rewe, Norma und Markant auf der anderen Seite gescheitert. Das teilten die Verhandlungspartner am Donnerstag mit - und weisen einander die Schuld zu.

"Leider haben die Gespräche mit Rewe keine Lösung gebracht", erklärt etwa Edeka. Man selbst war demnach "zu extrem weiten Zugeständnissen bereit, um der Belegschaft ab sofort eine sichere Zukunft zu bieten". Weiter heißt es in der offiziellen Mitteilung: "Es drängt sich der Eindruck auf, dass Rewe an keiner Lösung im Rahmen der Ministererlaubnis interessiert war." Entgegen allen öffentlichen Verlautbarungen in der Vergangenheit sei Rewe offenbar nicht bereit, zu den gleichen Bedingungen wie Edeka zumindest Teile von Kaiser's Tengelmann zu erwerben und die Mitarbeiter entsprechend abzusichern.

Rewe-Chef Alain Caparros attackiert hingegen Tengelmann-Eigentümer Haub und Edeka-Chef Mosa. "Karl-Erivan Haub und Markus Mosa haben sich auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann verspekuliert und die große Chance vertan, die Arbeitsplätze bei Kaiser's Tengelmann zu sichern." Von ihnen habe es "kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot an Rewe für eine konstruktive Lösung" gegeben. Rewe könne die Klage gegen die Ministererlaubnis aber nicht ohne einen fairen Interessenausgleich zurückziehen.

Die Hängepartie bei Kaiser's Tengelmann

Zugleich legte Caparros am Donnerstagabend ein erweitertes Angebot an Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub vor. Rewe sei bereit, Kaiser's Tengelmann als Ganzes zu übernehmen. "Herr Haub muss nun entscheiden, ob er diese Chance noch ergreifen will oder seine nun seit zwei Jahren dauernde Verweigerungshaltung fortsetzt", heißt es in der Mitteilung.

Das Schicksal der Mitarbeitern ist nun ungewiss. Haub rechnet mit dem Verlust einer "großen Zahl" von Arbeitsplätzen. Er kündigte an, Tengelmann werde nun bereits in der kommenden Woche mit der Zerschlagung der tiefrote Zahlen schreibenden Supermarktkette beginnen. "Leider müssen wir davon ausgehen, das für zahlreiche Filialen kein Supermarktbetreiber gefunden werden kann", sagte Haub. "Deshalb steht eine große Zahl von Mitarbeitern vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze." Er habe die Geschäftsführung von Kaiser's Tengelmann beauftragt, in umfassende Sozialplanverhandlungen einzutreten.

Zwei Jahre Drama

Zur Erinnerung: Die Chefs der großen Supermarktketten Edeka, Rewe, Tengelmann, Norma sowie die Handelskooperation Markant hatten sich der Gewerkschaft Verdi zufolge bei einem Spitzentreffen in der vergangenen Woche auf das Ziel verständigt, die Ministererlaubnis für die Komplett-Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka doch noch umzusetzen. Die Edeka-Konkurrenten Rewe, Norma und die Handelskooperation Markant sollen dazu ihre juristischen Beschwerden gegen die Sondererlaubnis von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zurücknehmen.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Das Drama um den Verkauf der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann zieht sich schon zwei Jahre hin. Damals hatte Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub den Versuch unternommen, Kaiser’s Tengelmann an Edeka zu verkaufen. Das rief die Wettbewerbshüter auf den Plan. Ihre Sorge ist, dass Edeka eine zu große Marktmacht bekommt.

Zuerst legte das Bundeskartellamt sein Veto gegen ein, woraufhin Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel - unter anderem gegen den Rat der Monopolkommission - im März eine Ministererlaubnis für den Verkauf erteilte – unter Auflagen. Diese Erlaubnis stoppte anschließend das Oberlandesgericht Düsseldorf mit der Begründung, Gabriel hätte in der entscheidenden Phase Geheimgespräche geführt.

Wie es genau weitergeht, ist ungewiss: Wird Tengelmann zerschlagen, gelten die Sozial-Auflagen der Ministererlaubnis, die auf einen Erhalt der Arbeitsplätze zielten, nicht mehr. Im Hintergrund lauerten schon Interessenten für das Supermarkt-Netz Tengelmanns, sagen Branchenkenner. Immer wieder machen Gerüchte die Runde. Unter anderem habe es bereits Gespräche zwischen Haub und der Signa Holding des Karstadt-Eigners Rene Benko über Teile der Filialen gegeben, hatten Insider gesagt. Das Filialnetz von Kaiser's Tengelmann umfasste Ende 2015 noch über 446 Märkte - 133 davon in Berlin, 188 in Bayern und 125 in Nordrhein-Westfalen.

Mit Material von dpa und Reuters.

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