Kampagne gestartet Luftfahrtindustrie will Verschwender-Image loswerden

Wie wirkt sich der Flugverkehr auf die Umwelt aus? Weniger, als die meisten Menschen glauben, meint die Luftfahrtindustrie und startet eine Kampagne. Beim Öko-Verkehrsclub VCD kommt das überhaupt nicht gut an.

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Flugzeug mit rötlichem Kondensstreifen: Die Branche will ihr Image aufpolieren. Quelle: dpa

Frankfurt am Main Die deutsche Luftfahrtindustrie will in der Öffentlichkeit nicht länger als Energieverschwender dastehen. Die am Montag in Frankfurt vom Branchenverband BDL gestartete Kampagne „Vier bringen Sie weiter“ soll auf den durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von unter vier Litern pro Passagier auf 100 Flugkilometer hinweisen. Bei einer repräsentativen Umfrage hätten gerade einmal 14 Prozent den richtigen Wert genannt, während die große Mehrheit den Energieverbrauch beim Fliegen um ein Mehrfaches überschätzt habe, berichtete BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch.

Der Werbefeldzug mit Plakaten, Videos und Online-Werbung weckte beim ökologisch orientierten Verkehrsclub VCD sofort scharfen Widerspruch. Unabhängig davon, ob Flugzeuge heute weniger Treibstoff verbrauchten als noch vor einigen Jahren, heizten sie das Klima so stark auf wie kein anderes Verkehrsmittel, hieß es in einer Erklärung. Der Flugverkehr sei etwa fünfmal klimawirksamer als die Bahn, da auch Wasserdampf, Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und Ruß die Umwelt belasteten. „Das sich die Luftverkehrwirtschaft jetzt mit Vier-Liter-Fliegern rühmt, klingt vor diesem Hintergrund scheinheilig“, erklärte VCD-Luftfahrtexperte Heiko Balsmeyer.

Laut BDL verbrauchten die Maschinen der im Verband organisierten Fluggesellschaften im vergangenen Jahr 3,92 Liter Kerosin pro 100 Passagierkilometer. Der Treibstoffverbrauch pro Passagier liege heute 37 Prozent niedriger als 1990, ohne dass es dazu Vorschriften oder Auflagen gebraucht hätte, meinte Siegloch. Man strebe nun möglichst schnell den 3-Liter-Verbrauch an.

Neben effizienteren Maschinen sorgt vor allem die höhere Auslastung der Jets für die Verbesserung, wie Lufthansa-Chef Christoph Franz erläuterte. Bei den Netzwerkgesellschaften werden um die 80 Prozent der Plätze verkauft, die Charterflieger liegen bei über 90 Prozent. Auf kurzen Flügen ist der Verbrauch höher als auf langen Strecken.

Beim meist schlecht ausgelasteten Auto liege der durchschnittliche 100-Personenkilometer-Verbrauch bei 5,1 Litern Benzin, so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Der VCD rechnet mit 4,8 Litern beim Flugzeug, das damit mehr als doppelt so viel Treibstoff benötige wie die Bahn mit einem Wert von 2,3 Litern. Balsmeyer verlangte die Einführung einer Kerosinsteuer. Nur mit ihr könne ein wirkungsvoller Anreiz geschaffen werden, den Verbrauch zu vermindern und das Klima tatsächlich zu entlasten.

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