Kaiser’s Tengelmann „Plan B“ für die Tengelmann-Märkte

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Diese Händler sind noch an Tengelmann interessiert

So hat bereits die Handelsgruppe Coop mit Sitz in Kiel, die unter der Marke Sky zahlreiche Märkte in Norddeutschland betreibt, Interesse an den Kaiser’s-Märkten in Berlin und Brandenburg signalisiert. "Coop hat schon länger ein Auge auf Berlin geworfen, um dort weitere Sky-Märkte zu eröffnen", sagt jüngst eine Unternehmenssprecherin.

Was den Deutschen beim Einkauf wirklich wichtig ist

Aus Sicht der Kartellbehörden wäre Coop wohl der ideale Kandidat: Mit rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz 2014 und gut 5000 Mitarbeitern sind die Kieler ein Leichtgewicht im deutschen Lebensmittelhandel.

Tegut-Offensive

Ähnliche gute Chancen hätte auch das hessische Handelsunternehmen Tegut. "Sollte es bei Kaiser's Tengelmann Bewegung geben, sind wir an den bayrischen Märkten interessiert und würden gerne in die Verhandlungen einsteigen", sagte Thomas Gutberlet, Geschäftsführer des mittelständischen Händlers der WirtschaftsWoche. Es wäre "geradezu fahrlässig, würden wir uns die Option nicht anschauen". Zuvor hatte bereits der Tegut-Eigner, die Schweizer Handelsikone Migros, Interesse an den bayrischen Supermärkten bekundet, die zuletzt rund 679 Millionen Euro Umsatz einspielten.

Gelänge das Manöver, wäre das ein gewaltiger Wachstumssprung für Tegut. Bisher betreibt das Unternehmen in Hessen, Thüringen und Nordbayern insgesamt 276 Märkte und erzielte zuletzt knapp eine Milliarde Euro Umsatz. Handelsexperten glauben, dass das Konzept von Tegut durchaus das Potenzial hätte, um die Münchner Tengelmann-Filialen wieder auf Kurs zu bringen. So setzen die Hessen seit Jahren auf das boomende Biosegment.

Auch Tegut-Eigentümer Migros käme eine Übernahme zupass. Der starke Schweizer Franken erleichtert die Finanzierung. Zugleich steht die Genossenschaft unter Expansionsdruck, weil die deutschen Billigheimer Aldi und Lidl im Schweizer Heimatmarkt wildern.
"Jetzt ist es an der Zeit, wieder stärker in die Offensive zu gehen", kündigt denn auch Gutberlet an. 2015 will er fünf neue Märkte eröffnen, 2016 sollen weitere zehn Filialen hinzukommen. Gelingt der Tengelmann-Coup wären diese Expansionszahlen indes Makulatur.

Problembereich NRW
Sowohl für die Berliner als auch die Bayerischen Tengelmann-Märkte deuten sich damit Lösungen jenseits von Edeka und Rewe an. Die große Frage bleibt, was mit Märkten in der Krisenregion Nordrhein-Westfalen passiert.

Das bereitet auch den Angestellten Sorge. Schon in dem Antrag auf Ministererlaubnis hatte Tengelmann-Patron Haub einen Verlust von "mindestens 8000 Arbeitsplätze" und die Schließung von 250 Filialen gewarnt, falls die Übernahme durch Edeka scheitert.

Auch wenn die Zahlen zu hoch gegriffen scheinen, zeichnet sich ab, dass es vor allem in Nordrhein-Westfalen problematisch werden dürfte, Interessenten für die Märkte zu finden. Hier ist der Modernisierungsstau am höchsten und die Konkurrenz am stärksten.

Möglicherweise lässt sich mit den Interessenten für München und Berlin aushandeln, dass sie auch einzelne Filialen in Nordrhein-Westfalen übernehmen müssen, um den Zuschlag zu erhalten. Zudem könnten auch weitere expansionsstarke Händler wie der Drogerieanbieter dm, die Bio-Kette Alnatura oder der SB-Warenhausbetreiber Kaufland einzelne Filialen übernehmen. Doch am Ende dürfte an Schließungen kaum ein Weg vorbei führen.

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