Kaufland Viel Fläche, viele Probleme

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Hat Kaufland beim Preisgefeilsche überzogen?

Aber die Kaufland-Crew habe beim Preisgefeilsche mit der Industrie überzogen, heißt es in der Branche. Einzelne Hersteller weigerten sich, die Kaudewitz’schen Konditionen zu akzeptieren und stoppten kurzerhand die Belieferung. So fanden Iglo-Fans in Kauflands Tiefkühltruhen zeitweise weder Fischstäbchen, noch Rahmspinat mit dem Blubb oder in Aluschachteln gezwängte Schlemmerfilets. Selbst Schoko-Bestseller wie Mars-, Snickers-, Bounty- oder Twix-Riegel fehlten eine Zeitlang in der Kassenzone. Das kam bei den Kunden nicht an. Viele flüchteten zur Konkurrenz.

Inzwischen hat Kaudewitz eine kleine Kehrtwende eingeleitet. Zahlreiche Artikel wurden wieder eingelistet. Insgesamt soll das Sortiment aber trotz der Korrekturen überschaubarer bleiben.

Auch im Online-Geschäft wirkt Kauflands Engagement noch ausbaufähig. Spätestens seit Netzgigant Amazon über seinen Lieferservice Fresh nun auch in den ersten deutschen Städten Tomaten, Bananen und andere frische Lebensmittel zu seinen Kunden karrt, ist die Branche in Aufruhr. Der Online-Gigant werde im Lebensmittelgeschäft „durchstarten, dass die Wände wackeln“, prophezeite bereits der frühere Kaufland-Chef und heutige Unternehmensberater Frank Lehmann. Und BCG-Experte Hepp warnt: „Amazons Einstieg in den Verkauf frischer Lebensmittel ist vor allem für Großflächenbetreiber ein Weckruf“. Denn setzt sich der Online-Einkauf von Lebensmitteln durch, dürften davon zunächst Wochenend- und Vorratskäufe betroffen sein – bisher die Domäne von SB-Warenhäusern wie Kaufland.


Um die Stellung zu verteidigen experimentiert Kaufland seit einigen Monaten mit einem eigenen Lieferservice in Berlin. Mit dessen Entwicklung „sind wir sehr zufrieden“, der Service werde von den Kunden angenommen, heißt offiziell. „Aktuell erhöhen wir dort unsere Kapazitäten“. In Planung sei auch die Ausweitung des Lieferservices nach Hamburg. Das ist ein Anfang, auch wenn Wettbewerber Rewe bereits deutlich weiter ist.

Unklar ist indes, warum sich Kaufland im Netz auf das Lebensmittelgeschäft beschränkt und online – im Gegensatz zur Schwesterfirma Lidl – keine Nonfood-Artikel anbietet. Lidl dagegen verzichtet auf das Angebot frischer Lebensmittel via Netz und konzentriert sich online auf den Verkauf von Blusen, Hemden und BH‘s. Wer beides will, muss offenbar doch bei Amazon einkaufen.

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