Der Workaholic kaufte das französische Modeversandhaus Afibel, setzte bei Lieferanten die Daumenschrauben an, strich Tausende Stellen, gliederte die Immobilien aus und ging später reihenweise neue Kooperationen ein. Mit der Telekom startete Urban etwa die Happy-Digits-Kundenkarte, verkaufte mit dem Ergo-Konzern Versicherungen, mischte beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) mit, betrieb Fitnessstudios und paktierte mit dem US-Coffeeshop-Imperium Starbucks, um einen Kaffeeausschank in den Karstadt-Häusern zu etablieren. Bei all dem geriet Urban allerdings das Kerngeschäft aus dem Blick. Auch die Mitarbeiter kamen mit den ständigen Rotationen kaum mit.
Urban neigte nicht nur zur Verzettelung sondern pflegte auch seine konspirative Ader. Im Geheimen begannen ab Februar 2001 Gesprächsrunden für einen pikanten Deal: Gemeinsam mit Leo Herl, Ehemann der KarstadtQuelle-Großaktionärin Madeleine Schickedanz, dem Troisdorfer Immobilienentwickler Esch und Matthias Graf von Krockow, Chef der Privatbank Sal. Oppenheim, will Urban in das Immobiliengeschäft einsteigen. So weit kam es zwar nicht.
Deals mit horrenden Verpflichtungen
Doch immerhin verkaufte Urban fünf Karstadt-Immobilien an die gemeinsame Fondsgruppe von Sal. Oppenheim und Esch. Anschließend mietete KarstadtQuelle die Häuser in München, Leipzig, Wiesbaden, Karlsruhe und Potsdam von den Fonds zurück - zu bemerkenswerten Konditionen. Das Deal halste dem Konzern Mietverpflichtungen von zeitweise mehr als 40 Millionen Euro pro Jahr auf. Die Verträge sollten über 20 Jahre laufen.
Auch die damalige Personenkonstellation entsprach nicht unbedingt den Grundsätzen transparenter Strukturen: Esch war als Testamentsvollstrecker von Madeleine Schickedanz ein enger Vertrauter der Großaktionärin. Urban wiederum hatte bereits vor dem Immobiliengeschäft einen Teil seines privaten Vermögens in einem Oppenheim-Esch-Fonds geparkt.
Urban will den Kaufhof-Schatz heben
Noch heute beschäftigt der damalige Immobiliendeal die Gerichte. Der Karstadt-Insolvenzverwalter fordert von Urbans Nachfolgern inzwischen dreistellige Millionenbeträge zurück, auch weil sie Urbans Immobilienverträge mit Esch nicht rückabgewickelt haben. Dass der Insolvenzverwalter nicht gegen Urban vorgeht, dürfte vor allem daran liegen, dass Verjährungsfristen verstrichen sind.
Nun, so scheint es, will Urban den Kaufhof-Schatz heben. Ob er Erfolg haben wird, ist unklar. Angesichts der teilweise fragwürdigen Verträge in seiner Karstadt-Ära sind Zweifel jedoch angebracht. Und wer steckt eigentlich hinter dem ominösen Konsortium, dass das Geld für Kaufhof bereit stellen soll?