Kaiser's Tengelmann / Edeka Woran die Mega-Übernahme hängt

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Was Kritiker gegen die Fusion mit Edeka haben

Bundeskartellamt und Monopolkommission hatten sich in der Vergangenheit deutlich gegen die Pläne ausgesprochen. Denn obwohl Kaiser’s Tengelmann bundesweit nach eigenen Angaben nur auf einen Marktanteil von 0,6 Prozent kommt, ist der Einfluss in manchen Regionen groß.

„Aufgrund der Schwerpunkte der Tengelmann-Filialen in einigen großen Ballungsräumen mit großer Kaufkraft sorgt die Übernahme durch Edeka doch dafür, dass die Handelslandschaft regional umgekrempelt wird“, sagt etwa Fred Hogen, Handelsexperte beim Marktforschungsinstitut Nielsen. Besonders in Berlin, München und Nordrhein-Westfalen würde Edekas Markmacht stark wachsen.



Schon jetzt ist der Händlerverbund unangefochtener Marktführer im Bereich des Lebensmittelhandels. Zusätzliche Filialen setzen nicht nur Konkurrenten weiter unter Druck, sondern auch Zulieferer, befürchten die Kritiker des Deals nach wie vor.

Schon jetzt bereitet die Verhandlungsmacht Edekas den Lieferanten Sorgen: „Das sind mit die härtesten Burschen“, sagte der Chef eines niedersächsischen Produzenten Ende vergangenen Jahres. Er beklagte einen „Wust an Forderungen und Rückvergütungen“, der das Geschäft unkalkulierbar mache.

Neben Bauern und Herstellern sprachen sich auch Gewerkschaften gegen die Fusion aus, weil der Schutz der Arbeitsplätze nicht ausreichend sei.

Die Ministererlaubnis

Gegen jeden Widerstand hatte Bundeswirtschaftsminister Gabriel die Handelsehe trotzdem per Ministererlaubnis gewährt. Eine Entscheidung mit Seltenheitswert in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Von den 21 Anträgen seit Bestehen der Bundesrepublik waren zuvor gerade einmal acht bewilligt worden. Die Rettung Tausender Jobs, begründete Gabriel die Erlaubnis, gehe in diesem Fall vor.


Der Wirtschaftsminister nahm sogar in Kauf, dass der Chef der Monopolkommission öffentlichkeitswirksam hinschmiss. Die Ministererlaubnis sei „unter Gemeinwohlaspekten die schlechteste aller Lösungen“, verkündete Daniel Zimmer zum Abschied.

Für die Ministererlaubnis gibt es eindeutige Auflagen: Edeka muss unter anderem eine umfassende Arbeitsplatz- und Standortgarantie abgeben. Die Arbeitsplätze von 97 Prozent der Belegschaft sollten zumindest für fünf Jahr gesichert sein – sicherstellen sollen das Tarifverträge mit Verdi und der Gewerkschaft NGG. Für denselben Zeitraum dürften Tengelmann-Filialen zudem nicht ohne weiteres verkauft werden.

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