Kaiser’s Tengelmann Das sind die Stolpersteine für eine Übernahme

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"Ich gehe davon aus, dass das Bundeskartellamt es prüfen wird"

So haben sich die Verhandlungsführer nicht darauf geeinigt, welche Filialen aus dem Berliner Kaiser’s-Tengelmann-Netz Rewe erhält. Edeka habe zwar zugesagt, Filialen mit einem Gesamtumsatzanteil von 20 Prozent an Rewe abzutreten, doch sagt der Umsatzanteil wenig über den tatsächlichen Wert und Zustand der Filialen aus. Hier besteht dem Vernehmen nach weiterer Verhandlungsbedarf.

Auch über einen Kaufpreis ist noch keine Einigung erzielt worden. Zwar betonte Gabriel, dass sei nicht Teil der Schlichtung gewesen, vielmehr solle ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer darüber entscheiden. Doch auch daran könnte eine abschließende Einigung scheitern.

Zudem sei offen, wie mit den Verlustbringern aus dem maroden Kaiser’s-Tengelmann-Netz verfahren werden soll – etwa den Filialen in NRW, der Logistik, der Verwaltung und den Fleischwerken. Darüber solle erst gesprochen werden, nachdem sich die Beteiligten über die Verteilung der Berliner Filialen geeinigt haben.

Kartellamt muss auch noch mitreden

Doch selbst wenn sich die Beteiligten endgültig einigen, wird das Bundeskartellamt bei der Weitergabe der Berliner Filialen mitreden. In einem ersten Schritt müsste Edeka alle rund 400 Kaiser’s-Tengelmann-Filialen übernehmen, da sonst die Ministererlaubnis ihre Gültigkeit verlöre. Im Anschluss würde Edeka dann, nicht mehr gedeckt durch die Ministererlaubnis, einige Filialen an Rewe veräußern.

Achim Wambach, Chef der Monopolkommission, sagte auf Anfrage der WirtschaftsWoche: „Ich gehe davon aus, dass das Bundeskartellamt es prüfen wird, wenn Edeka Filialen an Rewe abgibt oder verkauft.“ Da allerdings Vertreter des Bundeskartellamts in beratender Funktion an den Verhandlungen teilnahmen und das Bundeskartellamt in seiner Analyse aus dem vergangenen Jahr schon klarmachte, welche Märkte bedenklich sind und welche nicht, erscheint das Problem zumindest lösbar.

So zeigt sich Wambach auch insgesamt optimistisch. „Bis der Vertrag unterschrieben ist, kann immer noch etwas passieren. Aber vieles spricht für eine Einigung“, sagt er. „Die Alternative, dass die Beschwerde von Rewe Bestand hält und das Gericht eventuell die Ministererlaubnis kippt, ist für die beteiligten Parteien nicht attraktiv.“

Allerdings war das auch in den vergangenen zwei Jahren für zumindest einen der Beteiligten nie ein Grund, die Übernahme doch noch zu torpedieren.

Mit seinem Gang vor die Presse ist Gabriel in jedem Fall ein großes Risiko eingegangen. So sicher wie von ihm verkündet, sind die Arbeitsplätze der Tengelmann-Belegschaft längst noch nicht. „Er hat vor allem auf Rehabilitation abgezielt“, glaubt Funder. „Altkanzler Schröder und die SPD haben es gerichtet, das wollte er kommunizieren. De facto hat ein Altkanzler vielleicht ein Problem gelöst, das ein Möchtegernkanzler überhaupt erst verursacht hat.“

Und auch das steht erst am 11. November fest. Frühestens. „Das halte ich für einen ziemlich sportlichen Zeitraum“, sagt Funder.  

Bis dahin heißt es bangen – für die Belegschaft und für Gabriel.

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