Kofferchaos an Flughäfen Air Berlin verschiebt US-Expansion

Am Flughafen Berlin-Tegel ist ein Kofferchaos ausgebrochen. Der Dienstleister für die Abfertigung am Boden, Aeroground, bekommt die Probleme nicht in den Griff. Nun verschiebt Air Berlin den Start neuer US-Verbindungen.

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Wegen eines Gepäckchaos verschiebt Air Berlin den Start der neuen US-Verbindungen. Quelle: dpa

Die Probleme des neuen Bodendienstleisters von Air Berlin am Flughafen Berlin-Tegel sind offenbar gravierender als gedacht. Eigentlich sollten die teils massiven Verzögerungen, wie etwa beim Transport der Koffer, bis Ostern behoben sein. Doch nun greift die schwer angeschlagene Airline zu einer drastischen Maßnahme. Das Unternehmen verschiebt den geplanten Ausbau der USA-Verbindungen von Anfang Mai auf Mitte beziehungsweise Ende Mai. Die Strecke von Berlin nach San Francisco wird vom 1. Mai auf den 29. Mai 2017 verschoben, die Verbindung von Berlin nach Los Angeles startet nun erst am 16. Mai.

„Ich habe entschieden, den Start der neuen Langstrecken wegen der aktuellen Schwierigkeiten in Berlin-Tegel zu verschieben“, wird Thomas Winkelmann, seit Februar Chef von Air Berlin, in einer Erklärung des Unternehmens zitiert. Der neue Bodenverkehrsdienstleister Aeroground könne die gewonnene Zeit nutzen, um seine Performance so zu verbessern. „Wir bedauern die derzeitigen Unannehmlichkeiten für unsere Gäste in Berlin sehr“, so Winkelmann weiter.

Die Entscheidung dürfte dem ehemaligen Lufthansa-Manager nicht leicht gefallen sein. Air Berlin muss zurzeit um das Vertrauen der Kunden kämpfen. Die Airline teilt sich zurzeit in drei Teile. Das verunsichert die Fluggäste, weil nicht klar ist, ob man Ende tatsächlich in einem Air-Berlin-Flugzeug sitzen wird. Die Verzögerungen bei der geplanten Expansion in Richtung Nordamerika helfen nicht gerade, das angekratzte Vertrauen wiederherzustellen.

Anderseits dürfte sich der Aufwand für Air Berlin in Grenzen halten. Die Nachfrage an Tickets für die betroffenen US-Strecken wird erst in den Sommermonaten ab Juni deutlich anziehen. Schon länger ist aus dem Umfeld der Airline zu hören, dass die Vorausbuchungen für den Mai eher mau sind.

Deshalb wird die Zahl der Passagiere, die Air Berlin nun etwa auf Verbindungen ab Düsseldorf umbuchen muss, überschaubar sein. Die Airline will die betroffenen Kunden zügig informieren. Wer im Zuge einer Pauschalreise mit Air Berlin fliegt, muss sich allerdings an sein Reisebüro oder den Reiseveranstalter wenden.

Air Berlin hatte seinem Partner, der Wisag, im Herbst vergangenen Jahres gekündigt und den Auftrag Aeroground erteilt. Ein erklärtes Ziel des Wechsels war es, die Qualität der Dienstleistung zu erhöhen. Aber auch der Preis soll eine Rolle gespielt haben.

Aeroground, eine Tochter des Münchener Flughafens, hat den Aufwand und die Komplexität am engen Flughafen in Tegel offensichtlich unterschätzt. Air Berlin wiederum, so ist zu hören, soll bei den Vertragsverhandlungen zu wenig Zeit in die erforderliche Detailarbeit investiert haben, die bei einem solchen Wechsel notwendig ist. Die Probleme führen seit gut zwei Wochen regelmäßig zu teils deutlichen Flugverspätungen in Berlin.

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