Kaiser’s Tengelmann vor der Zerschlagung "Die Mitarbeiter fühlen sich verraten"

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„Die Geschäftsführung trägt eine gehörige Mitschuld“


Herr Schick, wie haben die Mitarbeiter die Ankündigung der Zerschlagung aufgenommen?
Manfred Schick: Die Mitarbeiter sind schockiert und wütend. Und sie sind zornig – auch auf die Geschäftsführung. Die Achterbahnfahrt, die sie in den vergangenen Wochen erlebt haben, war schrecklich. Die Mitarbeiter haben alles gegeben, sie waren über Jahre treu und loyal. Jetzt fühlen sie sich vom Unternehmen verraten.

Was werfen sie denn der Geschäftsführung vor?
Die Mitarbeiter hatten einen Sanierungstarifvertrag akzeptiert. Sie haben drei Jahre lang auf viel Geld verzichtet bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Und dann kam ohne Vorwarnung der Verkauf. Dabei hatten wir doch noch eine Perspektive.

Gab es denn wirklich eine Alternative zum Verkauf?
Wir hatten ein Fortführungskonzept, wir waren auf einem guten Weg und dann wurde immer alles wieder abgebrochen. Die Geschäftsführung trägt eine gehörige Mitschuld, die kann sich doch in der Krise nicht einfach wegducken.

Warum haben die Gespräche der Firmenchefs am runden Tisch nichts gebracht?
Der Zeitdruck war zu hoch. Wie soll denn in zwei Wochen eine Lösung gefunden werden, die man vorher in zwei Jahren nicht zustande gebracht hat?

Waren die Verhandlungen damit nicht ohnehin von Anfang an zum Scheitern verurteilt?
In den Verhandlungen am runden Tisch ist aus unserer Sicht nicht alles versucht worden. Da standen die finanziellen Interessen im Vordergrund und nicht die Mitarbeiter. Ich habe das Gefühl, dass jetzt erst die Verlustbringer verwertet werden, damit man anschließend die Filetstücke gewinnbringend verkaufen kann.

Ist der Kampf nun vorbei?
Wir kämpfen weiter, das sind wir auch unseren Kunden schuldig. In Bayern sehen wir immer noch einen Hoffnungsschimmer. Es wäre auch jetzt noch möglich, eine Lösung zu finden und eine Zerschlagung zu vermeiden.

Vielen Dank, Herr Schick.

Das Interview führte Florian Kolf

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