Konkurrenz durch Amazon und Uber Delivery Hero rüstet sich für Preiskampf

Niklas Östberg, Chef von Delivery Hero, rechnet mit harter Konkurrenz durch Amazon und Uber. Seinen Lieferdienst sieht er gut gerüstet.

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„Es wird schwierig, dass alle Marktteilnehmer überleben“, sagt der Chef des Lieferdienstes Niklas Östberg. Quelle: dpa

Berlin Der Chef des weltgrößten Essenslieferdienstes Delivery Hero rechnet mit einem deutlich schärferen Wettbewerb in seiner Branche durch den Angriff von Amazon und Uber. „Es ist ein Geschäft, das denjenigen begünstigt, der groß ist“, sagte Niklas Östberg in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview. Amazon und Uber brächten bereits eine große Kundenbasis mit, was vor allem das Marketing erleichtere und billiger mache.

Während das Berliner Startup Delivery Hero in mehr als 40 Ländern aktiv ist und mehr als 150.000 Restaurants im Angebot hat, kommt das Pendant UberEats inzwischen auf 80.000 Restaurants in 30 Staaten. Amazon konzentriert sich bisher auf die USA und Großbritannien, wo Delivery Hero nicht präsent ist. Die Expansionspläne des weltgrößten Onlinehändlers sind bisher unklar, bereiten den Wettbewerbern aber trotzdem Kopfschmerzen.

„Es wird schwierig, dass alle Marktteilnehmer überleben“, sagte Östberg. Er will sich jedoch den Angriffen erwehren: „Wir begreifen das als Marathon.“ Sein Unternehmen sei vielfältiger als beispielsweise UberEats oder der Lieferdienst Deliveroo. Außerdem verfüge es neben günstigen Marktplätzen wie Pizza.de und Lieferheld mit Foodora auch über einen eigenen Lieferanten. Hier verlangt Delivery Hero von den Kunden eine Liefergebühr, die die Fahrerflotte mitfinanziert. Diese Gebühr könnte laut Östberg aber bald wegfallen, da der Wettbewerb „diesen Weg zu nehmen scheint“.

Bislang hat Delivery Hero viel Geld in die Hand genommen, um zu wachsen – auch über Zukäufe. Diese stehen laut Östberg derzeit aber nicht im Fokus. In die schwarzen Zahlen schaffte es das 2011 von dem Schweden mitgegründete Unternehmen noch nie. Das soll sich aber bald ändern: Zumindest beim bereinigten Betriebsergebnis (Ebitda) werde die Gewinnschwelle zu Ende des laufenden Jahres erstmals geknackt – und 2019 dann auch im Gesamtjahr, erklärte Östberg. „Wir halten uns an das, was wir versprochen haben.“ Aber so lange sich so viele Akteure im Markt tummelten, sei es schwer, überhaupt Geld zu verdienen.

Zum Halbjahr 2017 hatte das Unternehmen, das nach eigenen Angaben in 35 von 40 Ländern Marktführer ist, das letzte Mal Gewinnzahlen veröffentlicht. Damals verringerte sich der Verlust vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um etwa 54 Prozent auf 45,3 Millionen Euro. Gesamtjahreszahlen will das im SDax gelistete und mit mehr als sechs Milliarden Euro bewertete Unternehmen im April veröffentlichen.

Neben Uber und Amazon konkurriert Delivery Hero in Europa mit JustEat aus Großbritannien und Takeaway.com aus den Niederlanden. Immer wieder kamen jüngst Fusionsgerüchte mit dem Lieferando-Eigner aus Amsterdam auf, denen Östberg aber eine Abfuhr erteilt: „Kurzfristig ist das sehr unwahrscheinlich.“ Zuletzt hatte der Chef der Startup-Schmiede Rocket Internet, Oliver Samwer, gemutmaßt, dass es zu einer Konsolidierung in der Branche kommt. Es hätten sich weltweit auch nur „eine große Suchmaschine und ein großes Online-Buchungsportal“ durchgesetzt. Rocket Internet ist genauso wie der südafrikanische Medienkonzern Naspers an Delivery Hero beteiligt.

Takeaway.com und Östbergs Firma ringen vor allem in Deutschland um den Titel des Branchenprimus. Der Markt hierzulande sei allerdings nicht so groß, wie viele erwarteten. „Wir haben die gleiche Zahl an Bestellungen in Kuwait, wo vier Millionen Menschen leben, wie in Deutschland“, sagte Östberg. Vielleicht dauere es noch „20 bis 40 Jahre“, bis Deutsche genauso häufig Essen bestellten wie Menschen in anderen Industriestaaten.

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